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Dieser Baby-Rooney ist das Spektakulärste, was Basketball gerade zu bieten hat.

Dieser Baby-Rooney ist das Spektakulärste, was Basketball gerade zu bieten hat

16.01.2018, 15:36
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Im Westen Virginias, im Moccassin Valley, liegt Gate City. 2000 Einwohner, 96 Prozent davon weiss, leben hier. Einst wurden in Gate City ein paar Szenen eines Mel-Gibson-Streifens gedreht. Das war anno 1984. Seither passierte nicht mehr viel. Doch dann kam Mac McClung.

Die Mac-Show, Teil 1:

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bild: youtube/ballislife
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Mac McClung ist ein Sohn des verschlafenen Nests, Gymischüler der lokalen Gate City High School – und ein moderner Rockstar. Das bedeutet, dass seine Videos auf YouTube tausende Klicks generieren. Das bedeutet, dass Rapper Drake dem pickligen Jungen auf Twitter folgt.

Grün und weiss. Das ist der Westen Virginias.
Grün und weiss. Das ist der Westen Virginias.
«Die Kombination aus Athletik und Basketball-Skills macht ihn besser als alle anderen.»
Gegenspieler Adam Hooker der Lebanon Pioneers

«Ernsthaft. Was ist lost mit McClung?», «Der beste weisse Junge, den ich je gesehen habe», «McClung stopft dem Universum das Maul» lauten die Titel der YouTube-Filmchen. Zeigen tun sie alle dasselbe: Wie der Schüler auf dem Basketballplatz Gegner zerstört. In der Luft, von der Dreierlinie, aus der Drehung.

Die Mac-Show, Teil II:

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Das eigentlich erstaunliche an McClung ist die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität. Dem bleichen Wayne-Rooney-Verschnitt traut man durchaus einen Erfolg bei der Traktorenprüfung zu, nicht aber diese unglaubliche Dynamik auf dem Basketballplatz.

«In meinen 10 Jahren als Coach war McClung der schwierigste Gegner, gegen den ich je spielen lassen musste.»
Jarrett Hatcher, Cheftrainer der Robert E. Lee High School von Staunton, Virginia

Dabei hat der (bloss) 1,90 Meter grosse Teenager beim Dunking noch Zeit für Showeinlagen. Mit jordanesker Leichtigkeit zieht er an seinen Gegnern vorbei, legt er den Ball unter dem Korb durch. Auch seine unglaubliche Balance bei den Sprungwürfen erinnert an den GOAT. 40 Punkte oder mehr sind in einem Spiel keine Seltenheit. Oftmals erzielt er mehr als die Hälfte der Punkte seines Teams.

McClung wurde der Sport in die Wiege gelegt. Sein Vater war High-School-Footballer, seine Mutter Fussballerin. Sein Onkel schaffte es als Pitcher sogar in die MLB. Bevor Mac beim Basketball durchstartete, spielte er Football und trainierte Leichtathletik.

Irgendwann kam für den kleinen Mac die Erkenntnis, dass er nicht in vielen Bereichen gut, sondern in einem überragend sein wolle. Fortan fokussierte er nur noch auf Basketball. Im Keller seines Elternhauses befindet sich ein eindrücklicher Fitnesspark, so gross, dass manchmal das gesamte Team dort trainiert.

Die harte Arbeit zahlt sich aus. Mittlerweile füllen er und sein Team die High-School-Stadien. Alle wollen die Internetsensation sehen.

Als seine Blue Devils Ende Dezember in Tennessee ein Gastspiel hatten, bildete sich bereits vier Stunden vor Spielbeginn eine Schlange vor der Turnhalle. Fast 5000 Zuschauer wurden danach Zeugen, wie McClung das einheimische Team im Alleingang vom Platz fegte. Seine 40 Punkte hätten beim 79-43-Sieg fast schon für den Sieg gereicht.

Die Mac-Show, Teil III:

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Zehn der letzten elf Partien haben die Blue Devils gewonnen. «Wir sind die Blue Devils» lautet der erste Satz auf der Homepage nicht etwa der Schule, sondern der Stadt. Im 2000-Seelen-Kaff herrscht so etwas wie Aufregung.

Spassbremsen spielen wieder einmal die Statistiken. Trotz hervorragender Leistungen sind die Blue Devils National nur das 527.-beste Team, trotz eines 30-Punkte-Schnitts gilt auch McClung nicht als Top-Point-Guard seiner Generation. Zu schlecht seien die Gegner. Die einflussreiche Scoutingagentur 247Sports.com sieht McClung gerade mal als Nr. 52 unter den Point Guards landesweit.

Ein ähnliches Bild zeichnen die Uni-Angebote. Zwar zeigten sich über 30 Hochschulen interessiert, das Sprungwunder ins Basketball-Programm aufzunehmen, Top-Basketball-Unis wie Duke, Arizona, UCLA oder Michigan waren aber nicht dabei.

Trotzdem muss man sich um McClung keine Sorgen machen. Im ersten Spiel seiner letzten Saison als High-School-Spieler erzielte er gegen Lee 47 Punkte. Im Publikum sass der Trainer der Georgetown Universität. Und das ist seit dieser Saison kein geringerer als Patrick Ewing.

«Ich liebe einfach alles an diesem Spieler.»
Patrick Ewing über Mac McClung

Ewing ist es gelungen, Mac McClung für seine Universität zu gewinnen. Zwar gilt Georgetown nicht als das Mass aller Dinge im College-Basketball, dafür aber als eine Talentschmiede für kommende NBA-Stars. Illustre Namen wie Alonzo Mourning, Dikembe Mutombo und Allen Iverson sind alles Abgänger dieser Hochschule. 

«Du gehst nach Georgetown, um dort die Bank zu wärmen!»
Fern-Creek-Coach James Schooler zu Mac MacClung, als dieser zu einem Freiwurf ansetzte. McClung antwortete mit einer 44-Punkte-Partie

Derweil geniesst man in Gate City die letze Saison des Mittelschülers McClung. Danach kann im verschlafenen Nest endlich wieder Ruhe einkehren, während sich sein berühmtester Sohn in die Herzen der Hauptstädter dunkt. Georgetown hat sich in der Capital One Arena eingemietet. Diese umfasst 20'000 Zuschauer. Wetten, dass es McClung schafft, dass sich auch dort vier Stunden vor dem Spiel eine Schlange bildet.

Hier gibt es die YouTube-Zusammenschnitte von Mac McClung

Auch schön: der Basketballwurf Weltrekord

Video: watson
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