Wirtschaft
Leben

7 Tipps, wie du in einer Beziehung stressfrei über Geld sprechen kannst

Bild
bild: shutterstock / watson
Frauen und Geld

7 Tipps, wie du in einer Beziehung stressfrei über Geld sprechen kannst

Geld kann im täglichen Zusammenleben ganz schön Stress machen. Ganz vermeiden lässt sich das nicht immer, aber mit ein paar einfachen Massnahmen kannst du den Zündstoff entschärfen.
09.07.2020, 14:5610.07.2020, 08:38
Olga Miler
Olga Miler
Olga Miler
Mehr «Wirtschaft»

Kennt ihr das?

«Du schuldest mir noch 10 Stutz!»

«Ich habe aber für das Putzmittel und für die Mayo bezahlt.»

«Du hast mir den 20er, den ich dir geliehen habe, aber auch nie zurückgegeben!»

«Ach, dann lass halt gut sein...»

Ich hatte eine Bekannte in London, die hat nach dem ersten Date jeweils den Credit Score ihres Dates geprüft. Na ja, so extrem muss es wohl nicht sein. Wenn man näher zusammenlebt, sei es in einer WG oder in einer Partnerschaft, und sich einen Haushalt und auch irgendwie das Leben teilt, kann Geld im Alltag ganz schön Stress machen. Und oft sind es ja dann nicht die grossen finanziellen Pläne, die das Fass zum Überlaufen bringen, sondern ganz kleine, alltägliche Dinge, z.B.:

  • Jemand hat, ohne zu fragen, deine Sachen aus dem Kühlschrank leer gegessen und nicht ersetzt.
  • Der Freund, für den man immer irgendwie die Rechnung bezahlt und der nie auch nur anbietet, wenigstens einen Teil zu übernehmen.
  • Menschen, die für dich immer bezahlen, irgendwie ganz selbstverständlich, bis zu einem Grad, wo es einem selber peinlich ist.
  • Im Haushalt bist immer du die- oder derjenige, der die Einkäufe macht, und nie eine Rückzahlung erhält.

Stress mit Geld geht von den kleinen Sachen bis hin zu versteckten Konten, versteckten Kreditkartenschulden und sogar Unterschriftenfälschungen zur Auszahlung der Pensionskasse.

Alles übertrieben denkt ihr? Hier ein paar Fakten:

  • 35% der Amerikaner nennen Geld als einen der Hauptgründe für Beziehungsstress und 6% gaben an, Konten und Kreditkarten vor ihrem Partner zu verstecken
  • In England ergab eine Studie an 1’000 Personen, dass fast ein Drittel der Paare geheime Ersparnisse aufgebaut hatte und 1 von 5 Partnern geheime Schulden hat.
  • 74% der Frauen sagten, sie erlebten eine finanzielle Überraschung nach dem Tod des Partners.

Warum macht Geld gerade mit dem Partner oft Stress?

Psychologen sagen, alte Klischees sind mächtig: Selbst wenn man modern denkt, kommt viel vom Stress mit Geld davon, dass alte Verhaltensmuster und Werthaltungen in uns drin sind und wir diese unbewusst leben. Dazu gehört auch das Klischee, dass Frauen und Männer sehr unterschiedliche Geldstile haben – Männer sehen Geld scheinbar als Messlatte für beruflichen Erfolg und persönlichen Stellenwert, Frauen hingegen mehr als Sicherheit und um ihre Selbstständigkeit abzusichern.

Ein Geldgespräch als Paar ist nie wirklich nur eine sachliche Angelegenheit. Es geht oft, vielleicht zum Teil unbewusst, auch um Augenhöhe, Anerkennung, Ängste, vielleicht sogar um Macht und Kontrolle.

Streit entsteht oft dort, wo man eine Wahl hat. Oft geht es beim Streit um Geld entweder um Wert- (man hat unterschiedliche Bedürfnisse) oder um Verteilungskonflikte (man streitet, wer was bekommt), oder beides. Der Geldstress lässt sich vielleicht nicht immer vermeiden, aber mit ein paar einfachen Tricks könnt ihr auf jeden Fall den Konfliktstoff abschwächen.

