Was kann dieser Wout van Aert eigentlich nicht? Und wie dominant bitteschön war Jumbo-Visma an der Tour de France? Die niederländische Equipe feierte am Samstag schon den sechsten Etappensieg – den dritten in Folge durch drei verschiedene Fahrer.
Der Belgier van Aert hat sich im zweiten Zeitfahren der Frankreich-Rundfahrt erneut als vielseitigster Fahrer der Gegenwart herausgestellt. Drei Wochen lang zog «WvA» eine grosse Show ab, gefühlt war er jeden Tag in der Fluchtgruppe. Seinem Leader Jonas Vingegaard war van Aert auf dem Weg zum Gesamtsieg ein enorm wertvoller Helfer und er gewann überlegen die Punktewertung. Nebst dem grünen Trikot, das es dafür gibt, wurde er auch völlig verdient zum kämpferischsten Fahrer der Tour de France ausgezeichnet, dem «Super Combatif».
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Und nun feierte er ein drittes Mal in diesem Jahr einen eigenen Etappensieg: Van Aert gewann das 40,7 Kilometer lange Einzelzeitfahren von Lacapelle-Marival nach Rocadamour. Am Ende eines überaus spannenden Kampfs gegen die Uhr hatte er 19 Sekunden Vorsprung auf Jonas Vingegaard.
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«Ich habe alles gegeben, ich fahre Rennen, um zu gewinnen», sagte van Aert im Sieger-Interview. «Was für ein wunderbarer Tag.»
Auf den weiteren Plätzen folgten der Titelverteidiger Tadej Pogacar (Rückstand: 27 Sekunden), Geraint Thomas (32 Sekunden) und Filippo Ganna (42 Sekunden). Die Schweizer Stefan Küng (Rang 11) und Stefan Bissegger (Rang 58) konnten nicht in den Grosskampf um den Sieg eingreifen.
Van Aert, unter anderem dreifacher Radquer-Weltmeister und Sieger bei Mailand-Sanremo, hatte mit Vielseitigkeit schon bei der letzten Tour de France brilliert. Damals gewann er ebenfalls drei Etappen, jede hatte einen anderen Charakter: Eine war bergig über den Mont Ventoux, die zweite ein Zeitfahren und die dritte war die abschliessende nach Paris, die er im Massensprint gewann.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich der unersättliche 27-Jährige morgen zum vierfachen Etappensieger 2022 macht. Zum Abschluss steht am Sonntag die 21. und letzte Etappe in der Hauptstadt auf dem Programm. Nach 115,6 Kilometern wird um etwa 19.20 Uhr ein Massensprint auf den berühmten Champs-Élysées erwartet.
Tour-Sieger Vingegaard sprach von einem «traumhaften Tag». Seit dem vergangenen Jahr, als er Zweiter wurde, habe er daran geglaubt, die Tour gewinnen zu können. «Ich bin erleichtert und so glücklich.» Der dieses Mal unterlegene Pogacar kündigte schon einmal an, 2023 zurückschlagen zu wollen: «Es waren drei gute Wochen mit Ups und Downs, aber es war ein schöner Kampf mit Jonas. In den nächsten Jahren wird es spannend sein.» Zumal dann hoffentlich auch Egan Bernal wieder mitkämpfen kann: Der Kolumbianer, Tour-Sieger 2019, befindet sich nach einem schweren Unfall am Anfang dieses Jahres auf dem Weg zurück.
Die Reihenfolge auf dem Podest war schon vor dem Zeitfahren zementiert. In den Top Ten gab es aber noch einige Verschiebungen: Alexander Wlassow rückte von Rang 7 auf Rang 5 vor, Nairo Quintana büsste einen Platz ein. Romain Bardet verbesserte sich von Rang 8 auf Rang 7 und Louis Meintjes fiel von Platz 6 auf Platz 8 zurück. (ram)
Ob Vingegaard herausnahm und ihm den Sieg zu schenken oder nicht mehr konnte oder wollte ist egal.
Bitter einmal mehr für Bissegger an dem das Pech klebt. Achtungserfolg für Küng, der nicht im Vollbesitz der Kräfte trotzdem 11. wurde.
Morgen folgt noch die Triumphgahrt von Jumbo Visma nach Paris, die 3 der 4 Spezialwertungen gewinnen werden.
Eine Wahnsinnstour dieses Jahr, die viel geboten hat.