Sport
Ski

Olympia 2030: Die Zustimmung ist gross, aber die Geldfrage bleibt

epa09727387 Athletes of Switzerland arrive for the Opening Ceremony of the Beijing 2022 Olympic Games at the National Stadium, also known as Bird's Nest, in Beijing China, 04 February 2022. EPA/J ...
Die Schweiz macht sich auf, erstmals seit 1948 wieder Olympische Winterspiele zu organisieren.Bild: keystone

Grosse Zustimmung zu Olympia, aber es bleibt die 250-Millionen-Franken-Frage

Am Swiss Sport Forum im KKL Luzern trafen sich jene Kreise, die bei einem sportlichen Grossanlass in der Regel das Portemonnaie öffnen. Wie stehen sie zu den Schweizer Plänen für Winterspiele 2030?
20.11.2023, 07:4020.11.2023, 07:43
Rainer Sommerhalder / ch media
Mehr «Sport»

Gleich zu Beginn musste man Farbe bekennen. «Wer ist für Olympische Winterspiele in der Schweiz?», fragte der Moderator vor der ersten von zahlreichen Diskussionsrunden rund um das Jahrzehnt der sportlichen Grossanlässe in der Schweiz. Kaum jemand im Saal sprach sich dagegen aus.

Am 29. Swiss Sport Forum im KKL Luzern trafen sich jene Entscheidungsträger, die bei einem sportlichen Grossanlass in der Regel das Portemonnaie öffnen müssen. Wie stehen sie zu den Schweizer Plänen für Winterspiele 2030?

«Das gab mir einen Schlag in die Magengrube»: Aline Trede, Fraktionschefin der Grünen, zur Abwahl von Ständerätin Lisa Mazzone.
Grünen-Politikerin Aline Trede will mehr Vorlaufzeit für ökologische Spiele.Bild: keystone

Als erstes musste sich Aline Trede, die Nationalrätin der Grünen, auf dem Podium gegen eine Armada von Olympia-Befürwortern behaupten. Die Bernerin sagte, sie sei nicht gegen Olympische Winterspiele, «aber man benötigt mehr Vorlaufzeit, um wirklich nachhaltige Spiele auf die Beine zu stellen». Trede vermisst in der Machbarkeitsstudie Aussagen zur Schneesituation in knapp zehn Jahren.

Sport soll nicht zum Prügelknaben werden

Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann erwiderte, dass Schnee 2030 nicht das Problem sein werde. Zu den jüngsten Diskussionen rund um die Gletscher-Skirennen in Zermatt meinte der frühere Abfahrts-Weltmeister: «Manchmal komme ich mir vor wie ein Prügelknabe für den Klimawandel. Ich will den Sport nicht missbraucht sehen für eine gesellschaftspolitische Herausforderung.»

Ruthi Wipfli Steinegger, die Vizepräsidentin von Swiss Olympic, verlangte vom Schweizer Sport auf dem möglichen Weg einer Kandidatur hinblicklich der weiteren Bewerber: «Wir müssen Selbstvertrauen zeigen!».

Urs Lehmann, Praesident des Schweizer Skiverbandes Swiss-Ski und Praesident des Organisationskomitees der Ski Weltmeisterschaften 2027 in Crans-Montana, spricht in einem Interview ueber die personelle ...
Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann mag nicht mehr Prügelknabe sein.Bild: keystone

Das Swiss Sport Forum war ein guter Pulsfühler, ob die Finanzierung eines Olympiabudgets von 1.5 Milliarden Franken realistisch ist. Gemäss Konzept sollen Bund und Kantone für die Sicherheitskosten, im operativen Bereich jedoch lediglich für Aufwendungen rund um die Paralympischen Spiele aufkommen müssen. Die Olympischen Spiele will man komplett privat bestreiten.

Ist es taktisch schlau, Bundesgelder schon jetzt abzulehnen?

SP-Nationalrat und Sportpolitiker Matthias Aebischer, bekräftigte seine Unterstützung für das Schweizer Olympiakonzept. Er findet es aber gewagt, dass man von vornerein Staatsgelder ausschlagen will. «Bei einem solchen Riesenevent entstehen immer irgendwelche Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, mit denen niemand gerechnet hat. Vielleicht ist man über eine spätere Unterstützung durch den Bund noch froh.»

