Die Erleichterung bei Belinda Bencic (WTA 35) ist nach einer formidablen Leistung riesig. Im vierten Anlauf gewinnt sie beim Rasenklassiker endlich einen Achtelfinal. «Ich bin so glücklich», erzählt sie. «Ich habe so viele Erinnerungen an dieses Turnier.»
Sie meint damit nicht den Triumph von Martina Hingis im Jahr ihrer Geburt. «Den habe ich nur im Replay gesehen.» Aber an die acht Siege von Roger Federer. «Als Roger hier erstmals gewann, war ich sechs Jahre alt. Das ist meine älteste Erinnerung.» Nun steht sie beim Turnier, das sie einst als Juniorin gewann und das ihr so viel bedeutet, erstmals in der Runde der besten acht. Zuvor gelang ihr dies einzig dreimal am US Open, wo sie 2019 sogar die Halbfinals erreichte.
Die nächste Hürde wird aber immens hoch. Gegnerin ist am Mittwoch die Russin Mirra Andrejewa (WTA 7), die sich in blendender Form präsentiert und auch gegen die Amerikanerin Emma Navarro (WTA 10) ohne Satzverlust blieb. Gegen die erst 18-Jährige hat Bencic noch nie gespielt.
Auf der Leistung gegen Jekaterina Alexandrowa (WTA 17) kann sie aber auf jeden Fall aufbauen. Einzig mit dem Sieg vor Augen geriet sie noch etwas ins Zittern. Im zweiten Durchgang schlug die Olympiasiegerin und Schweizer Sportlerin des Jahres 2021 nach einem Break zum 5:3 zum Sieg auf, konnte aber fünf Matchbälle nicht verwerten. Der sechste war dann ein Game später der passende.
«Für euch war es sicher unterhaltsam», meinte Bencic erleichtert beim Platzinterview. «Für mich war es Stress pur.» Trotzdem habe sie das Spiel auf dem zweitgrössten Court Nummer 1 genossen. Nachdem sie dreimal an der Hürde Achtelfinal gescheitert sei, bedeute ihr dieser Sieg nun sehr viel. «Es ist verrückt, ich bin so happy.» Vor zwei Jahren hatte sie im Achtelfinal gegen die damalige Weltnummer 1 Iga Swiatek noch nach eigenem Matchball verloren.
Nun steht sie erstmals seit dem US Open 2021 – und zum ersten Mal als Mutter – im Viertelfinal eines Grand-Slam-Turniers. Eine Tatsache, die auch die internationalen Medien fasziniert. Immer wieder muss – oder darf – Bencic in diesen Tagen Fragen nach ihrem Leben als Mama der fünfzehn Monate alten Bella auf der Tour beantworten. Sie zeigt sich selber überrascht, wie gut es gleich schon läuft.
«Auf dem Platz bin ich wie vor meiner Mutterschaft», erklärt sie. «Ich bin emotional, mein Sport bedeutet mir enorm viel.» Bereits beim Australian Open im Januar erreichte Bencic die Achtelfinals. Nach Wimbledon wird sie mindestens bereits wieder die Nummer 23 der Welt sein, hätte sie nicht wegen einer Armverletzung für das French Open passen müssen, stünde sie wohl bereits wieder in den Top 20. Derzeit läuft es auf und neben dem Platz blendend. (nih/abu/sda)