Die Tour de Suisse der Frauen führt in diesem Jahr über vier statt zwei Tage. Der Auftakt erfolgt am kommenden Samstag, 18. Juni in Vaduz mit einem Rundrennen. Am Sonntag steht am gleichen Ort wie bei den Männern ein Zeitfahren über 25.6 Kilometer auf dem Programm. Das dritte Teilstück führt über 124 Kilometer von Vaduz nach Chur. Von dort geht es am Dienstag in der Königsetappe, die zugleich den Schlusspunkt bildet, über Landquart und Davos in die Biathlon-Arena in Lantsch/Lenz bei Lenzerheide. Mit 100 Kilometern ist die Etappe zwar eher kurz, allerdings müssen knapp 2300 Höhenmeter bewältigt werden. Insgesamt bewältigen die Frauen 297.6 Kilometer und 4506 Höhenmeter.
2001 wurde die Tour de Suisse Féminin einmalig ausgetragen und erst im letzten Jahr als Tour de Suisse Woman reaktiviert. Im Gegensatz zum Männerrennen ist die Tour de Suisse der Frauen noch ein Mauerblümchen. Sie gehört nicht zur höchsten Kategorie des Radsportweltverbands UCI, der UCI Women's WorldTour 2022, wurde aber neu in die UCI Pro Series aufgenommen. 2023 ist sie dann Teil der World Tour.
In der World Tour der Frauen fahren in diesem Jahr 14 Teams, darunter mit der Roland Cogeas Edelweiss Squad auch eines aus der Schweiz. Es ist auch eines von elf World-Tour-Teams, das antritt. Ergänzt wird das Feld von acht weiteren Equipen aus tieferen Kategorien, sowie einem Schweizer Nationalteam und dem mit überwiegend jungen Schweizer Fahrerinnen bestückten BeCycling-Regionalteam an.
Ziel von Swiss Cycling ist es, das Rennen langfristig zu etablieren und in den nächsten Jahren zu einer bis zu sechstägigen Rundfahrt auszubauen, die im Kalender der Women's WorldTour Aufnahme findet. Thomas Peter, Geschäftsführer von Swiss Cycling, sagte: «Wir investieren viel Zeit und Energie in die Entwicklung des Frauenradsports, haben im Herbst 2019 das Förderprojekt #fastandfemaleSUI lanciert und innert kurzer Zeit festgestellt, dass unsere Bemühungen auf Anklang stossen.»
Die Tour de Suisse Women solle zu einer Plattform werden, mit welcher sich alle Velofahrerinnen identifizieren können. Die Finanzierung steht allerdings auf wackligen Beinen. Auf eine halbe Million Franken beziffert Swiss Cycling die Kosten. Im Vorjahr hatten Diana Gutjahr (SVP) und Aline Trede (Grüne) in einer Motion eine Defizitgarantie des Bundes über 300'000 Franken gefordert, die vom Nationalrat abgelehnt wurde.
Die Premiere schlug mit einem Minus im sechsstelligen Bereich zu Buche, für das Swiss Cycling geradestehen musste. Gleichwohl geniesst der Frauenradsport weiter höchste Priorität. Beleg dafür ist unter anderem das Programm «Fast and Female», das Einstiegshürden abbauen soll.
Mit Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand steht ein Trio am Start, das im Vorjahr im Mountainbike-Rennen an den Olympischen Spielen in Tokio mit Gold, Silber und Bronze Schweizer Sportgeschichte geschrieben hat. Ergänzt wird die von Edi Telser angeführte Schweizer Nationalmannschaft mit zwei weiteren Mountainbikerinnen: Alessandra Keller und Nicole Koller.
Ronja Blöchlinger ersetzt Marlen Reusser, die im Vorjahrt auf den dritten Platz gefahren war. Die Silbermedaillengewinnerin des Olympia-Zeitfahrens leidet unter Fieber und muss auf eine Teilnahme verzichten. Auch die Gesamtzweite des Vorjahres, Elise Chabbey, ist nicht am Start. Die Genferin wird von ihrem Team Racing für den Giro d'Italia (20. Juni bis 10. Juli) und die Tour de France (24. bis 31. Juli) geschont.
Das Schweizer Radio und Fernsehen überträgt die weite Ausgabe der Tour de Suisse Women täglich live auf SRF zwei. Kommentiert wird von Steven Krucker. (aargauerzeitung.ch)