7 Tipps, wie du entspannt mit PartnerIn, WG und Freunden über Geld redest:

Sprecht darüber, was euch bei Geld wichtig ist und welcher «Geldtyp» ihr seid

Die einen sparen liebend gerne, die anderen lassen es sich lieber gut gehen, oder man hat das Gefühl der andere gibt Geld für die «falschen» Dinge aus. Wenn die Gewohnheiten sehr weit auseinander gehen, dann hilft es, den Blickwinkel zu ändern: z.B. anerkennen, dass verschiedene Werthaltungen Vor- und Nachteile haben und somit das eine nicht «schlechter» ist als das andere. Stress entsteht vor allem dann, wenn man die Geldgewohnheiten des anderen «wertet» oder erst gar nicht versteht und sich (oft im Stillen) darüber aufregt – «Echt jetzt, müssen wir denn zuerst jedes Sonderangebot vergleichen?»

Setzt klare Regeln für die gemeinsamen Ausgaben

Wer trägt was zum gemeinsamen Leben bei? Wenn einer sehr viel mehr verdient, kann z.B. eine prozentuale Aufteilung sinnvoll sein anstatt «Halbe-Halbe».

Erstellt ein gemeinsames Fixkostenkonto / Kasse

Z.B. für Miete, Essen, Internet, Putzmittel und was sonst noch so anfällt, das alle betrifft. Darauf zahlen dann alle den gleichen Betrag ein, dürfen dann die Sachen auch gemeinsam nutzen. Bei Paaren wird auch ein 3-Konten Modell empfohlen: 1) Gemeinsames Konto, 2) Altersvorsorge, 3) Was übrig bleibt behält jeder für sich. Um in einer WG Streit zu vermeiden, dass jemand zu viel genutzt hat, hilft ein Kassenbuch, dort wird das eingetragen. Zugegeben, bisschen altmodisch, aber effektiv.

Besprecht Ziele gemeinsam, z.B. bei einem «Money-Date»

Was wollt ihr zusammen erreichen? Wer wird was zum gemeinsamen Ziel beitragen? Egal ob es das neue Sofa für die WG ist oder ein grosses gemeinsames Ziel wie ein Haus, zusammen festzulegen, wie man dorthin kommt, hilft nicht nur, euch gegenseitig besser kennen zu lernen, sondern schafft auch jede Menge Vertrauen.

Vermeidet ein Gefühl der Ungleichheit

Dazu gehört, dass man zusammen auf Augenhöhe leben und diskutieren kann. Probleme entstehen oft, wenn einer der Partner sehr viel mehr verdient und den anderen aushält. Oder der Wert der «unbezahlten» Arbeit wie Kinderbetreuung oder Arbeit im Haushalt als selbstverständlich angesehen wird. Über längere Zeit entsteht dann ein Ungleichgewicht, die Machtverhältnisse verschieben sich. Der weniger oder nicht-verdienende Partner kann Schuldgefühle entwickeln oder fühlt sich nicht wertgeschätzt oder der Besserverdienende kann sich ausgenutzt fühlen. Es hilft, offen darüber zu sprechen und einen Rahmen zu schaffen, in dem der- oder diejenige, der/die weniger Geld zur Verfügung hat, auch einen Beitrag leisten kann oder die nicht bezahlte Leistung nicht wie eine Selbstverständlichkeit, sondern als eine bewusste Entscheidung und Beitrag an das gemeinsame Leben anerkannt wird.

Kleine Detailteufel vermeiden

Z.B. keine «Kredite» an Partner oder Freunde vergeben. Manchmal sind es die kleinen Beträge, die es ausmachen. Immer anbieten, die Kosten zu teilen. Was man geliehen hat (auch kleine Beträge!) unaufgefordert und zeitgerecht zurückzahlen (und dem anderen die Peinlichkeit ersparen, nach den 5 Franken fragen zu müssen).

