Der Herbst sei zum Geniessen da, heisst es oft. Während im Winter und im Frühling an der Kondition gearbeitet wird, damit diese im Sommer stimmt, soll zur Zeit der fallenden Blätter in erster Linie das schöne Erlebnis im Vordergrund stehen. Gut, das sollte es eigentlich immer. Aber im Herbst weiss man eben nie, wann man das letzte Mal in kurzen Hosen und kurzem Trikot fahren kann, ohne danach tagelang zu husten. Und mit diesem Nichtwissen im Kopf geniesst man die Sonnenstrahlen umso mehr.
Aber vielleicht hast du ja in weiser Voraussicht Ende Oktober oder im November Ferien an einem Ort gebucht, wo es üblicherweise noch schön und mild ist. Dann spricht nichts dagegen – aber sehr viel dafür – dort ein, zwei schöne Touren zu machen. Velo-Verleiher finden sich fast überall. Weil wir uns ans Gebot des Genusses halten, kommen hier fünf Runden, bei denen wir uns mit den vielen Kilometern des Sommers in den Beinen nicht all zu sehr quälen müssen.
Die Runde durchs Centovalli ist ein Klassiker. In Locarno geht's los nach Intragna, wo es ganz kurz etwas steiler hoch geht. Ansonsten ist die Steigung mässig. Herrlich schlängelt sich die wenig befahrene Strasse bis ins italienische Malesco. Von dort geht's über den Piano di Sale (auch als «Passo Pantani» bekannt) und einer grandiosen, 20 Kilometer langen Abfahrt zurück an den Lago Maggiore und diesem entlang wieder nach Locarno. Es sei denn, die Strasse ist vor Cannobio wegen Steinschlags gesperrt, so wie im vergangenen Herbst. Wenigstens ist auch der Rückweg durchs Centovalli schön.
Die griechische Insel ist ein noch eher unbekanntes Paradies für Rennvelofahrer – völlig zu Unrecht, denn meine Touren da waren ausserordentlich schön. Im Prinzip ist nur die Schnellstrasse an der Ostküste sehr stark befahren, alle (dank EU-Geldern oft hervorragend ausgebauten) Strassen in der Inselmitte sind so gut wie verkehrsfrei. Diese Tour führt einmal von der Ost- an die Westküste und wieder zurück. Vom Meer hinauf, an einem Kloster vorbei, in Richtung Mesanagros (zweiter Aufstieg) begegnete ich genau einem einzigen Auto.
Im sonnigen Süden Spaniens, in der Region um Marbella, geht's von der Küste oft steil ins Hinterland. Für diese Tour legen wir diesen Teil im Auto zurück und stellen es im Dorf Alozaina ab. Im Uhrzeigersinn geht's über zwei Pässe wieder dorthin zurück. Viel los ist in dieser Gegend nicht – umso besser für uns: So haben wir die Strassen in den Olivenhainen fast ganz für uns allein.
Die von Vulkanen geprägte Kanaren-Insel bietet ein Highlight, das je nach Windverhältnissen wehtun kann: Eine fünf Kilometer lange, schnurgerade und leicht ansteigende Strasse in den Timanfaya-Nationalpark. Links und rechts begleiten einen Lavafelder – ein eindrückliches Erlebnis, das wie die ganze Fahrt durch diese karge, aber dennoch reizvolle Landschaft in Erinnerung bleiben wird. So stellt man sich den Mond vor!
Schau dir mal das Profil unten an: «Je gezackter, desto geiler», heisst das Motto. Es geht fast pausenlos auf und ab, wie auf einer Achterbahn. Dazu gibt's immer wieder wunderschöne Ausblicke aufs Meer. Die kleinere Nachbarinsel von Mallorca hat definitiv mehr zu bieten als Party-Tempel und ist genügend gross, um dort eine Woche lang Velo zu fahren.
Wie verbringst du den Herbst/Winter? Draussen, auf der Rolle oder im warmen Ausland? Welches Revier kannst du empfehlen, wenn es in Mitteleuropa kalt und dunkel ist? Schreibe deine Tipps ins Kommentarfeld!