Sport
Outdoor

Von Parkinson liess er sich nicht stoppen: Wanderer Yves Auberson ist tot

Yves Auberson Parkison
Yves Auberson unterwegs auf grosser Mission.Bild: défi parkinson

Von Parkinson liess er sich nicht stoppen – nun ist der mutigste Wanderer der Schweiz tot

Yves Auberson aus Nyon hat die Welt bewegt und ihr Respekt abverlangt, als er trotz Parkinson über 1000 Kilometer am Stück in den Schweizer Alpen zurücklegte. Weil seine Krankheit immer schlimmer wurde, schied er nun aus dem Leben.
Cet article est également disponible en français. Lisez-le maintenant!
10.04.2023, 18:1711.04.2023, 15:27
Julien Caloz
Julien Caloz
Mehr «Sport»

In einer Mitteilung mit dem Titel «Ein grosser Mann ist von uns gegangen» gab die Vereinigung Défi Parkinson den Tod von Yves Auberson bekannt. Der 54-Jährige aus Nyon war im Jahr 2020 mit seiner unglaublichen Wanderung vom Genfersee ins Bündnerland und wieder zurück einem breiten Publikum bekannt geworden.

Mehr als 1000 Kilometer wanderte er durch die Berge. Oft fiel er hin, aber immer wieder stand er auf. Er nahm den Kampf gegen die unheilbare neurodegenerative Krankheit, die Ärzte bei ihm im Alter von 35 Jahren diagnostiziert hatten, an. Das Leiden wurde zu seinem ständigen Begleiter, Auberson sprach von ihm als «Monsieur Parkinson».

Yves Auberson Route
Die Route von Yves Auberson.Bild: france télévision

Dieser blinde Passagier verursachte Zittern und unwillkürliche Bewegungen, die den Mann aus Nyon verunsicherten und ihn verlangsamten, aber nicht aufhalten konnten. «Wenn ich gehe, fühle ich mich, als würde ich leben. Die Krankheit verschwindet dann», betonte Yves Auberson regelmässig. Sein Mut und seine Selbstlosigkeit brachten ihm in der Region La Côte am Genfersee den Titel «Person des Jahres 2020» ein.

«Ich bin wie ein Hai»

Die Öffentlichkeit war gerührt und entdeckte einen Mann, dessen Mut bewundernswert war. Auberson trug auch dazu bei, dass wir mehr über die unbekannten Symptome der Krankheit erfahren haben, zu denen auch unkontrollierte Bewegungen des betroffenen Körpers gehören.

Ein Portrait von Yves Auberson.Video: YouTube/Swiss Medical Network

«Diese Muskelunruhe nennt man Dyskinesie. Mein Körper wacht so sehr auf, dass ich schwitze, als würde ich laufen. Es ist ausser Kontrolle», erklärte Auberson bei «Le Temps». Betroffene leiden auch unter dem Gegensymptom, dem Freezing. «Es ist, als würde man mir Blei in die Venen giessen. Das macht mir am meisten Angst», gab der Wanderer zu. Er verglich seine Situation so: «Ich bin wie ein Hai: Wenn ich mich nicht bewege, sterbe ich.»

Tag für Tag musste Auberson 15 Pillen schlucken. Im Frühjahr 2021 hatte er sich einer Operation unterzogen. Mithilfe von Elektroden in seinem Gehirn sollten ihm einige Jahre eines «normalen» Lebens geschenkt werden. «Aber die Krankheit entwickelte sich viel schneller als erhofft und die Zellen zerstörten sich weiter … zu schnell», sagte sein Freund Michel Zryd.

Zu «Conquest of Paradise» aus dem Leben geschieden

Yves Auberson hatte seinen Tod beschlossen und organisiert, wobei er von der Vereinigung Exit unterstützt wurde. «Dieser Sportler hätte mit 54 Jahren das Leben in einem Pflegeheim kaum ertragen», schrieb der Journalist Didier Sandoz am Donnerstag. Vor etwa drei Wochen sei der Entschluss gefasst worden, seinen Schmerzen ein Ende zu setzen. Auberson kehrte ein letztes Mal in sein Studio in Nyon zurück, um sich zu «Conquest of Paradise» von Vangelis von seinen Lieben und dem Leben zu verabschieden.

Vangelis mit «Conquest of Paradise».Video: YouTube/Vangelis - Topic

«Umgeben von der Liebe seiner Angehörigen ist Yves Auberson so gegangen, wie er gelebt hat, mit Mut und Würde», teilte die Vereinigung Défi Parkinson mit. Ein grosser Mann ist von uns gegangen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«La Vie en Jaune» – Pascal Bourquin will in 28 Jahren JEDEN Wanderweg der Schweiz ablaufen
1 / 30
«La Vie en Jaune» – Pascal Bourquin will in 28 Jahren JEDEN Wanderweg der Schweiz ablaufen
Pascal Bourquin auf dem Schwengliflüeli bei Langenbruck BL. Bis 2041 will er alle Wanderwege der Schweiz gesehen haben.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
11 Dinge, die bei deiner nächsten Wanderung schiefgehen können
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
niklausb
10.04.2023 18:35registriert März 2015
Ein echter Held! Hut ab. Möge er ohne Spasmen und Schmerzen, durchs Jenseits wandern.
1212
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lordkanzler-von-Kensington
10.04.2023 19:02registriert September 2020
Der Tod eines Menschen ist immer traurig.
Aber es ist eine Selbstermächtigung, in Würde gehen zu dürfen (zu können), bevor Krankheit einen wesensverädert oder Siechtum Eintritt. Sterben, wie man gelebt hat, frei.
Ich hoffe, er hatte einen friedlichen Übergang. Im Leben hat er das Maximum beschritten.
Respekt.
1021
Melden
Zum Kommentar
avatar
schwarz-ühl
10.04.2023 18:37registriert Februar 2023
tolle Geschichte, beeindruckender Mensch.
971
Melden
Zum Kommentar
8
Darum hängt ein Schneepflug in der «Hall of Fame» der New England Patriots
12. Dezember 1982: Dass die New England Patriots gegen die Miami Dolphins siegen, haben sie Mark Henderson zu verdanken. Der ist kein Footballer, sondern fährt im Stadion den Schneepflug.

Ein Football-Spiel geht in der Regel eher nicht mit 3:0 aus. Für einen Touchdown mit anschliessendem Field Goal gibt es ja bereits sieben Punkte. Aber die Partie zwischen den New England Patriots und den Miami Dolphins am 12. Dezember 1982 ist ja auch kein gewöhnliches Football-Spiel.

Zur Story