Nach dem gelungenen Pilotversuch in diesem Jahr wird die Tour de Suisse Women ausgebaut. Im nächsten Juni besteht sie nicht mehr wie 2021 aus zwei, sondern aus vier Etappen. Das teilten die Organisatoren am Freitagnachmittag mit.
«Die Reaktionen vonseiten der Teams, des Publikums wie auch medial auf die Premiere des Frauenrennens zeigten, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt der Direktor der Tour de Suisse, Olivier Senn. «Diesen positiven Schwung wollen wir mitnehmen und die ‹TdS Women› zu einem richtigen Etappenrennen ausbauen.»
Eines der Teilstücke der Rundfahrt, die vom 18. bis am 21. Juni über die Bühne gehen wird, wird ein Einzelzeitfahren sein. In dieser Disziplin gehört die Schweizerin Marlen Reusser zu den Besten der Welt. Sowohl an den Olympischen Spielen wie auch an den Weltmeisterschaften gewann die Bernerin in diesem Jahr die Silbermedaille, dazwischen triumphierte Reusser an den Europameisterschaften. Sollte die Tour de Suisse mit dem Kampf gegen die Uhr eröffnet werden, sind ihre Chancen gross, ins Leadertrikot zu schlüpfen, was den Veranstaltern hinsichtlich der Beachtung in der Schweiz bestimmt nicht ungelegen käme.
Senn sagte weiter, dass es das Ziel der Veranstalter sei, die Frauen-Ausgabe der Tour de Suisse längerfristig als Fixpunkt im internationalen Rennkalender zu etablieren. «Wir sind überzeugt, am richtigen Ort in die Zukunft zu investieren.»
In der Tat wird der Frauen-Radsport nach und nach populärer. Das zeigt sich auch darin, dass am Samstag zum ersten Mal der Eintagesklassiker Paris–Roubaix für Frauen durchgeführt wird. Die letzten 85 Kilometer des Rennens sind identisch mit jenem der Männer vom Sonntag.
«Es gibt für mich keinen Grund, weshalb es kein Paris–Roubaix für Frauen geben soll», sagte David Lappartient, der Präsident des Weltverbands UCI, bei der Ankündigung des Rennens. «Uns ist es wichtig, dass die Gleichstellung der Geschlechter in die richtige Richtung geht. Ich glaube, dass es für Frauen wichtig ist, die gleichen Möglichkeiten wie die Männer zu haben.»
Insgesamt müssen die Frauen auf dem Weg ins Vélodrome von Roubaix 116,4 Kilometer zurücklegen, auf denen 17 Abschnitte mit Kopfsteinpflaster auf sie warten. Dazu gehören die berühmten Sektoren Mons-en-Pévèle und Carrefour de l'Arbre. Nicht auf dem Programm steht bei den Frauen der Wald von Arenberg.
Alle neun Teams der Women's World Tour sind am Start und damit auch jene von Marlen Reusser und der Genferin Elise Chabbey, die an der Tour de Suisse in Frauenfeld die erste Etappe gewonnen hatte. Beide stehen im Aufgebot ihrer Teams. Mit der 20-jährigen Noemi Rüegg geht in Denain eine dritte Schweizerin an den Start.
Von einem «wichtigen Entwicklungsschritt im Frauen-Radsport» sprach Chabbey gegenüber SRF. Ihre Kollegin Reusser findet es «nichts als zeitgemäss, dass es dieses Rennen nun auch für Frauen gibt.» Wer es sehen will, muss Eurosport einschalten – das Schweizer Fernsehen überträgt stattdessen ein Töffrennen. Das Rennen der Männer am Sonntag wird auch auf SRF zu sehen sein.