250 Millionen sollen Schweizer Sponsoring-Partner an Olympische Winterspiele beitragen, sagt die Machbarkeitsstudie. Ein stolzer Betrag in der Höhe eines Viertels der üblichen Gelder, die so pro Jahr in den Schweizer Sport fliessen. Urs Lehmann meinte nichtsdestotrotz, das sei realistisch. «Es gibt bereits Interessenbekundungen von Seiten, wo ich es nie für möglich gehalten hätte.»

Die Eindrücke und Voten am Swiss Sport Forum stützten Lehmanns Worte. Bruno Marty vom Sportvermarkter Infront sprach aus Sicht der Sponsoren von «goldenen Aussichten, den Wintersport und die Schweiz voranzubringen». Jürg Capol, früherer Marketingchef des internationalen Skiverbandes bliess ins gleiche Horn: «Wir haben in der Schweiz die Kapazitäten und das Know-how, um Winterspiele durchzuführen. Es gibt zwei Gründe, die für kritische Stimmen sorgen: Die Kosten und das IOC.»

Bist du für Olympische Winterspiele in der Schweiz?

Kritischer Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit

Auch Nicholas Bornstein, Geschäftsführer der NGO «Protect Our Winters», attestierte dem Schweizer Sport, dass er Olympische Winterspiele auf eine Weise organisieren kann, dass sie auch bei seiner Organisation auf Kredit stossen. Er forderte «ehrliche und authentische Schritte in der Konzeption des Anlasses. Nachhaltigkeit darf keine Alibiübung sein, nur weil es Auflagen gibt und das Thema gut fürs Image ist. Für die Glaubwürdigkeit ist entscheidend, dass man es wirklich ernst meint.» Protect Our Winters werde das Projekt kritisch begleiten, «wir wollen es aber nicht verhindern».

Die Organisation «Protect Our Winters Switzerland» will Olympia 2030 kritisch hinterfragen, aber nicht verhindern.

Als Abschluss ging es auf dem Podium um die Frage, wie man Euphorie für Olympische Spiele in der Schweiz entfache. Politiker Aebischer meinte, es müsse nicht schon jetzt eine Euphorie entstehen. «Ich bin mir sicher: Wenn es losgeht, sind alle mit dabei».

Sportmanagerin Janine Geigele sieht Fragezeichen zur gigantischen Dimension eines solchen Anlasses. Und sie erinnerte daran, dass die Spiele – und auch frühere sportliche Grossanlässe in der Schweiz – in der grossen Mehrzahl mit einem satten Defizit endeten.

Roger Schnegg, Direktor von Swiss Olympic, brachte dieser Mahnfinger nicht aus der Ruhe. Er nahm den Auftrag, über Euphorie zu reden, ernst und meinte mit Blick ins Publikum: «Diese Spiele haben die Kraft, etwas in der Schweiz zu bewegen.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
25 fantastisch knappe Fotofinishs
1 / 27
25 fantastisch knappe Fotofinishs
NASCAR Cup Series, Atlanta, 2024: Daniel Suarez (unten) siegt drei Tausendstel vor Ryan Blaney (oben) und sieben Tausendstel vor Kyle Busch (Mitte).
quelle: tsn
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Hausi, hast du lieber kein Geld oder keine Frau?» – «Ist beides ein Kabis»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Roli_G
20.11.2023 09:15registriert Januar 2021
Wenn eine Frage nach dem Risiko, dass es in 7 Jahren nicht genügend Schnee hat, einfach mit einer Leugnung der Situation beantwortet wird, sehe ich Probleme mit der Seriosität der Planung. Klimawandel ist eine Realtität und wir werden nicht einfach so eine Lösung dafür finden.
248
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bulldog
20.11.2023 10:33registriert Januar 2020
Abstimmen und Schluss ist mit dieser Schnapsidee
2010
Melden
Zum Kommentar
22
Maradona rutscht bäuchlings über den Rasen – als Trainer, nicht als Spieler
11. Oktober 2009: Die Lage ist ernst, Argentinien droht die WM 2010 in Südafrika zu verpassen. Gegen Peru muss ein Sieg her, doch es steht bis zur 93. Minute 1:1. Bis Martin Palermo trifft und alle Dämme brechen.

In der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika stehen Argentinien und sein Trainer Diego Maradona unter Druck: Der Weltmeister von 1978 und 1986 droht das Turnier zu verpassen. Gegen das letztklassierte Peru ist ein Heimsieg Pflicht – andernfalls ist der Nationalheilige seinen Job wohl los.

Zur Story