Er war der Erste, der davon berichtete, dass Novak Djokovic die Einreise in Australien verweigert worden ist. Und er war auch der Erste, der um 08.15 Uhr am Donnerstagmorgen Ortszeit verkündete, dass dem Tennisspieler das Visum entzogen worden ist: Paul Sakkal, Politreporter bei «The Age», einer in Melbourne beheimateten Zeitung. Er unterhält gute Beziehungen in die Amtsstuben und wird von beiden Seiten mit Informationen gefüttert. Sakkal sagt, Australiens Regierung betrachte Victoria «als sozialistischen Hafen», die beiden Regierungen bezeichnet er als «politische Feinde».
Im Podcast «No Challenges Remaining» sagt Sakkal, dass die Regierung von Präsident Scott Morrison an Djokovic ein Exempel statuieren wolle und versuche, vom eigenen Versagen in der Pandemiepolitik abzulenken. Australien erlebt derzeit die intensivste Pandemiewelle mit täglich weit über 70'000 Ansteckungen bei 25,5 Millionen Einwohnern. Vor Testcentern gebe es «gigantisch lange» Schlangen und es mangle an Schnelltests. Kurz: «Es herrscht ein absolutes Chaos und Scott Morrison ist angezählt.»
“Rules are rules.”
— Bloomberg Quicktake (@Quicktake) January 6, 2022
PM Scott Morrison says "there are no special cases" for entering Australia after federal authorities denied tennis star Novak #Djokovic’s #Covid19 vaccine exemption to defend his title at the #AusOpen2022 in Melbourne https://t.co/Nw7UIgOWoj pic.twitter.com/ibuD6ek6l5
Das Vorgehen gegen Novak Djokovic mag politisch instrumentalisiert werden, hat nach Einschätzung Sakkals aber seine Richtigkeit. Bisher war von 26 Gesuchen auf Befreiung von der Impfpflicht die Rede, von denen «nur eine handvoll» gutgeheissen worden seien. Gemäss Sakkal handelt es sich dabei um zwei Offizielle, eine Spielerin – eine inzwischen ebenfalls in Hotelquarantäne versetzte Tschechin – und einen einzigen Spieler.
Heisst konkret. Novak Djokovic, der beste Tennisspieler der Gegenwart, ist tatsächlich der einzige Mann, der von der Impfpflicht befreit worden ist.
Das sorge in der Bevölkerung, die mehrere strikte Lockdowns verordnet bekommen hatte und wo die Grenzen während 19 Monaten geschlossen waren, für Empörung. Paul Sakkal sagt: «Die Menschen fragen sich völlig zu Recht: Wie kann es sein, dass sich ein gesunder, junger Athlet wie Novak Djokovic aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann?»
Eine Frage, die auch die Grenzbehörden sich stellten, nachdem Djokovic Anfang Woche in den sozialen Medien angekündigt hatte, er habe mit einer Spezialbewilligung im Gepäck die Anreise auf Australien angetreten. Kurz vor der Landung verlangte die Grenzbehörde vom Bundesstaat Victoria Einsicht in Djokovics Gesuch zur Befreiung von der Impfpflicht, doch diese konnte oder wollte keine Details zum Verfahren nennen.
Sakkal glaubt, die Behörden seien durch frühere Aussagen Djokovics zum Thema Impfung alarmiert gewesen. «Die Behörden wussten, dass hier jemand allenfalls versucht, das System zu umgehen. In Australien wird Djokovic als globaler Kopf der Impfskeptiker gesehen.» Entsprechend akribisch seien die Dokumente bei Djokovics Einreise geprüft worden.
Während die anderen drei von der Impfpflicht befreiten Personen ihren Fall lückenlos und umfangreich dokumentiert hätten mit PCR-Abstrichen, Antikörpermessungen und Bescheinigungen von drei oder vier Ärzten, habe Djokovic neben zahlreichen Schreiben von Tennis Australia nur ein einziges ärztliches Zeugnis mitgeführt. Das überzeugte die Behörden nicht, sie annullierten das Visum und wiesen Djokovic an, Australien innerhalb von 24 Stunden wieder zu verlassen. Zudem habe sich Djokovic in der Anhörung nicht kooperativ gezeigt. Mit einer einstweiligen Verfügung haben seine Anwälte und er aufschiebende Wirkung erreicht.
Am Montag, 10.00 Uhr Ortszeit findet die finale Anhörung statt, nach der entschieden wird, ob der Entzug des Visums widerrufen wird, oder ob Djokovic Australien verlassen muss.
Paul Sakkal glaubt, dass es für die Anwälte von Novak Djokovic schwierig werden dürfte, die Einreise noch auf juristischem Weg zu erzwingen. Er sagt: «Ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem es gelingen soll, zu beweisen, dass die Entscheidung der Grenzkontrolle falsch gewesen ist.» (aargauerzeitung.ch)
Ich hoffe doch, es bleibt dabei, sonst geht in Australien das Theater bei Einreisen erst richtig los.