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Ski-Weltcup: Mikaela Shiffrin verzichtet auch 2025/26 auf Abfahrten

FILE - United States' Mikaela Shiffrin poses with her commemorative skis for her 100th victory after an alpine ski, women's World Cup slalom, in Sestriere, Italy, Sunday, Feb. 23, 2025. (AP  ...
Mikaela Shiffrin fährt auch im kommenden Weltcup-Winter keine Abfahrten.Bild: keystone

Shiffrin verzichtet auf Abfahrten und erklärt, wieso sie gerne über ihre Dämonen spricht

Die erfolgreichste Skifahrerin der Weltcup-Geschichte stellt für Olympia auch den Super-G zur Debatte. Es sind Lehren aus ihrer Vergangenheit.
12.10.2025, 07:5712.10.2025, 07:57
Rainer Sommerhalder / ch media

Mikaela Shiffrin ist gut gelaunt an diesem trüben Regentag in Salzburg. Die US-Skifahrerin verrät bei der Präsentation ihres Ausrüsters Atomic, dass ihr Verlobter Aleksander Aamodt Kilde der bessere Fussballer sei, sie ihn dafür aber im Sprint schlage. «Zumindest über eine sehr kurze Strecke», wie sie präzisiert.

Ihre Passion für Fussball ist zwei Wochen vor dem Start in den alpinen Skiwinter deshalb ein Thema, weil kürzlich bekannt wurde, dass Mikaela Shiffrin als Investorin bei einem neu gegründeten Frauenteam in Denver einsteigt, das ab Frühjahr 2026 in der US-Profiliga mitspielen wird.  «Es wird grossartig. Wir haben noch nicht einmal das gesamte Kader beisammen, aber bereits sind sämtliche Heimspiele ausverkauft», sagt die 30-Jährige. «Ich bin ein grosser Fussball-Fan.»

Auch sehr zufrieden zeigt sich Shiffrin mit ihrer Saisonvorbereitung. Sie fühle sich klar stärker als vor einem Jahr und habe vor allem in den Riesenslalom viel investiert. «Und ich spüre ein sehr grosses Vertrauen in mein Umfeld».

Eine Disziplin streicht die Athletin mit Weltcupsiegen in sämtlichen Bewerben allerdings aus ihrem Repertoire. «Ich werde in diesem Winter keine Abfahrten bestreiten, auch nicht bei den Olympischen Spielen», sagt Shiffrin. Auch den Olympia-Start im Super-G will sie noch nicht bestätigen „Das lasse ich mir noch offen. Ich liebe diese Disziplin, würde sie gerne wieder fahren. Wir werden vor Olympia eine Entscheidung treffen und schauen, ob es Sinn macht.»

Die Summe aller Erlebnisse führten zu Angstzuständen

Dass sich die gemeinsam mit ihrem Verlobten Aleksander Aamodt Kilde im Tirol lebende Amerikanerin beim Saisonhöhepunkt in Cortina kein ähnliches Mammutprogramm wie vor vier Jahren in Peking zumutet, ist zweifellos ihren Erfahrungen geschuldet. Denn Mikaela Shiffrin ist zwar einerseits mit 101 Siegen im Weltcup – davon 64 im Slalom – sowie acht Weltmeistertiteln und fünf Kugelgewinnen im Gesamtweltcup die mit Abstand erfolgreichste Skirennfahrerin der Geschichte.

Doch sie hat zuletzt auch mehrfach die Schattenseiten ihrer grossen Passion miterlebt. 2022 startete sie in Peking sechsmal und gewann keine einzige Medaille. Legendär sind die Bilder, als sie nach ihrem doppelten Ausscheiden im Slalom und Riesenslalom jeweils beim fünften Tor wie ein Häufchen Elend im chinesischen Schnee sitzt und bitterlich weint. Ausgerechnet Mikaela Shiffrin, die doch mit Druck umgehen kann wie kaum eine andere Skifahrerin.

Im Januar 2023 wurde der Sturz ihres Lebenspartners Aleksander Aamodt Kilde in Wengen auch für sie zu einer psychischen Belastungsprobe. Fürsorglich pflegte sie den sonst so starken Wikinger und litt angesichts dessen körperlicher Versehrtheit intensivst mit.

Ein Jahr später traf die Sturzorgie im Weltcup sie selbst. Shiffrin stürzte auf der Olympiapiste von Cortina in der Abfahrt schwer, krachte wie Kilde ungebremst und unkontrolliert in die Fangnetze. Zwar blieben Brüche oder Bänderrisse aus, aber gleichwohl sass der Schock nach dem Abtransport mit dem Helikopter tief.

