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Ara Abrahamian reist mit einem klaren Ziel an die Olympischen Sommerspiele nach Peking: Er will im Ringen im griechisch-römischen Stil Gold holen. Nicht Silber, nicht Bronze und schon gar nichts anderes, denn für den 33-Jährigen ist es wohl die letzte Chance auf die höchste olympische Auszeichnung.
Die Chancen von Abrahamian sind intakt, der zweifache Weltmeister (2001 und 2002) gehört zu den Mitfavoriten. Besonders motiviert ist der in Armenien geborene Schwede, weil er vier Jahre zuvor in Athen im Goldkampf gegen den Russen Alexei Mischin auf umstrittene Art und Weise verlor.
In Peking läuft der Wettbewerb für Abrahamian denn auch vielversprechend an. Nach Siegen über den Südkoreaner Kim Jung-Sub, den Kubaner Yunior Estrada und den Armenier Denis Forow qualifiziert er sich souverän für den Halbfinal gegen den Italiener Andrea Minguzzi, der ihm zum Verhängnis werden sollte.
Der Schwede wehrt sich gegen den Italiener, der ebenfalls zu den Favoriten zählt, nach Kräften und gestaltet den Kampf ausgeglichen. Dennoch muss Abrahamian als Verlierer von der Matte. Grund dafür ist ein sehr umstrittener Entscheid der Juroren, der für Laien gar nicht und auch für Experten nur schwer zu begreifen ist. Regeltechnisch sei er aber korrekt (was nicht zwingend heisst, dass er auch richtig ist).
Abrahamian kann es nicht glauben und wittert eine Verschwörung. Die Italiener haben grossen Einfluss im internationalen Ring-Verband und auch einer der Ringrichter, der für den Entscheid im Halbfinal verantwortlich ist, stammt aus Italien. Minguzzi, der spätere Olympiasieger, sei bewusst bevorteilt worden, mutmasste der Schwede später.
Natürlich beschwert sich Abrahamian bei den Offiziellen, natürlich vergeblich. Für ihn ist das Turnier damit gelaufen. Weil er derart enttäuscht ist und sich betrogen fühlt, will er im Bronzekampf gar nicht mehr antreten, wird aber von Freunden umgestimmt. Und tatsächlich gewinnt der Schwede gegen den Franzosen Melonin Noumonvi die Medaille.
Doch sie bedeutet ihm rein nichts. «Mich interessiert diese Medaille nicht, ich wollte Gold», sagt er. Abrahamian nimmt zwar an der Medaillenzeremonie teil, doch sobald ihm Bronze umgehängt wird, steigt er wieder vom Podest und platziert die Auszeichnung unsanft in der Ringmitte, wo er sie einfach liegen lässt.
Der Gekränkte wollte ein Zeichen setzen, und das gelingt ihm auch – der Eklat ist perfekt. Der Verband lässt die abschätzige Geste nicht auf sich sitzen, geht gegen Abrahamian vor und sperrt diesen und seinen Trainer. Die Bronzemedaille wird ihm wegen des Verstosses gegen die Fairplay-Regeln aberkannt und nicht neu vergeben.
Ara Abrahamian ist das herzlich egal. Auch wenn ihm der Internationale Sportsgerichtshof später noch teilweise Recht geben sollte, erklärt er in Peking den Rücktritt vom aktiven Sport.