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Der «Tages-Anzeiger» hat kürzlich ein Porträt von Max Nötzli, dem Vater der Milchkuh-Initiative, veröffentlicht. Darin schwärmt der Rentner und ehemalige Chefredaktor der «Automobil-Revue» von seinem BMW-4er-Coupé, dessen Motor 340 PS zu leisten vermag. «Das ist heute eine völlig normale Motorisierung», erklärt Nötzli dazu.
Eine völlig normale Motorisierung? Selbst wenn sich dieses Wunder der Technik nicht wie alle anderen Autos durch den Dauerstau quält, sondern für einmal freie Bahn hat, kann es höchstens einen Bruchteil seines Potenzials ausschöpfen: Auf der Autobahn beträgt das Tempolimit 120, auf normalen Strassen 80 Stundenkilometer, und dazu reicht ein Drittel der vorhandenen PS.
Selbst Nötzli weiss das: «Was nützt das schon, wenn man das nicht ausfahren kann», jammert er. Die Geschwindigkeit zu überschreiten und eine Busse in Kauf zu nehmen, ist ebenfalls keine gute Idee. Die Zeiten, in denen Rasen ein Kavaliersdelikt war, sind längst vorbei. Heute ist praktisch jeder Meter Strasse und jede Rotlichtkreuzung von einem Radar überwacht, und die Bussen schmerzen sehr.
Nötzli sucht deshalb sein Heil in mehr und besseren Strassen und hat deshalb die Milchkuh-Initiative lanciert. Es dürfte ein Kampf gegen Windmühlen sein. Selbst wenn die Initiative angenommen werden sollte, werden die Staus nicht verschwinden. Wir können noch einmal zwei Löcher in den Gubrist bohren oder die Autobahn zwischen Bern und Zürich und Lausanne und Genf sechsspurig ausbauen.
Wir können sogar, wie Nötzli allen Ernstes vorschlägt, die Autobahnen zweistöckig aufstocken. Ausser dass wir die Landschaft damit aufs Übelste verschandeln, erreichen wir gar nichts. Die Staus bleiben. Mehr Strassen schaffen mehr Verkehr. Wer es nicht glaubt, der sehe sich einmal in Los Angeles um.
Sind wir also dazu verdammt, mit Staus zu leben? Keineswegs. Die Lösung liegt jedoch nicht in mehr PS oder mehr Beton, sie liegt in einer besseren Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Dank Internet, Smartphones und Apps ist dies heute schon möglich. Wir können damit eine moderne Version des traditionellen Autostoppens verwirklichen, eine Art Uber für alle.
Derzeit ist die Motorisierung der Autos grotesk überhöht, während die Auslastung ebenso grotesk unterbelegt ist. Bloss 1,6 Personen sitzen im Schnitt in den in der Regel fünfplätzigen Gefährten. Mit einer modernen Verkehrsplattform, auf der Fahrer und Passagiere einfach und rasch zueinander finden, würde sich das rasch ändern lassen. Potenzielle Passagiere und Fahrer würden via Facebook oder anderen sozialen Medien zueinander finden und hätten dabei die Gewissheit, mit wem sie sich einlassen.
Das ist keine graue Theorie. In Frankreich und Deutschland gibt es solche Verkehrsplattformen mit den entsprechenden Apps bereits. Auch in Polen und Ungarn funktioniert dieses Mitfahrersystem bestens.
Wir Schweizer tun uns schwer damit, wahrscheinlich weil wir ein zu gutes öffentliches Verkehrssystem haben. Mit Bahn und Postauto erreichen wir zuverlässig auch die hintersten Ortschaften im abgelegensten Bergtal. Selbst für die reiche Schweiz wird ein weiterer Ausbau des Verkehrssystems jedoch allmählich zu teuer. Allein der Ausbau der Autobahnen wird uns bis 2030 rund 45 Milliarden Franken kosten.
Selbst wenn die Finanzierung gesichert wäre: Wer will schon zweistöckige Autobahnen durchs Mittelland sehen? Wer will die letzten Grünflächen zubetonieren, damit Nötzli & Co. mit ihren 340 PS durchbrausen können? Wir brauchen intelligente Apps. Überflüssige Motorenpower haben wir schon mehr als genug.