Nie im Leben hat Shiffrin solche Schmerzen gehabtz

Noch prägender in negativer Hinsicht war ihr Sturz beim Riesenslalom von Killington im November 2024 – auf dem Weg zu ihrem 100. Weltcupsieg. Beim Sturz bohrte sich wohl ein Skistock auf der rechten Seite sieben Zentimeter in ihren Oberkörper und verfehlte den Darm nur um Millimeter. Shiffrin sagte anschliessend, sie habe nie zuvor in ihrem Leben solche Schmerzen verspürt.

Auf dem Weg zu ihrem Comeback zwei Monate später verlor Shiffrin die Freude am Skifahren, das Gefühl für die Technik und den Glauben an ihre Fähigkeiten. Ihre Psychologin diagnostizierte eine posttraumatische Belastungsstörung verbunden mit Angstzuständen, die sie inzwischen überwunden hat.

Shiffrins eigene Mini-Dokumentation zu ihrem Crash in Killington.Video: YouTube/Mikaela Shiffrin

Nicht zum ersten Mal erzählte Mikaela Shiffrin öffentlich von ihren Dämonen. Auf der Internet-Plattform «Player’s Tribune» schrieb sie diesen Sommer sehr persönlich von ihren Schwächen. Wieso sie dies mache?, wird der US-Skistar bei der Atomic-Präsentation gefragt. «Ich spreche gerne über mein Leben und teile meine Erfahrungen mit den Menschen – auch meine negativen Erfahrungen. Das hilft mir bei der Verarbeitung.»

Shiffrin wird auch gefragt, ob dies ihre letzten Olympischen Spiele sein werden. Die 30-Jährige will darauf keine bindende Antwort geben. Sie sei unschlüssig. «Schreiben sie 50:50», sagt sie lachend. Als sie auf das Comeback ihrer 40-jährigen Landsfrau Lindsey Vonn angesprochen wird, sagt die Rekordsiegerin allerdings: «Ich sehe mich mit 40 Jahren nicht mehr als Skifahrerin. Aber jede Person lebt ihre Leidenschaft individuell aus. Lindsey inspiriert viele junge Sportlerinnen. Das ist, was zählt.»

Mit dem Alter wird der Skistar noch nervöser

Dass Mikaela Shiffrin niemandem mehr etwas beweisen muss und ganz ohne Druck in Sölden antreten kann, befreit sie nicht wirklich vor der Nervosität. «Oh ja, ich bin nervös. Ich glaube sogar, mit dem Alter werde ich noch nervöser als früher.» Die Ski-Dominatorin erklärt sich dies mit dem Umstand, dass sie inzwischen genau wisse, «wie es sich anfühlen müsse, um erfolgreich zu sein. Aber man weiss in meinem Alter eben auch, dass man diesen perfekten Zustand nicht immer erreichen kann.»

Neben Olympia gibt es eine Weltcup-Station, auf die sich Mikaela Shiffrin in diesem Winter besonders freut. Erstmals seit drei Jahren stehen die Technikrennen von Spindleruv Mlyn in Tschechien wieder im Kalender. An diesem Ort hat die inzwischen 157-fache Podestfahrerin am 11. März 2011 ihr Debüt im Weltcup erlebt. Zwei Tage vor ihrem 16. Geburtstag und gecoacht vom stolzen Vater Jeff. Dieser starb 2020 bei einem Unfall. Auch dies ein Schicksalsschlag, der Mikaela Shiffrin geprägt und psychisch stark belastet hat. Auch über diese Dämonen hat sie offen und öffentlich gesprochen. (aargauerzeitung.ch)

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Mikaela Shiffrin ist nicht nur die beste Skifahrerin der Welt – sie kann auch noch singen!
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7 Kommentare
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Gulasch
12.10.2025 15:21registriert März 2014
Eine Frau sollte man nie als Ziege bezeichnen, aber Sie ist halt ganz klar und wohlverdient die GOAT 🐐 !!!
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7
Schwingen rockt in Bern – wird gar das Wankdorf gefüllt?
In nur einem Tag sind fürs Berner Kantonale 2026 im Wankdorf im Vorverkauf 10'000 Tickets abgesetzt worden. Nicht nur Romantiker träumen von einem vollen Stadion.
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