Das erste Rennen der neuen Saison der Ski-Alpin-Rennfahrer verlief nicht so, wie sich das die Veranstalter vorgestellt hatten. So musste der Riesenslalom der Männer am Sonntag während des ersten Laufes abgebrochen werden. Schon vor dem Rennen waren starke Windböen über die Piste im österreichischen Sölden gefegt. Den Veranstaltern blieb schliesslich keine Wahl, als das Rennen nach nur 47 von 73 Fahrern zu stoppen.
Zunächst war das Rennen jedoch nur unterbrochen worden. Die entstandene Pause nutzte ORF-Sportmoderator Rainer Pariasek, um mit seinem Co-Kommentator Benjamin Raich über den Protest von Klimaschützern zu sprechen. Mitglieder der «Letzen Generation» hatten im Vorfeld des Rennens mit Bannern gegen dessen Austragung protestiert und kurzzeitig die Hauptzufahrt zum Veranstaltungsort blockiert.
Während der Rennpause blendete der ORF Bilder der Protestaktion ein, woraufhin Raich reagierte. Der zweimalige Ski-Olympiasieger sagte, dass der Skisport nichts für den Klimawandel könne, im Gegenteil glaube er, «dass es genau umgekehrt ist. Wir sind eher die Leidtragenden.» Der 45-Jährige äusserte auch eine gewisse Verständnis für die Kritik am Ski-Weltcupzirkus. «Wir müssen uns natürlich auch auf die Hinterbeine stellen und unseren Teil beitragen .»
Dann machte er sich jedoch daran, die Klimaschützer zu attackieren. «Die Gegner nützen jetzt diese Bühne [den Ski-Weltcup] und schiessen sehr scharf. Aber man sollte die Relation sehen. Wir fahren auf ungefähr zehn Gletschern in Österreich, haben aber 500 oder mehr, eine sehr grosse Zahl. Die Gletscher gehen überall zurück...».
Plötzlich stockte Raich. Er hatte offenbar eine Anweisung über das Mikrofon in seinem Ohr bekommen. Moderator Pariasek fragte den ehemaligen Skirennläufer irritiert, was denn los sei. «Stopp hat es geheissen, ich soll nichts mehr sagen», sagte Raich verwirrt. «Ist es etwas ausgefallen?».
Doch es war offenkundig nichts ausgefallen. Bild und Ton der Übertragung waren klar zu empfangen gewesen. Dann schaltete der Sender vom Moderatorenplatz weg und ins Starthaus. Als der Sender wieder zu den beiden Kommentatoren im Zielbereich zurückschaltet, räumt Pariasek ein: «Wir müssen uns entschuldigen, da war jemand übermotiviert und ein bisschen nervös». Weshalb genau und wer da nervös war, blieb offen.
In den sozialen Netzwerken kochte bei Teilen der Zuschauer sogleich die Wut hoch. «Zensur», «Maulkorb», «Betrug» wetterten zahlreiche Nutzer bei X. Insbesondere den übertragenden Sender, den öffentlich-rechtlichen ORF, gingen die Zuschauer in den sozialen Medien hart an. Ihm wurden «Meinungsdiktatur», «grüne Hirnwäsche» und «Steuerung von ganz oben» unterstellt, zudem wurden Parallelen zu anderen öffentlich-rechtlichen Medien hergestellt.
Fakt ist, dass die Klimaschützer der «Letzten Generation» gar nicht gegen den Ski-Weltcup selbst protestiert hatten. In einem Statement, das die Gruppe verbreitete, hiess es lediglich, dass man den «fossilen Alltag in Sölden» unterbreche, «weil noch viel mehr als Skifahren am Spiel steht.»
In dem Statement wurde zudem auf «Waldbrände, Bergstürze, Evakuierungen ganzer Dörfer» aufmerksam gemacht, diese würden in Zukunft noch zunehmen, wenn die Regierung nicht handele. Die Demonstranten wandten sich daher explizit an den österreichischen Bundeskanzler. «Karl Nehammer, nehmen Sie endlich die Lösungen vom Klimarat ernst!».
Richtig ist, dass die Klimaschützer die Weltcup-Bühne nutzten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, da liegt ORF-Moderator Benjamin Raich richtig. Richtig ist auch, dass es von Seiten von Umweltschützern immer mehr Kritik am Ski-Weltcup und am Ski-Tourismus selbst gibt. Doch diese Kritik kam diesmal gar nicht von der «Letzten Generation».
So hatten bereits im Vorfeld des Ski-Weltcup-Auftakts zahlreiche prominente Skifahrer, darunter Felix Neureuther oder Michaela Shiffrin, die radikalen Eingriffe in das sensible Ökosystem am Söldener Haus-Gletscher verurteilt. Im Sommer hatte die Gemeinde bereits damit begonnen, Felsen in 3000 Meter Höhe wegzusprengen, das hochalpine Gelände abzutragen und unter Einsatz schweren Geräts zu planieren und per Helikopter Baumaterial auf den Rettenbachferner zu bringen. Touristen sollen schockiert gewesen sein, angesichts der massiven Eingriffe in die Natur.
Sölden ist traditionell Gastgeber des ersten Saisonrennens. Der kleine Ort im Ötztal gilt als Hochburg des Skitourismus. Doch selbst die konservative ÖVP sowie der Präsident der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer kritisierten jüngst den Rennkalender des Ski-Weltverbands (FIS).
Der Termin Ende Oktober war auch deshalb umstritten, weil im Oktober auch in Österreich die heissesten Temperaturen jemals aufgezeichnet worden waren. Viele der Gletscher im Alpenraum sind daher seit Jahren auf dem Rückzug, manche sind bereits ganz verschwunden. Dennoch hielt die FIS an dem Termin fest. Und Skigebiete wie Sölden tun alles dafür, um die Rennen stattfinden zu lassen. Für sie sind die international übertragenen Sportveranstaltungen wichtige Werbemassnahmen vor dem Start in die neue Skisaison und damit ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.
Da hat aber jemand verstanden, wie der globale Klimawandel funktioniert. 🤦🏻
Richtig erkannt! Da haben Habeck und Özdemir persönlich einen Funkspruch auf das Ohr von Raich gesendet! Ganz genau!
Der Skizirkus mit all seiner Reiserei und Materialschlacht hat ganz sicher einen ökologischen Fussabdruck, der deutlich über den Durchschnitt geht. Wer das versucht zu leugnen und sich als Opfer darzustellen, scheint def. nicht gut informiert.
Womit ich keinenfalls irgendwelche Massnahmen vorschlage. Es ist eine reine Feststellung.