Gerangel um Schweizer Nordisch-Olympiatickets – für Simon Ammann könnte es eng werden
Die nationalen Quotenplätze für den Saisonhöhepunkt in Italien sind seit vergangenem Winter grossmehrheitlich vergeben. Nun rückt die Frage ins Zentrum, welche Athletinnen und Athleten sie einnehmen werden. Und das bereitet vielen Aktiven und auch dem Staff Kopfzerbrechen: Denn die Felder sind wesentlich kleiner als an Weltmeisterschaften. Das IOC limitiert über nationale Quoten die Anzahl Startende, damit die Spiele personell nicht ausufern.
Interner Konkurrenzkampf
Für das Schweizer Langlauf-Team der Männer hat dies spürbare Konsequenzen. An der WM 2025 in Trondheim traten noch neun auf den schmalen Latten an, für die Spiele 2026 im Val di Fiemme bleibt momentan nur ein Quintett startberechtigt. Sprint, Team-Sprint, Staffel und drei Distanzrennen – der Spielraum für die Selektionäre schrumpft, der Konkurrenzkampf unter den Athleten steigt. Denn das Potenzial, um die Selektionshürde von Swiss Olympic zu meistern, weisen mehr als fünf Athleten auf.
Die Taktik, ruhig in die Saison zu starten und im Februar auf den Punkt zu kommen, funktioniert für die Schweizer Langläufer diesmal nicht. Das Erfüllen der Selektionsrichtlinien garantiert kein Olympia-Ticket – intern wird ein Ausscheidungskampf erwartet. Valerio Grond, Janik Riebli, Cyril Fähndrich, Beda Klee und Jason Rüesch, die gemäss Kadereinteilung vorne liegen, dürfen sich nicht in Sicherheit wiegen.
Auch bei den Skispringern kündigt sich ein teaminterner Verdrängungskampf an. Die Weitenjäger sind breiter aufgestellt als früher. Gregor Deschwanden, Killian Peier, Simon Ammann, Felix Trunz und Juri Kesseli erfüllten im Sommer-Grand-Prix bereits die Hälfte der Selektionsvorgaben. Ein Weltcup-Resultat in den Top 25 reicht für den zweiten Teil. Doch das IOC gewährt der Schweiz nur drei Startplätze. Deswegen könnte Ammann seine achten Olympischen Spiele verpassen.
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Nachrutschen wird schwierig
Nach dem Stichtag Mitte Januar verteilt das IOC die Restposten. Nicht beanspruchte Quotenplätze gehen in die Umverteilung. Doch selbst als Nachrücker stehen die Chancen der Schweizer Männer im Langlauf und Skispringen schlecht: Die Langläufer wären erst die achte Nation, die ein zusätzliches Ticket erhält. Und die Skispringer dürfen nur dann hoffen, wenn sie vier Athleten unter den Top 25 im Weltcup platzieren – was sie nicht schaffen werden.
Deutlich besser präsentiert sich die Lage bei den Langläuferinnen. Sie würden als erstes Team einen zusätzlichen Platz zu den sechs bestehenden Tickets erhalten. Somit werden aller Voraussicht nach alle Athletinnen ins Val di Fiemme reisen, die auch die nationalen Kriterien erfüllen: einmal Top 15 oder zweimal Top 25 im Weltcup lautet die Faustregel. Mit Blick auf Olympia stellt sich vor allem die Frage, wer im Team-Sprint an der Seite von Nadine Fähndrich antreten darf.
Im Frauen-Skispringen hingegen gilt es schon als Erfolg, wenn die Schweiz überhaupt vertreten ist. Sina Arnet aus dem B-Kader steht dem einzigen Quotenplatz derzeit am nächsten. Sollte die Engelbergerin den Sprung schaffen, steigen die Chancen auf eine Mixed-Teilnahme. Swiss Olympic sieht vor, dass bei drei Einzelselektionen eine vierte Person für den Team-Wettkampf nominiert werden darf. Die nach Geschlechter getrennten Vierer-Team-Events sind gestrichen und werden neu durch den Super-Team-Wettkampf ersetzt: Zwei Männer absolvieren je drei Sprünge, die Frauen haben keinen Team-Event.
Im Biathlon verfügt Swiss-Ski über je fünf Quotenplätze. Dieses Kontingent erscheint sinnvoll und sorgt für lebhaften Konkurrenzkampf. Wer überzeugt, reist nach Antholz. (abu/sda)
