Der Leverkusener Dax-Konzern hat im vergangenen Jahr beim Personal den Rotstift rausgeholt. 12'000 BeschÀftigte sollen weltweit ihre Stelle verlieren. Nun wissen die Mitarbeiter schwarz auf weiss, unter welchen Konditionen sie gehen könnten.
Beim geplanten Abbau von 12'000 Stellen weltweit bietet der Pharma- und Chemiekonzern Bayer Mitarbeitern lukrative AufhebungsvertrĂ€ge an. Sie sollen Ă€lteren BeschĂ€ftigten in Deutschland einen vorzeitigen Gang in die Rente ermöglichen, ohne dass diese allzu grosse AbschlĂ€ge erleiden. JĂŒngere Bayer-Mitarbeiter können ferner hohe Abfindungen in Anspruch nehmen. Das zeigt eine Vereinbarung zwischen dem Gesamtbetriebsrat und dem Dax-Konzern, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bayer bestĂ€tigte die fĂŒrs Inland gĂŒltige Einigung, die am Montag auch intern verkĂŒndet wurde.
Bayer erlebt eine schwierige Phase. Die Ăbernahme des US-Konkurrenten Monsanto wurde zum milliardenschweren Kraftakt mit Nebenwirkungen â die Leverkusener mĂŒssen sich einer Klagewelle wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat erwehren. Der Konzern hat viele Baustellen, auch das GeschĂ€ft mit rezeptfreien Arzneimitteln lĂ€uft nicht rund. Im November verkĂŒndete Bayer PlĂ€ne zum Stellenabbau, um Kosten zu sparen und ArbeitsablĂ€ufe effizienter zu machen.
Im Kern bietet der Konzern nun «Flexi AufhebungsvertrĂ€ge», die ĂŒber sechs Jahre laufen. Sie ermöglichen, dass Mitarbeiter schon ab 57 Jahren vorzeitig in Ruhestand gehen können und maximal 7.2 Prozent Abschlag von der gesetzliche Rente verkraften mĂŒssen. Voraussetzung sind neben dem Alter der BeschĂ€ftigten 35 Rentenversicherungsjahre.
Bei frĂŒheren Vereinbarungen konnten die Einbussen gegenĂŒber der gesetzlichen Rente unter UmstĂ€nden höher sein, heisst es in dem Papier. Mitarbeiter könnten sich bei den Vorruhestandsregelungen monatlich Geld auszahlen lassen gemessen am letzten Brutto-Gehalt oder aber einen Betrag auf einen Schlag. Auch Boni, Zulagen und Leistungen wie Urlaubsgeld wĂŒrden berĂŒcksichtigt.
FĂŒr Mitarbeiter unter 57 Jahren wurden ferner Abfindungen von bis zu 63 MonatsgehĂ€ltern ausgehandelt. Zuvor sei bei höchstens 54 MonatsgehĂ€ltern Schluss gewesen, betonte der Gesamtbetriebsrat. Zudem gebe es ZuschlĂ€ge fĂŒr Ehepartner, Kinder und Schwerbehinderte. Bayer-BeschĂ€ftigte mit weniger als drei Jahren Betriebszugehörigkeit können eine Abfindung von drei MonatsgehĂ€ltern erhalten.
«Wir haben erfolgreich verbesserte Bedingungen fĂŒr einen vorzeitigen Ruhestand und sehr gute Abfindungsregelungen erreicht», erklĂ€rte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Oliver ZĂŒhlke in dem Schreiben. Zu Details des Pakets, das rĂŒckwirkend ab 1. Januar gilt, könnten sich Mitarbeiter individuell beraten lassen.
Bayer hatte im vergangenen November verkĂŒndet, rund 12'000 von rund 118'000 Stellen weltweit bis Ende 2021 abzubauen. Ein «bedeutender Anteil», aber nicht die Mehrzahl der Jobs solle auf Deutschland entfallen, erklĂ€rte Konzernchef Werner Baumann. Derzeit laufen noch GesprĂ€che, wie viele Jobs an den einzelnen Standorten eingespart werden. Bis MĂ€rz sollen Mitarbeiter Klarheit haben. Betriebsbedingte KĂŒndigungen sind bei Bayer bis Ende 2025 ausgeschlossen. (aeg/sda/awp/dpa)