Kennt ihr das?
«Du schuldest mir noch 10 Stutz!»
«Ich habe aber für das Putzmittel und für die Mayo bezahlt.»
«Du hast mir den 20er, den ich dir geliehen habe, aber auch nie zurückgegeben!»
«Ach, dann lass halt gut sein...»
Ich hatte eine Bekannte in London, die hat nach dem ersten Date jeweils den Credit Score ihres Dates geprüft. Na ja, so extrem muss es wohl nicht sein. Wenn man näher zusammenlebt, sei es in einer WG oder in einer Partnerschaft, und sich einen Haushalt und auch irgendwie das Leben teilt, kann Geld im Alltag ganz schön Stress machen. Und oft sind es ja dann nicht die grossen finanziellen Pläne, die das Fass zum Überlaufen bringen, sondern ganz kleine, alltägliche Dinge, z.B.:
Stress mit Geld geht von den kleinen Sachen bis hin zu versteckten Konten, versteckten Kreditkartenschulden und sogar Unterschriftenfälschungen zur Auszahlung der Pensionskasse.
Psychologen sagen, alte Klischees sind mächtig: Selbst wenn man modern denkt, kommt viel vom Stress mit Geld davon, dass alte Verhaltensmuster und Werthaltungen in uns drin sind und wir diese unbewusst leben. Dazu gehört auch das Klischee, dass Frauen und Männer sehr unterschiedliche Geldstile haben – Männer sehen Geld scheinbar als Messlatte für beruflichen Erfolg und persönlichen Stellenwert, Frauen hingegen mehr als Sicherheit und um ihre Selbstständigkeit abzusichern.
Ein Geldgespräch als Paar ist nie wirklich nur eine sachliche Angelegenheit. Es geht oft, vielleicht zum Teil unbewusst, auch um Augenhöhe, Anerkennung, Ängste, vielleicht sogar um Macht und Kontrolle.
Streit entsteht oft dort, wo man eine Wahl hat. Oft geht es beim Streit um Geld entweder um Wert- (man hat unterschiedliche Bedürfnisse) oder um Verteilungskonflikte (man streitet, wer was bekommt), oder beides. Der Geldstress lässt sich vielleicht nicht immer vermeiden, aber mit ein paar einfachen Tricks könnt ihr auf jeden Fall den Konfliktstoff abschwächen.
Die einen sparen liebend gerne, die anderen lassen es sich lieber gut gehen, oder man hat das Gefühl der andere gibt Geld für die «falschen» Dinge aus. Wenn die Gewohnheiten sehr weit auseinander gehen, dann hilft es, den Blickwinkel zu ändern: z.B. anerkennen, dass verschiedene Werthaltungen Vor- und Nachteile haben und somit das eine nicht «schlechter» ist als das andere. Stress entsteht vor allem dann, wenn man die Geldgewohnheiten des anderen «wertet» oder erst gar nicht versteht und sich (oft im Stillen) darüber aufregt – «Echt jetzt, müssen wir denn zuerst jedes Sonderangebot vergleichen?»
Wer trägt was zum gemeinsamen Leben bei? Wenn einer sehr viel mehr verdient, kann z.B. eine prozentuale Aufteilung sinnvoll sein anstatt «Halbe-Halbe».
Z.B. für Miete, Essen, Internet, Putzmittel und was sonst noch so anfällt, das alle betrifft. Darauf zahlen dann alle den gleichen Betrag ein, dürfen dann die Sachen auch gemeinsam nutzen. Bei Paaren wird auch ein 3-Konten Modell empfohlen: 1) Gemeinsames Konto, 2) Altersvorsorge, 3) Was übrig bleibt behält jeder für sich. Um in einer WG Streit zu vermeiden, dass jemand zu viel genutzt hat, hilft ein Kassenbuch, dort wird das eingetragen. Zugegeben, bisschen altmodisch, aber effektiv.
Was wollt ihr zusammen erreichen? Wer wird was zum gemeinsamen Ziel beitragen? Egal ob es das neue Sofa für die WG ist oder ein grosses gemeinsames Ziel wie ein Haus, zusammen festzulegen, wie man dorthin kommt, hilft nicht nur, euch gegenseitig besser kennen zu lernen, sondern schafft auch jede Menge Vertrauen.
Dazu gehört, dass man zusammen auf Augenhöhe leben und diskutieren kann. Probleme entstehen oft, wenn einer der Partner sehr viel mehr verdient und den anderen aushält. Oder der Wert der «unbezahlten» Arbeit wie Kinderbetreuung oder Arbeit im Haushalt als selbstverständlich angesehen wird. Über längere Zeit entsteht dann ein Ungleichgewicht, die Machtverhältnisse verschieben sich. Der weniger oder nicht-verdienende Partner kann Schuldgefühle entwickeln oder fühlt sich nicht wertgeschätzt oder der Besserverdienende kann sich ausgenutzt fühlen. Es hilft, offen darüber zu sprechen und einen Rahmen zu schaffen, in dem der- oder diejenige, der/die weniger Geld zur Verfügung hat, auch einen Beitrag leisten kann oder die nicht bezahlte Leistung nicht wie eine Selbstverständlichkeit, sondern als eine bewusste Entscheidung und Beitrag an das gemeinsame Leben anerkannt wird.
Z.B. keine «Kredite» an Partner oder Freunde vergeben. Manchmal sind es die kleinen Beträge, die es ausmachen. Immer anbieten, die Kosten zu teilen. Was man geliehen hat (auch kleine Beträge!) unaufgefordert und zeitgerecht zurückzahlen (und dem anderen die Peinlichkeit ersparen, nach den 5 Franken fragen zu müssen).
Vor allem wenn man länger zusammen lebt, ist es wichtig, dass man eine Gesamtübersicht über die Finanzen hat, Klarheit darüber herrscht, was im Notfall zu tun ist, Vollmachten vorliegen und jeder weiss, wie er oder sie abgesichert ist.
Geld ist eben oft auch so eine Art Leinwand für unsere Werte, Hoffnungen und Ängste. Dann ist es nicht verwunderlich, dass da manchmal ganz viel Zündstoff drin ist.
Wie ist das bei euch? Schon mal über Geld gestritten? Und was hat euch geholfen?