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Bisschen lustig, bisschen peinlich: So war«Top Gear»

Die lustigste Szene der ersten Folge der neuen Ära von «Top Gear»: Ein alter Mann schreit.
Die lustigste Szene der ersten Folge der neuen Ära von «Top Gear»: Ein alter Mann schreit.bild: screenshot BBC2

Bisschen lustig, bisschen peinlich: So war das neue «Top Gear»

30.05.2016, 04:2830.05.2016, 06:18
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Ich wollte «Top Gear» ohne Clarkson, Hammond und May nicht einfach wegschreiben. Man soll den Leuten eine Chance geben. Vor allem, wenn sie die Eier haben, in riesige Fussstapfen zu treten. Bei watson können wir ein Lied davon singen.

Gestern Sonntag war es nun so weit. «Top Gear» startete in eine neue Ära. In die Ära der Moderatoren Chris Evans und Matt LeBlanc. Werfen wir zu Beginn unserer Einschätzung einen Blick auf Twitter. Es folgen die ersten fünf Tweets zum Hashtag #TopGear (Stand Sonntag, 22.14 Uhr, Medientitel ausgenommen):

Negativ

Negativ

Positiv

Negativ

Negativ

Die ersten fünf Tweets scheinen durchaus repräsentativ:

Doch jeder mit auch nur einem Mü Medienkompetenz weiss: Twitter ist ein Arschloch. Es gibt gute Gründe, weshalb der kluge und lustige Stephen Fry sich den gesichtslosen Statlers und Waldorfs dieser Welt nicht mehr stellen will.

Deshalb noch einmal – einen Tick differenzierter als in 140 Zeichen:

War «Top Gear» gut oder schlecht?

Gemessen an den alten «Top Gear»-Folgen war die Sendung eher unterdurchschnittlich. Gemessen an anderen TV-Programmen war die Sendung sehr gut. 

Ein rauchendes «Auto» auf dem Pannenstreifen. Man erkennt die Sendung wieder.
Ein rauchendes «Auto» auf dem Pannenstreifen. Man erkennt die Sendung wieder.
bild: screenshot bbc2

Was macht denn das neue Duo schlechter als das alte Trio?

  1. Chris Evans versucht Clarkson zu imitieren.
  2. Die Chemie zwischen den beiden stimmt noch nicht und wirkt erzwungen. Konkret: Clarkson, May und Hammond taten, was richtige Freunde eben tun: Sie gaben sich während den Herausforderungen richtig Saures. Evans und LeBlanc sind hingegen nett zueinander und feiern am Ende sogar sowas wie eine englisch-amerikanische Verbrüderung mit einem High Five. Einem High Five! Igitt.
  3. Die wenigen Neuerungen (zwei Promis per Publikumswahl gegeneinander ausspielen, Offroad-Teil auf der Rennstrecke) wirken gesucht. 
Evans rüttelt am Lenkrad und brüllt «schneller, schneller!»: Gesten wie von seinem Vorgänger. 
Evans rüttelt am Lenkrad und brüllt «schneller, schneller!»: Gesten wie von seinem Vorgänger. bild: screenshot bbc2

Macht das neue Duo denn auch etwas richtig?

  1. Ja. Vor allem Matt LeBlanc holt den Zuschauer mit seiner bärigen Art ab. Sein Humor mag zwar etwas trivial sein, LeBlanc wirkt im Gegensatz zu Evans aber authentisch. Bei ihm kommt das alte Kumpelgefühl wieder auf, das seine drei Vorgänger derart intensiv ausstrahlten.
  2. Die erste Folge stand ganz im Zeichen von England vs. USA. Ein durchaus vielversprechender Plot. Es besteht allerdings die Gefahr, dass er überreizt wird, sollte er sich über weitere Episoden erstrecken.
  3. Die Filme und Autotests sind weiterhin sehr topgearesque. Der eine oder andere Lacher war den beiden sicher. 
Matt LeBlanc: Absoluter Sympathieträger der ersten «Top Gear»-Folge. Man mag den Mann einfach. Vor allem, weil er sich selber ist (oder einfach ein besserer Schauspieler, als man ihm zutraut).
Matt LeBlanc: Absoluter Sympathieträger der ersten «Top Gear»-Folge. Man mag den Mann einfach. Vor allem, weil er sich selber ist (oder einfach ein besserer Schauspieler, als man ihm zutraut).bild: screenshot bbc2
Wie fandest du Matt LeBlanc?

