Es war einmal mehr eine fabelhafte Saison, die Marco Odermatt im vergangenen Winter in den Schnee gezaubert hat. Gesamtweltcupsieg und insgesamt vier Kristallkugeln, dazu noch WM-Gold im Super-G. Die Kugelsammlung des Nidwaldners beträgt mittlerweile schon 13 Stück.
Das sei schon fast unglaublich, sagt Marco Odermatt im «Sportpanorama» des Schweizer Fernsehens, als er die Saison Revue passieren lässt. «Insbesondere, wenn man weiss, wie viel Arbeit, Schweiss und Energie dahintersteckt und wenn man bedenkt, wie schwierig ist, es nur schon eine Kugel zu gewinnen.» Die Wertschätzung sei bei ihm persönlich immer noch gleich gross, wie bei der ersten Kugel, auch wenn die Gefühle mittlerweile natürlich etwas anders seien. Die Wertschätzung war auch vom Publikum riesig. Als der Ski-Star das Studio betrat, wollte der Applaus gar nicht mehr enden.
Übrigens: Für die Riesenslalom-Kristallkugel, die ihm beim Weltcupfinal in Sun Valley in die Brüche gegangen ist, hat er eine Lösung gefunden. Bei einem Event seines Ausrüsters Stöckli hätte er einen eigens angefertigten Ständer erhalten. «Die Kugel ist vielleicht etwas symbolisch für den nicht ganz perfekten Saisonstart im Riesenslalom», sagt Odermatt.
In den ersten beiden Riesenslaloms der Saison in Sölden und Beaver Creek schied der Schweizer überraschend aus. «Natürlich hat das einige Fragen aufgeworfen», meint der 27-Jährige. Am Ende sei es vermutlich auch einfach etwas fehlendes Glück gewesen, nachdem ihm in der Vorsaison beinahe alles gelungen sein.
Am Ende hat es ja trotzdem wieder für die (mittlerweile kaputte) Kugel gereicht. Der Rest der Riesenslalom-Saison sei gut gewesen, wenn auch nicht mehr so dominant. Dafür habe er in der Abfahrt nochmals einen Schritt gemacht.
Das sieht Odermatt auch nochmals bestätigt in einer SRF-Zahlenspielerei, die zeigt, dass er ohne die Rennen im Riesenslalom den Gesamtweltcup trotzdem nur um vier Punkte verpasst hätte. «Das zeigt, dass die Speed-Saison speziell gut war», meint der Nidwaldner. Er glaube aber, dass es auch künftig fast unmöglich sei, nur mit Abfahrt und Super-G die grosse Kugel zu gewinnen, weil dort schlicht weniger Rennen stattfinden.
Trotzdem werde er sich künftig Gedanken machen müssen, wo er Abstriche machen könne. «Nächstes Wochenende ist mein erstes freies Weekend seit November. Das kann ich nicht noch zehn Jahre weiterziehen», erklärt Odermatt. In einem oder zwei Jahren werde er sich dann fragen müssen, wie dieser Verzicht aussehe. Ob er auf eine ganze Disziplin, oder nur auf einzelne Rennen verzichte.
«Körperlich spüre ich noch keine Veränderungen gegenüber dem 20-jährigen Odermatt. Das ist ein grosses Privileg, sonst wären diese konstanten Leistungen nicht möglich.» Aber im Kopf sei er vielleicht nicht mehr ganz so frisch wie seine jüngeren Kollegen.
Schweizer Ski-Fans müssen sich aber keine Sorgen machen, dass ihrem Überflieger bald die Motivation fehlen könnte. Natürlich sei der Abfahrtssieg in Kitzbühel immer noch ein grosses Ziel. «Und mit Olympia im nächsten Winter und der Heim-WM im Jahr darauf gehen die Ziele nicht aus. Da ist durchaus noch Hunger vorhanden.»
Nach einer strengen Woche mit vielen Terminen, Training und Materialtests gehe es nun darum, endlich mal abzuschalten zu können. Dafür will Odermatt aber nicht schon wieder in einen Flieger steigen: «Seit dem November war ich nur 21 Nächte zuhause, darum geniesse ich das jetzt mal.»