Gerüchte über das Verhältnis zwischen der Deutschen Bank (DB) und Donald Trump kursieren zuhauf. Die Bank musste 600 Millionen Euro Busse bezahlen, weil sie nachweislich im grossen Stil russisches Mafia-Geld gewaschen hat. Waren dabei auch Wohnungen des Trump-Imperiums im Spiel? Oder wurde damit der ruinöse Kauf der Golfplätze in Schottland finanziert?
Darüber gibt es jede Menge von Spekulationen. Die «New York Times» deckt nun erstmals Teile der geheimnisvollen Beziehung auf. Sie schildert detailliert, wie die Bank dem Immobilientycoon Kredite in der Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar zugeschanzt hat. Dabei wird auch klar, dass der damalige CEO der DB, der Schweizer Josef Ackermann, diese Kredite gebilligt hat. Aber der Reihe nach:
Wie die UBS und die CS wollte die DB in den Neunzigerjahren in die Champions League der Bankenwelt aufsteigen. Dazu musste man ein Player an der Wall Street sein. Wie Manchester City, Paris St-Germain & Co. kaufte die DB daher für teures Geld das dafür notwendige Personal ein.
Von Goldman Sachs wurde unter anderem ein gewisser Mike Offit abgeworben. Er kam bald mit Trump ins Geschäft und gewährte ihm einen Kredit in der Höhe von 125 Millionen Dollar, um einen Wolkenkratzer in Manhattan zu renovieren. Weil alles so glatt über die Bühne ging, kam Trump bald zurück, um weitere Kredite zu beantragen. 300 Millionen Dollar sollten es diesmal sein. Auch dieser Kredit wurde gewährt.
Nun wollte Trump Geld für seine Kasinos in Atlantic City. Offit war willig, doch er fälschte die Unterlagen. Er wurde gefeuert.
Die Beziehung zwischen Trump und der DB ging trotzdem weiter. 2003 organisierte die Bank eine Roadshow, in der Trump hunderte von Millionen Obligationen unter die Leute bringen konnte. Als Gegenleistung lud er die DB-Trader für ein Golf-Wochenende nach Mar-a-Lago ein. 2004 konnte Trump diese Schulden nicht mehr bedienen. Die Investmentbanker der DB hatten nun die Nase voll und brachen den Kontakt ab.
Nicht so die Mannen von der Abteilung, die für Immobilien zuständig war. Trump ging sie ebenfalls um Kredite an. Um sie in Sicherheit zu wiegen, bezifferte er sein Vermögen auf rund 3 Milliarden Dollar. Die Banker glaubten ihm das nicht. Ihre Berechnungen ergaben 788 Millionen Dollar. Trotzdem erhielt Trump 2005 von der DB erneut einen Kredit von 500 Millionen Dollar.
Nach der Finanzkrise brachen 2008 die Immobilienpreise dramatisch ein. Trump konnte seine Wohnungen nicht mehr verkaufen und seine Schulden nicht mehr bedienen. Nun griff er zu einem Trick: Weil Alan Greenspan, der ehemalige Präsident der US-Notenbank, die Finanzkrise als «Finanz-Tsunami» bezeichnet hatte, machte Trump höhere Gewalt für sein Schicksal verantwortlich und weigerte sich zu zahlen. Stattdessen kam es zu Klage und Gegenklage. Erneut wurde die Verbindung gekappt.
Jetzt betrat die Privatbankerin Rosemary Vrablic die Bühne. Sie galt als absoluter Star im Umgang mit Superreichen und war von der DB zu einem Jahresgehalt von drei Millionen Dollar angeheuert worden. Trump war derweil dank seiner TV-Hit-Sendung «The Apprentice» wieder solvent und ein nationaler Star geworden.
Erneut sahen die DB-Banker deshalb grosszügig über Trumps aufgeblasene Vermögenseinschätzungen ab. Sie gewährten ihm weiter Kredite und sonnten sich in seinem Glanz. Selbst der damalige CEO Josef Ackermann war offenbar damit einverstanden, obwohl er davon heute nichts mehr wissen will. «Ich kann mich nicht daran erinnern», erklärte er auf Anfrage der «New York Times».
Anfangs 2014 sprach Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen bei Ms. Vrablic vor. Es ging um einen Überbrückungskredit von einer Milliarde Dollar. Trump wollte damit das Football-Team Buffalo Bills kaufen, kam jedoch nicht zum Handkuss.
Cohen hat kürzlich bei seinem Hearing ausgesagt, auch damals seien Trumps Vermögenswert grotesk überhöht gewesen. Trotzdem lieh ihm die DB erneut 170 Millionen Dollar für sein Luxushotel in Washington. Erst als Trump aktiv in den Wahlkampf eingriff, wurde man bei der DB skeptisch. 2016 wollte Trump Geld für seinen Golfplatz in Schottland. Ms. Vrablic willigte ein, doch die DB-Zentrale in Frankfurt blockte. Die Transaktion wurde im März 2016 abgebrochen.
Der immer heftiger werdende Wahlkampf fuhr den DB-Bossen in die Knochen. Man ging auf Distanz zu Trump. Es gab gar eine interne Weisung, wonach sein Name im Kontakt nach aussen möglichst zu vermeiden sei.
Der Sieg der Demokraten bei den Midterms hat diese Pläne durchkreuzt. Verschiedene Ausschüsse nehmen nun Trumps Finanzgebaren und seine mehr als seltsame Verbindung zur DB unter die Lupe. Die Bank soll bereits Unterlagen geliefert. haben. Ms. Vrablic muss gemäss «New York Times» damit rechnen, vor einem Kongress-Ausschuss aufzutreten.
In Frankfurt wird man daran keine Freude haben. Die ohnehin arg angeschlagene DB ist soeben in Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluss mit der Commerzbank getreten. Das Letzte, das man derzeit brauchen kann, ist ein Skandal in New York.