Du musstest lachen?

Ja. Fünf Mal – und ein paar Mal schmunzeln. Drei Mal musste ich wegen LeBlanc lachen. Einmal wegen Evans und einmal wegen einem alten Mann. Alles in allem war die Witzdichte okay – nicht überragend, aber okay.

Matt LeBlanc versucht Paparazzis zu entkommen.
Matt LeBlanc versucht Paparazzis zu entkommen.bild: screenshot bbc2

Aber im Titel steht, die Sendung sei auch ein wenig peinlich?

Ja, leider. Und das hat, wie bereits erwähnt, mit der Person von Chris Evans und seinen Bemühungen zu tun, Jeremy Clarkson zu imitieren. Wenn er mit verstellter Stimme und einer Kunstpause «Spoiler» sagt, wenn er am Lenkrad rüttelt, wenn er aufs Gaspedal drückt und dabei jauchzt. Die Gesten wären gut und recht, hätte man sie in der Form nicht schon 22 Staffeln lang von einer anderen Person gesehen. 

Die etwas tragische Figur: Chris Evans.
Die etwas tragische Figur: Chris Evans.
bild: screenshot bbc2
Wie fandest du Chris Evans?

Zu guter Letzt: Wirst du erneut einschalten?

Ja.

Selbstverständlich hat «Top Gear» nicht mehr dieselbe Qualität wie während der Ära Clarkson, Hammond und May, nicht mehr denselben Mit-denen-würde-ich-gerne-ein-Bier-saufen-gehen-Charme, nicht mehr das Spitzbübische.

Und ehrlich: Ich hätte die Sendung lieber totgeschrieben. Das ist einfacher, unterhaltsamer und gibt mehr Klicks. Doch wer schon Folgen von «Fifth Gear» gesehen hat oder von «Top Gear» USA oder Australien, der muss eingestehen, dass die BBC wieder die Nase vorn hat. «Top Gear» ist noch immer eine sehr unterhaltsame und kurzweilige TV-Sendung. Und wer auf Evans keinen Bock hat, kann ja «Bachelorette» gucken. 

Aber: Ich kann «The Grand Tour» trotzdem kaum erwarten.

Wie fandest du die erste Sendung von «Top Gear» der neuen Ära?

Jeremy Clarksons derbste Sprüche

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Jeremy Clarksons derbste Sprüche
«Geschwindigkeit hat noch nie jemanden getötet. Wahnsinnig schnell abgebremst zu werden, das ist es, was dich erwischt.»
quelle: getty images europe / wpa pool
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sven Lotz
30.05.2016 07:31registriert März 2016
Einfach nochmal die erste Staffel von Top Gear gucken. Die war auch eher gezwungen. Von daher oh Wunder das Zusammenspiel muss sich erst einspielen.
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mad_aleister
30.05.2016 07:32registriert Januar 2016
Was mich am meistens störte war, dass viele "spontane" Handlungen geplant wirkten (zum Bsp.: als Evans bescheisst um mit dem Land Rover zu gewinnen). Allgemein wirkte viel an der neuen Sendung gekünstelt.

Ich bin mit dem Artikel weitgehend einverstanden, doch fand ich, dass das einzige, was Evans von Clarkson kopiert, die X-Beine sind.
Der Unterschied der Evans zu Clarkson macht, ist der, dass Evans bei 80% der Studiobeiträge herumschreit und -rennt. Das ging mir ziemlich auf die Eier.

Und am peinlichsten war wahrscheinlich Joey's Anspielung auf Clarkson zum Schluss und Evans Reaktion. So!
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Micha Moser
30.05.2016 07:40registriert März 2014
Du hast es auf den Punkt gebracht. Es ist bei weitem nicht "DAS" Top Gear, und doch ist es besser als vieles andere im Programm.
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