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Ukraine setzt vermehrt auf Bodendrohne – und macht damit Kriegsgefangene

Video: watson/lucas zollinger

Ukraine setzt vermehrt auf Bodendrohnen – und macht damit sogar Kriegsgefangene

21.10.2025, 20:3221.10.2025, 20:32

Bodendrohnen spielen im Ukraine-Krieg eine immer grösser werdende Rolle. Sie verändern die Art der Kriegsführung, indem sie nicht nur Truppen an der Front versorgen und evakuieren, sondern auch direkt an Angriffen teilnehmen.

So etwa auch bei einer Operation im Juni 2025 in der Region Charkiw, über welche die «Kyiv Post» und die «Washington Post» jetzt berichteten. Dabei soll es den Ukrainern gelungen sein, per Bodendrohne Kriegsgefangene zu machen. Und davon gibt es sogar ein Video:

Video: watson/lucas zollinger

Das Video stammt vom Telegram-Kanal der Dritten Sturmbrigade der ukrainischen Armee. Im Begleittext ist zu lesen, es handle sich um den ersten bestätigten erfolgreichen Angriff in der modernen Kriegsführung, der ausschliesslich mit unbemannten Plattformen stattgefunden habe, wobei – ebenfalls zum ersten Mal – Kriegsgefangene mit einer Bodendrohne gemacht wurden.

Dieser Erfolg wird der Einheit NRK «NC13» aus der Kompanie BPS «DEUS EX MACHINA» des 2. Sturm-Bataillons zugeschrieben. Die Echtheit der Bilder konnte nicht unabhängig überprüft werden.

So soll die Operation abgelaufen sein

Die «Washington Post» hat mit dem verantwortlichen ukrainischen Offizier mit dem Decknamen «Vladyka» gesprochen. Ihm zufolge seien die Szenen an der Front im Nordosten der Ukraine entstanden. Dort habe man im Juni zwei Wochen lang erfolglos versucht, eine russische Stellung zurückzuerobern.

Abgefangene Kommunikation habe darauf hingedeutet, dass die russischen Soldaten, die die Stellungen hielten, gut ausgebildet waren und einen Angriff planten, so Vladyka. Man habe beobachtet, wie russische Drohnen ihnen Vorräte abwarfen und sie so versorgten. Deshalb kam der Befehl für eine neue Vorgehensweise: Angriff mit Drohnen.

Ukrainischer Soldat mit Deckname «Vladyka» mit einer Bodendrohne.
«Vladyka» mit einer Bodendrohne.Bild: the washington post

Gegenüber der «Washington Post» schilderte Vladyka genau, wie die Operation ablief. Mehrere Stunden lang habe sein dreiköpfiges Team Überwachungsaufnahmen und Geheimdienstinformationen über die Position gesichtet und schliesslich einen Plan entworfen.

Die mit rund 60 Kilogramm Sprengstoff beladene Landdrohne musste demnach von ihrer eigenen, einige Kilometer entfernten Position aus über Felder, durch eine Siedlung, hin zu einer Baumgruppe gelangen, wo sich die Russen eingegraben hatten. Da diese Gefährte nicht mit eigenen Kameras ausgestattet seien, müssten sie von einer Luftdrohne begleitet werden, die Live-Bilder liefere und als Grundlage für die Steuerung diene.

Nach einem ersten erfolgreichen Angriff schickten die Ukrainer eine zweite Drohne. Dann sei es «interessant» geworden, so Vladyka. Auf der Lufterklärung hätte man plötzlich gesehen, wie sich am Eingang des russischen Grabens etwas rege. Und dann hätten die verschanzten Soldaten ein weisses Stück Karton herausgehalten.

«Wir wollen uns ergeben.»
Schriftzug auf der dem Karton
Karton mit Schriftzug «Wir wollen uns ergeben». Russische Soldaten ergeben sich im Juni 2025 einer ukrainischen Drohne. Region Charkiw.
Hier signalisierten die Russen ihre Kapitulation.Bild: telegram / Третій армійський корпус

Dann seien die Soldaten herausgekrochen, unbewaffnet und sogar ohne Splitterschutzwesten. Ihr Kartonschild tragend seien sie der Drohne auf einer Lansstrasse gefolgt, bis sie auf eine ukrainische Einheit getroffen seien, welche sie schliesslich festgenommen habe.

Die nicht verwendete zweite Landdrohne fuhren die Ukrainer schliesslich in ein Feld, wo sie sie detonierten. Sie zurück in die eigene Stellung zu bringen, wäre ein Sicherheitsrisiko gewesen, so «Vladyka».

Drohnen als Ersatz für Bodentruppen

Die Ukrainer verbuchen die Aktion als grossen Erfolg. Ihre Bilanz: Operation erfolgreich, Stellung zurückerobert, keine Infanterie benötigt, keine Verluste zu vermelden.

Und dazu war das Ganze vergleichsweise günstig. Je nach Grösse und Ausstattung variieren die Kosten der Landdrohnen, aber sie sind günstiger als Artilleriebeschuss, schreibt die «Washington Post». Das Gefährt, das bei der beispielhaften Aktion im Juni zum Einsatz gekommen sei, habe umgerechnet etwa 1200 Franken gekostet.

Der anhaltende Krieg mache die Ukraine zu einem Testlabor für solche Techniken. Ihre Grösse reiche von kleiner als eine Mikrowelle bis hin zu gross genug, um mehrere Personen zu transportieren. Laut dem obersten Befehlshaber der Ukraine hat sich die Zahl der Aufgaben, die die Roboter an der Front ausgeführt haben, von August bis September fast verdoppelt.

Bis zu 15'000 Landdrohnen will das ukrainische Verteidigungsministerium bis Ende 2025 an die Front bringen. Und damit ihre fehlende Mannstärke, mit dem sie Russland gegenüber im Nachteil sind, zumindest teilweise wettmachen.

Gefangennahmen per Drohnen aus der Luft gab es auch in der Vergangenheit schon:

(lzo)

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Die beliebtesten Kommentare
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Gael Gartner
21.10.2025 20:48registriert Januar 2023
Ein Kriegsverlauf, bei dem Bodendrohnen Erfolge erzielen, ist für ToiToi-Kampfjetpiloten natürlich völlig uninteressant. Gewinnt die Ukraine, gibts keine Bodenschätze zu holen, keinen Friedensnobelpreis zu ergaunern, keine teueren Waffen zu verkaufen, keine zerstörten Gebiete aufzubauen, keine persönlichen Gegengeschäfte zu machen mit einem "befreundeten" Präsidenten oder Premier, keine Bühne für die grosse Show, ja es würde in dier Niederlage eines Autokraten enden. Der Alptraum für den Ballraum-Architekten, der doch auf den Triumphbogen hinarbeitet.
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MartinZH
21.10.2025 22:28registriert Mai 2019
Ja, ich weiss: "off-topic"...

„Das baldige Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin ist vorerst vom Tisch. Eine offizielle Begründung gibt es keine, doch RuZZland will offenbar nicht von seinen Maximal-Forderungen abrücken.“

Orban wird sicher weinen, kein Triumph für ihn.

Putin will KEINEN Frieden. Dies sollte mittlerweile auch im «Weissen Haus» angekommen sein.

Und Putin zeigt zunehmend sein wahres Gesicht. Warum dies D.T. nicht sehen will, hat ganz klar mit einem Kompromat gegen ihn zu tun...

RuZZland – unter Putin – ist nur mit Stärke beizukommen, eine andere "Sprache" versteht er nicht.
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