Beim olympischen Eishockeyturnier ist alles anderes. Fünf Punkten, warum es noch nie so war und was anders ist.
Die Hockeywelt ist gross und dicht bevölkert wie nie zuvor. Vor 30 Jahren wäre ein Turnier ohne die besten 700 Spieler eine Operetten-Veranstaltung geworden. Aber in den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der gut ausgebildeten Spieler mehr als verdoppelt. Wenn das Turnier vorüber ist, werden wir erstaunt feststellen, dass wir ohne die NHL-Superstars grossartiges Hockey gesehen haben.
NHL-Hockey bzw. nordamerikanisches Hockey ist direkter, intensiver, rauer. Nun wird auf den breiteren europäischen Eisfeldern gesielt und nicht die nordamerikanische, sondern die europäische (und schweizerische) Hockeykultur prägen das Turnier. Spielerische Sinfonien statt raues Rock’n’Roller Hockey.
Ein Schweizer als Superstar. Weil die 700 besten Spieler (die NHL-Profi) fehlen ist es ein weitgehend «namenloses» Turnier. Ich wäre gar nicht darauf gekommen. Es sind die nordamerikanischen Chronisten, die darauf hinweisen, dass der ehemalige NHL-Titan Jonas Hiller der bekannteste Torhüter des gesamten Turniers sei. Das ist doch schon mal etwas.
Weil die grossen Namen fehlen, gibt es eine weniger klare internationale Hierarchie. Mit den NHL-Profi sind die Grossen (Kanada, USA, Russland, Tschechien, Finnland, Schweden) für die Kleinen in der entscheidenden Phase praktisch unantastbar. Ohne NHL Profi kommt es zu einer «Demokratisierung», zu einer noch nie gesehenen Ausgeglichenheit.
Der Weg zu Gold oder mindestens zu Medaillen ist für fast alle offen. Oder besser: so offen wie vielleicht noch nie in der olympischen Geschichte. Bis 1952 dominierten die Kanadier, ab 1956 bis in die 1990er Jahre die Sowjets, ab 1998 die NHL-Titanen – und jetzt ist eine Prognose so schwierig wie nie.
Der weltberühmte amerikanische Künstler sagte 1968, als die Welt noch eine ganz andere war:
Nun erfüllt sich diese Prophezeiung im olympischen Eishockeyturnier. Die 700 grössten Namen des Welteishockeys (die NHL-Profi) fehlen. Eine einmalige Chance, ein olympischer Held zu werden. Die Ausgeglichenheit führt dazu, dass ein jetzt noch namenloser Spieler mit einer einzigen «tapfere Tat» olympische Geschichte schreiben und eishockeyweltberühmt werden kann.
Auch jeder Schweizer Spieler und der Nationaltrainer hat jetzt die Chance, für eine Viertelstunde weltberühmt zu werden. Das olympische Turnier geniesst weltweit beim sonst nicht am Hockey interessierten Publikum im Quadrat mehr Beachtung als eine WM oder die NHL. Sportlichen Weltruhm, der in alle Länder der Erde ausstrahlt, gibt es im Eishockey nur auf der olympischen Bühne.