Noch vor kurzer Zeit zeigten Studien (2018), dass 88% der Befragten in der Schweiz versuchen, persönliche Werte mit ihren Ausgabe-Entscheidungen in Einklang zu bringen, aber:
Nur ca. 1/3 gab an, auch über nachhaltige Anlagen im Portfolio zu verfügen.
Die Gründe? Unklare Begrifflichkeit und Schwierigkeit, die Wirkung zu messen.
Grund genug, diesen Artikel einer 6 Punkte Liste zu widmen – als Gedankenanstoss, wenn man seine Werthaltung mit seinem Geld in Einklang bringen will.
Was ist mir wichtig?
Prioritäten klären, z.B. mit Fragen zu Umweltschutz, Gesundheit, nachhaltigen Energien, Konsumverhalten etc. – aber auch: An welchen zukünftigen Entwicklungen möchte ich teilhaben?
Seinem Geld Wirkung zu verleihen, kann auch bedeuten, dass man aktiv in neue, innovative Lösungen für die Zukunft investiert. Dazu gehören Megatrends wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Ressourcenverknappung, Automatisierung, Gesundheit, Verkehr etc. Als Inspiration können die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN und Übersichten zu globalen Megatrends dienen.
Eine solche Diskussion kann auch als Familie, mit Partner oder als Austausch mit Freunden stattfinden – ist immer spannend, wenn ich mit meinen zwei Jungs darüber rede, was ihr Sparbatzen bewirken soll.
Was geht gar nicht und wo ziehe ich die rote Linie?
Festlegen, was man gar nicht will und dies dann als Filter nutzen, kann helfen, die Strategie zu schärfen und die Auswahl der Produkte zu erleichtern, z.B. kann man gewisse Industrien, Unternehmen oder Praktiken direkt ausschliessen. Die drei beliebtesten Ausschlusskriterien für private Investoren sind: Verletzung von Menschenrecht, schlechte Arbeitsbedingungen und Verschlechterung der Umwelt.
Welche Ziele habe ich und welches Risiko bin ich bereit zu tragen?
Dazu gehören grundsätzliche Fragen zur Finanzplanung, aber auch Punkte wie:
Soll all mein Geld nachhaltig angelegt werden oder nur ein Teil?
Welche Erwartungen habe ich bezüglich Rendite? Verschiedene Studien haben gezeigt, dass nachhaltige Anlagen keinen Renditenachteil aufweisen – aber sie sollten zur persönlichen Situation passen.
Wieviel Risiko kann und will ich tragen? Nachhaltig anzulegen kann auch Risiken mindern, z.B. weil Unternehmen mit schlechten Praktiken «ausgefiltert» werden. Studien zeigen, dass beim nachhaltigen Investieren am häufigsten in Immobilien investiert wird, Aktien kommen an zweiter Stelle.
Will ich neben Rendite eine direkte, messbare soziale Wirkung, wie das z.B. beim Impact Investing der Fall ist?
Bringt mir zusätzliches Wissen einen Vorteil?
Je nach Themenfeld und Ziel kann zusätzliches Wissen neue Möglichkeiten und Wege aufzeigen. Das können z.B. Rankings nachhaltiger Firmen oder andere Nachhaltigkeitsindizes sein. Eine Übersicht findest du in der Indexdatenbank. Hier kannst du Indizes nach Land oder Kategorie filtern. Als weitere Wissensquellen mit vertieften Informationen eignen sich zum Beispiel Swiss Sustainable Finance oder Global Sustainable Investment Alliance. Spezialisierte Finanzanbieter und Banken bieten auch Wissensforen und Berichte an.
Was macht mein Geld heute und kann ich damit mehr Wirkung erzielen?
Ein Scan des Ist-Bestands und allenfalls Anpassung kann bereits sehr viel bewirken, ohne dass man sofort neue Finanzprodukte suchen muss, z.B:
Wo ist meine 3a investiert?
Wie legt die Pensionskasse das Geld an und gibt es nachhaltige Optionen?
Welche Anlagen habe ich heute und passen die noch zu meinen Werten?
Habe ich laufende Spenden an z.B. gemeinnützige Organisationen und passen die noch?
Ausschluss: Man schliesst aus, was bestimmten ESG-Kriterien nicht entspricht.
Best-In Class: Man wählt diejenigen, welche innerhalb einer Branche oder Industrie die ESG-Kriterien am besten erfüllen.
Impact Investing : Soziale und wirtschaftliche Ziele fliessen zusammen als Kriterien ein.
Mittlerweile gibt es für Finanzanbieter auch Standards, die Principles for Responsible Investing (PRI), welche verschiedene Aspekte für nachhaltige Anlagen regeln. Egal, wofür man sich entscheidet, es lohnt sich zu prüfen, auf welchen Grundlagen die Produkte gebaut sind, das Preis-Leistungsverhältnis, welches Know-How der Anbieter hat und wie die Empfehlungen allenfalls beeinflusst werden. Beispielsweise werden nur hauseigene oder auch andere Produkte empfohlen. Will man nicht anlegen, sondern spenden, hat z.B. ZEWO eine Liste mit Kriterien.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Eine Ideenliste:
Anlage in bestimmte Branchen, Regionen oder sogar Firmen mit entsprechenden Produkten
Es gibt eine riesige Auswahl an Möglichkeiten. Was und wie hängt von der persönlichen Situation und den Zielen ab. Mich fasziniert bei nachhaltigen Anlagen neben allen Vorteilen vor allem, dass man sich mit der Welt und was einem wichtig ist auseinander setzt. So habe ich auch 11 Jahre in einer Bank verbracht und sehr wenig über Geld gesprochen, sondern viel mehr zugehört, was die Menschen im Leben so bewegt.
bild: zvg
Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog «Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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Die chinesische Shopping-Plattform Temu plant einem Medienbericht zufolge den Einstieg in den Schweizer Lebensmittelmarkt. Nach dem Start in Deutschland bereitet der Konzern nun sein Angebot für die Schweiz vor, berichtete der «Tages-Anzeiger» am Samstag.