Gegenseitige Transparenz schaffen

Vor allem wenn man länger zusammen lebt, ist es wichtig, dass man eine Gesamtübersicht über die Finanzen hat, Klarheit darüber herrscht, was im Notfall zu tun ist, Vollmachten vorliegen und jeder weiss, wie er oder sie abgesichert ist.

Geld ist eben oft auch so eine Art Leinwand für unsere Werte, Hoffnungen und Ängste. Dann ist es nicht verwunderlich, dass da manchmal ganz viel Zündstoff drin ist.

Wie ist das bei euch? Schon mal über Geld gestritten? Und was hat euch geholfen?

Job kündigen: 15 lustige Beispiele, wie du es tun könntest

1 / 16
Job kündigen: 15 lustige Beispiele, wie du es tun könntest
«Mein Chef kann sein verdammtes Schild selber wechseln. Ich kündige.» bild: imgur

Auf Facebook teilenAuf X teilen

So klingt die neue 20-Franken-Note

Video: watson/can & loro
olga miler, frauen und geld, blog, watson
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog «Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Madison Pierce
09.07.2020 15:10registriert September 2015
Ein Haushaltskonto ist eine gute Idee. Meine Frau und ich haben eines und je eine Kreditkarte dazu. Darauf bezahlen wir genug ein, dass es reicht für Hypothek, Lebensmittel, Krankenkasse etc. plus noch ca. 1000 Fr./Monat dazu, damit man mal die Waschmaschine ersetzen kann oder so.

Mit dem Rest kann jeder machen, was er will. So komme ich nicht in Versuchung, ihre Schuhkäufe zu kritisieren und komme im Gegenzug ungeschoren davon, wenn wieder mal ein neues Gerät in der Werkstatt steht. :)

Unter Kollegen glaube ich, gleicht es sich mit der Zeit aus. Deshalb rechne ich da nichts ab.
1024
Melden
Zum Kommentar
avatar
stadtzuercher
09.07.2020 15:34registriert Dezember 2014
"Immer anbieten, die Kosten zu teilen."

Auch im Restaurant, Mädels.

(@Jungs, ihr seid immer noch tolle Hechte, auch wenn ihr mal das Essen nicht übernehmt.)
8111
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kanuli
10.07.2020 09:54registriert Mai 2020
Interessant. Das war mir so gar nicht bewusst. Wir reden seit Anfang an offen über unsere Finanzen. Sie schenkte mir etwas, ich ihr, wir luden uns gegenseitig ein. Später wurde ich mehr und mehr Alleinverdiener, dadurch änderte sich eigentlich nur, auf wessen Konto das Geld liegt. Ausgeben, und viel wichtiger, Sparen tun wir gemeinsam. Wir spornen uns gegenseitig auch zum Sparen an, aber geben es dann auch gemeinsam aus. Kleinere Summen kann jeder jederzeit für sich gebrauchen, ohne schlechtes Gewissen. Meiner Frau sage ich immer: Ich erhalte zwar das Geld, aber verdienen tun wir es beide.
244
Melden
Zum Kommentar
29
«Der Trump-Schock könnte ein Segen für Europa sein»
Warum Deutschland eine neue wirtschaftliche Identität braucht, Europa seine Investitionen in Innovation verdreifachen muss und Donald Trump eine Eintrittsgebühr in den US-Konsummarkt verlangt, erklärt Samy Chaar, Chefökonom der Privatbank Lombard Odier.

Herr Chaar, wir haben uns vor fünf Jahren zum letzten Mal gesprochen. Schon damals haben Sie vorausgesagt, dass Deutschland Probleme bekommen wird. Congrats, Sie hatten recht. Wie sehen Sie die Situation heute?
Samy Chaar: Danke, danke, ich habe mich in meiner Karriere auch öfter mal geirrt. Was Deutschland betrifft: Es gibt immer noch Hoffnung. Aber die Deutschen müssen endlich die richtigen Massnahmen ergreifen.

Zur Story