Nach zwei Stunden und 15 Minuten war es geschafft. Marc-Andrea Hüsler rang Nicolas Almagro, einst die Nummer 9 der Welt, 6:7, 6:3, 7:6 nieder. «Es fühlt sich toll an», freute sich der Zürcher. «Schon in den letzten Wochen gelang es mir, in den entscheidenden Momenten gut zu servieren. Mein Aufschlag hat auch dieses Spiel entschieden.»
Schweizer Sensation! Marc-Andrea Hüsler wins his first match ever in an ATP main draw in a spectacular fight against @NicoAlmagro 6:7(8) 6:3 7:6(4)@swiss_tennis #ATP #Gstaad #Gstaad2018 #JSSSOG
— Swiss Open Gstaad (@SwissOpenGstaad) 24. Juli 2018
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Hüsler überzeugte gegen den übergewichtig wirkenden Almagro. Er trumpfte gross auf und dominierte die Partie mit seinem Aufschlag. Die Favoritenrolle half Nicolas Almagro nichts. Der mittlerweile 32-jährige Spanier triumphierte vor acht Jahren in Gstaad und schaffte es im Ranking bis auf Platz 9. Eine Knieverletzung warf ihn im letzten Jahr weit zurück.
Der Sieg bringt Hüsler (ATP 402) in der Weltrangliste rund 40 Plätze nach vorne. Gewinnt er am Donnerstag auch den Achtelfinal gegen den Argentinier Facundo Bagnis (ATP 177), einen anderen Aussenseiter, springt er sogar rund 80 Plätze nach vorne. Hüsler ist zuversichtlich, auch gegen den ihm noch unbekannten Gegner bestehen zu können: «Vor zwei Wochen habe ich erstmals in meiner Karriere einen Top-200-Spieler schlagen können. Ich weiss jetzt, dass ich auch gegen Bagnis gewinnen kann.»
Dass Hüsler für einen Exploit sorgen konnte, zeigt aber auch, wie schade es ist, dass es an der 103. Austragung des Turniers zu einer traurigen Premiere kam: Erstmals kann und darf in Gstaad nur ein Schweizer mitspielen – eine unhaltbare Situation für die Organisatoren.
Vieles lief vor dem Turnier schief. Klar sind die Gründe, warum Roger Federer in Gstaad nicht mehr aufschlägt. Weniger gut nachvollziehbar ist, dass Stan Wawrinka, der dringendst ATP-Punkte benötigte, nur für einen PR-Auftritt ins Saanenland reiste. Das Verhältnis zwischen Wawrinka und den Gstaader Organisatoren soll nicht mehr das beste sein.
Spätestens als Wawrinka Mitte Juni seinen Start absagte, hätten die Organisatoren oder der Tennisverband als Mitbesitzer des Turniers (und Inhaber zweier Wildcards) mit Henri Laaksonen das Gespräch suchen müssen. Das geschah nicht. Laaksonen wurde auf die Folter gespannt und rächte sich mit dem kurzfristigen Absprung nach Hamburg.
Der Tennisverband «verschenkte» daraufhin seine zweite Wildcard einem jungen Kanadier. Das wiederum erboste den Walliser Yann Marti. Der 30-jährige Marti kämpft nach einer Ellbogenoperation um den Anschluss und verfügt wie Hüsler über das Potenzial, an einem Turnier wie Gstaad eine Rolle spielen zu können (Achtelfinalist 2014). Dass Marti vom Verband übergangen wurde, führte schliesslich zum Vorfall, bei dem Marti dem Davis-Cup-Captain Severin Lüthi mit ungeschickter Wortwahl die Leviten las, was später zu Martis Ausschluss führte.
Yann Marti meldete sich am Dienstag bei Radio «Rhône FM» zu Wort. An ihm sei wieder einmal ein Exempel statuiert worden. Er ist überzeugt, dass das, was er getan hat, jedem anderen Spieler durchgelassen worden wäre. Marti beschuldigte Severin Lüthi, aus einer Bagatelle, einer Mücke, einen Elefanten gemacht zu haben. Lüthi habe ihn denunziert – und ein derartiges Verhalten sei eines Davis-Cup-Captains unwürdig. (ram/sda)