Eine Woche nach dem Unfall gibt der Tod von Muriel Furrer noch immer Rätsel auf. Wie konnte es geschehen, dass die 18-jährige Rennvelofahrerin aus Egg ZH nach ihrem schweren Sturz während der Veloweltmeisterschaft am vergangenen Donnerstag in einer Abfahrt im Küsnachter Wald nicht sofort verarztet und ins Spital gebracht wurde? Warum dauerte es rund zweieinhalb Stunden, bis der Helikopter der Rettungsflugwacht sie ins Universitätsspital Zürich brachte?
Alles deutet darauf hin, dass ihr Sturz im Regen auf der schmalen und vom Regen nassen Waldstrasse nicht von Streckenposten oder anderem Sicherheitspersonal wahrgenommen wurde. Sie lag wohl nach dem Unfall lange Zeit verletzt im Wald.
Viele schlossen daraus, dass sie alleine unterwegs gewesen sein musste. Doch Recherchen zeigten, dass dies nicht stimmte. Wenige Minuten vorher war zum Beispiel die 17-jährige Österreicherin Ramona Griesser mit ihr unterwegs gewesen. Ihr Vater, der in der Nähe des Unfallortes an der Strecke stand, sagte zu CH Media: «Die Mädels haben nichts mitbekommen.»
Doch selbst als sich der Sturz in einer bewaldeten Linkskurve ereignete, sei eine Fahrerin in ihrer Nähe gewesen, wie der «Blick» berichtete. Sie soll den Sturz ansatzweise wahrgenommen haben, realisierte aber nicht genau, was passierte.
In starkem Kontrast zu den Erkenntnissen, welche die Medien in den letzten Tagen veröffentlichten, steht die Kommunikation der Behörden. In einer gemeinsamen Stellungnahme der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft und der Kantonspolizei vom Montag heisst es: «Es sind keine Zeugen bekannt.» Auch ein Aufruf an mögliche Zeuginnen oder Zeugen fehlt in der Mitteilung, obwohl ein solcher zum Beispiel bei Verkehrsunfällen gängig ist.
Auf Anfrage sagt Oberstaatsanwalt Rolf Jäger, dass bei der Polizei und Staatsanwaltschaft «jeder sachliche Hinweis willkommen» sei. Solche gab es diese Woche bereits. «Bei der Staatsanwaltschaft sind seit Montag wertvolle Hinweise eingegangen. Es sind Auskunftspersonen, die auf der Rennstrecke vor dem Unfallort das Rennen verfolgt und zum Teil Aufnahmen gemacht haben», sagt Jäger.
Zuschauer, die den Unfall selbst beobachtet haben, seien aber bisher keine bekannt. Zudem werde aber den Hinweisen aus den Medienberichten nachgegangen. «Wir kontaktieren auch Fahrerinnen des Rennens», sagt Jäger.
Am Mittwoch hiess es vom lokalen Organisationskomitee der Velo-Weltmeisterschaft, man stehe mit den Ermittlern in Kontakt und würde vor allem weiter Kontakte etwa zu den Teams anderer Nationen vermitteln. Eigene Untersuchungen zum Unfallhergang stellen die Radsportfunktionäre nicht an. Sie warten auf den Abschluss der Untersuchung der Staatsanwaltschaft.