Gestern haben die US Open begonnen und damit das Ende einer Ära besiegelt. In New York hat Serena Williams ihren letzten Auftritt als Profispielerin. In der Nacht auf heute gewann sie in der ersten Runde gegen Dana Kovinic mit 6:3 und 6:3. Die 40-jährige, 23-fache Grand-Slam-Siegerin im Einzel hatte vor wenigen Wochen ihren Rücktritt angekündigt. Gut möglich, dass es ihre zwei Jahre ältere Schwester Venus ihr demnächst gleichmacht.
Die beiden spielen beim Major-Turnier in New York auch noch gemeinsam Doppel. Die Williams-Schwestern haben das Frauentennis geprägt wie kein anderes Duo. Nicht nur, dass sie kombiniert in Einzel und Doppel 58 Grand-Slam-Titel gefeiert haben, sie begründeten mit ihrem Power-Spielstil von der Grundlinie auch eine neue Ära.
Diese Ära endet nun, aber es steht bereits ein neues Schwestern-Duo bereit, das in der Zukunft die WTA-Tour mitprägen könnte: Linda und Brenda Fruhvirtova aus Tschechien.
Linda (WTA 147) ist im Mai 17 Jahre alt geworden und hat sich am US Open zum ersten Mal für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers qualifiziert. Brenda ist zwei Jahre jünger und hat in ihrer ersten Saison als Profi bereits sechs ITF-Turniere der 25'000er-Kategorie gewonnen. In der Weltrangliste findet man sie bald schon unter den besten 200.
«Mein Ziel ist es, die Weltnummer 1 zu werden und Grand Slams zu gewinnen», sagt die ältere Linda – ein Unterfangen, das ihr viele Experten zutrauen. Schliesslich stand die 17-Jährige dieses Jahr unter anderem schon im Achtelfinal des WTA-Turniers von Miami und schlug auf dem Weg dorthin Elise Mertens und Viktoria Asarenka.
Brenda hat derweil am vergangenen Wochenende in Braunschweig das vierte Turnier und das 20. Spiel in Folge gewonnen. Die jüngste ITF-Turniersiegerin der Tennisgeschichte gab dabei wie schon beim Turnier zuvor keinen einzigen Satz ab. Bei ihr ist eine erfolgreiche WTA-Karriere aber noch etwas weiter weg.
Dass die zwei Tschechinnen derart gut sind, liege daran, dass sie sich gegenseitig pushen, glaubt Vater Hynek Fruhvirt. «Die jüngere Schwester will immer gegen die ältere gewinnen und die ältere hasst es, zu verlieren», sagte er. Es habe bereits einige intensive Duelle gegeben. Auf dem Platz seien sie jeweils Konkurrentinnen, sobald sie diesen verlassen, sehe das aber wieder ganz anders aus.
Interesting to watch 15 year old Fruhvirtova play Cornet tonite. She practiced at my Academy for a few weeks in January and was very impressive, playing sets with WTA pros and competing with them showing confidence and skill...She’s got it....
— Chris Evert (@ChrissieEvert) April 14, 2021
Wenn es geht, trainieren die beiden Schwestern jeweils zusammen und bilden auch ein Doppel-Paar. «Sie ist wirklich gut. Ich kann es kaum erwarten, bis Brenda auch auf der WTA-Tour spielt, dann können wir alles gemeinsam machen», sagte Linda im Frühling dieses Jahres.
Ihre Lieblingsspieler seien immer Serena Williams und Roger Federer gewesen, erklärte die 17-jährige Linda. Trotzdem möchte sie von niemandem irgendetwas kopieren: «Ich spiele so, wie ich will.»
Einen leichten Schweizer Bezug hat das tschechische Tennistalent dennoch: Im vergangenen Winter wurde Linda beim bekannten Juniorenturnier Orange Bowl eine Zeit lang von Ivan Bencic, dem Vater von Belinda Bencic, betreut. Belinda traf dieses Jahr auch schon auf die junge Spielerin. In der zweiten Runde von Charleston gewann die Schweizerin mit 6:1 und 7:6.
Between the two of them, they've already played .... 223 matches in 2021 (with more to come at the Orange Bowl this week).
— Stephanie Myles (@OpenCourt) December 7, 2021
That's the scary part. The interesting part is that they have a famous tennis dad/coach watching on in Florida – Ivan Bencic.https://t.co/T96mHr8gxR pic.twitter.com/PDP7y90MB5
Das Schwestern-Duo trainiert auch regelmässig in der Akademie von Serena Williams' langjährigem Trainer Patrick Mouratoglou. Der Franzose traut Linda Fruhvirtova Grosses zu: «Sie ist extrem zäh. Ihre grösste Stärke liegt im mentalen Bereich. Sie will jeden einzelnen Sieg so sehr», sagt Mouratoglou. Spielerisch stehe sie immer näher an der Grundlinie und bringe so viel Power in die eigenen Schläge. Zudem mache die junge Tschechin kaum Fehler.
Heute Abend bietet sich Linda Fruhvirtova die Möglichkeit, den steilen Aufstieg fortzusetzen. Sie trifft in der ersten Runde am US Open um etwa 17 Uhr auf die Chinesin Wang Xinyu. Die kleine Schwester Brenda verzichtet auf einen Start am Juniorinnenturnier.