In der ersten Halbzeit muss die Nummer 1 im Schweizer Tor keinen Ball halten. Und in der zweiten kann er Sakas Schuss wohl nicht halten. Ja, die ganz grosse Parade hat Sommer bislang noch immer nicht auspacken müssen und kann das nun auch nicht mehr tun. Jedoch eine gute muss er in der Verlängerung (95.) doch zeigen, und zwar beim Weitschuss von Rice. Im Penaltyschiessen bleibt Sommer gegen jeden Schützen chancenlos, weil er oft zu früh in eine Ecke taucht.
Schär kennt den Gegner, England ist ja seine zweite Heimat. Entsprechend umsichtig und konzentriert geht er an sein Tagwerk. Wird nach einem Zweikampf mit Bellingham in der 32. Minute verwarnt – eine strenge Bestrafung. Aber Schär spielt richtig gut und packt wieder prächtige lange Bälle aus. Nach einem solchen zu Beginn der zweiten Halbzeit könnte Vargas mehr machen. Und dann steht er mit seinem öffnenden Pass am Ursprung des 1:0. Verwandelt ebenfalls seinen Penalty sicher.
Ein Wort nach 120 Minuten: Sackstark. Es ist schlicht Akanjis Turnier, so weit, so gut, aber eben mit einem fahlen Beigeschmack. Gegen seine drei Teamkollegen bei ManCity, Walker, Foden und Stones, ist Akanji topmotiviert. Und wenn dem Abwehrchef eine Rettungsaktion gelingt, klatscht er sofort mit Sommer ab. Hat in den Startminuten einen kleinen Abspielfehler drin – zum Glück passiert nichts. Dafür passen seine Angriffsauslösungen, seine Zuspiele, sein Stellungsspiel. Es passt einfach alles. Bis auf den Penalty im Elfmeterschiessen. Was für eine Geschichte. Akanji ist der tragische Held, weil er der einzige Schweizer ist, der aus elf Metern an Pickford scheitert – das gibt natürlich Abzug. Schon im letzten EM-Viertelfinal 2021 hat er vom Penaltypunkt gegen Spanien nicht getroffen.
Ohne Verein, man kann es irgendwie nicht wirklich glauben. Doch das wird sich demnächst ändern. Denn Rodriguez ist in diesem EM-Viertelfinal erneut ein grandioser Wert und tadellos. Mit welcher Ruhe er agiert, ist beneidenswert. Gewinnt wie Akanji gefühlt jeden Zweikampf. Naja, bei den Einwürfen kann er vermutlich noch zulegen, aber darüber sehen wir hinweg.
Er ist mit 35,6 km/h der schnellste Schweizer und an dieser EM mit seinem Tempo ganz vorne dabei. Ndoye führt sich gleich zu Beginn mit zwei starken Dribblings ein. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er defensiv sehr gefordert und manchmal etwas unachtsam ist. In der zweiten Halbzeit agiert Ndoye offensiver und man spürt regelrecht, dass ihn die Engländer fürchten. Seine Hereingabe (vielleicht auch ein Schuss) bringt dann die Schweizer Führung.
Wie hat Freuler die Schweiz mit seinem Führungstor gegen Italien strahlen lassen. Gegen England ist der 32-Jährige weit davon entfernt und muss ziemlich gegen hinten rackern. Was ihn nicht daran hindert, erneut ein unerhörtes Laufpensum zu leisten.
Dreh- und Angelpunkt im Schweizer Spiel, wie könnte es anders sein. Der Nati-Captain ist in seinem 130. Auftritt für das Land überall, vorne, hinten, links, rechts. Was kaum verwundert, weil er bislang im Turnier die meisten Kilometer aller Schweizer abgespult hat. Es fehlen gegen England einzig die entscheidenden Zuspiele, was vielleicht auch daran liegt: Er spielt mit einbandagiertem Oberschenkel – wegen der Adduktorenprobleme. Im Interview bestätigt er diesen Eindruck und gibt preis, dass er sich einen Muskelfaserriss an den Adduktoren zugezogen hatte und trotzdem spielen wollte.
Wie gut ist Aebischer bislang aufgetreten an dieser EM. Gegen England aber hat der Freiburger grösste Mühe mit Saka und wird mehrmals überspielt. Wenn es brenzlig wird für die Nati, dann eigentlich nur über die linke Seite von Aebischer. So fällt dann auch der Ausgleich, weil er den Torschützen Saka abermals gewähren lässt und nicht stoppen kann. Vergibt in der 66. Minute eine gute Chance, sein Volley landet aber weit über dem Tor.
Vargas hat sich gut eingeschossen vor dem Anpfiff, trifft da gleich mehrmals sehenswert. Der 25-Jährige findet nach dem Anpfiff auch gut ins Spiel, verliert danach aber die Bindung. Nach der Pause legt Vargas bis zu seiner Auswechslung etwas zu.
Unerschrocken in den Zweikämpfen ist er schon, das spürt man. Aber halt auch mit einem beschränkten Aktionsradius, das sieht man. Schlecht macht es der Junge nicht in seinem zehnten Länderspiel, auch wenn manchmal Mut und das Freche fehlen und damit jene Zutaten, die ihn sonst auszeichnen.
Der Wille stimmt, der Körpereinsatz auch. Aber Embolo kann die Bälle vorne selten festmachen. Wobei er teils schon ein einsamer Kämpfer ist auf weiter Flur ist. In der 51. Minute gelingt Embolo ein erster Abschluss, fünf Minuten später nach einer Rodriguez-Flanke per Kopfball ein zweiter. Der dritte Abschluss sitzt dann, weil Embolo dort steht, wo ein Stürmer stehen muss und den Ball reinstochert. Wahnsinn!
Für Rieder in der 63. Minute im Spiel, es ist sein zweiter EM-Teileinsatz. Zuber versucht zu wirbeln und den Gegner zu beschäftigen, was ihm aber nicht gelingt. Man sieht, dass er keinen Rhythmus und zu viele Ballverluste hat. In der Schlussphase der Verlängerung hat Zuber immerhin noch eine gute Hereingabe auf den vorgerückten Widmer.
Kommt für Vargas, übernimmt aber die rechte Aussenbahn. Damit Ndoye offensiver agieren kann. Widmer verleiht der Defensive tatsächlich noch etwas mehr Stabilität, und er hat in der Verlängerung gar zwei gute Möglichkeiten für den Siegtreffer.
Ohne Bewertung: Denis Zakaria (98. für Dan Ndoye), Xherdan Shaqiri (109. für Breel Embolo), Zeki Amdouni (118. für Michel Aebischer), Vincent Sierro (118. für Remo Freuler).
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