Seit einigen Wochen konnten sich einige Staaten von der Corona-Pandemie erholen – doch da kam auch schon der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Die damit verbundenen erhöhten Kosten bei Energie- und Lebensmitteln treiben die Inflation an.
Darum hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine im Januar getätigte Wachstumsprognose diese Woche für diverse Länder korrigiert. «Die Aussichten für die globale Wirtschaft haben einen harten Rückschlag erlitten», sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas zum Update.
Weltweit sieht der IWF für 2022 noch ein Wachstum von 3,6 Prozent, im Januar ging er noch von 4,4 Prozent aus. Die Eurozone wird noch härter getroffen: 1,1 Prozent tiefer liegt die neue Schätzung und damit noch bei 2,8 Prozent.
Deutschlands Wachstum wurde innert vier Monaten auf 2,1 Prozent heruntergestuft. Das sind satte 1,7 Prozent weniger als noch im Januar und damit von den grossen Wirtschaftsstaaten die höchste Rückstufung. Für die Schweiz hat der IWF die Prognose für das Bruttoinlandprodukt 2022 bei einem Wachstum von 2,2 Prozent belassen.
Blicken wir auf die weltweiten Prognosen:
Auf dem letzten der 193 Ränge liegt aktuell die Ukraine. Der IWF glaubt an eine Abnahme von 35 Prozent des Bruttoinlandprodukts in dem vom Krieg geplagten Land für 2022. Allerdings ist eine Vorhersage für die Ukraine sehr schwierig zu treffen. Für 2023 verzichtet der IWF deshalb auf eine Prognose.
Auch die weiteren am Krieg hauptbeteiligten Länder – Russland und Belarus – dürften im Jahr 2022 eine deutlich schwächere Wirtschaftsleistung abliefern. Der IWF rechnet gar mit einer starken Rezession. Militärökonom Marcus Keupp spricht im watson-Interview gar von «wirtschaftlichem Selbstmord.»
Was bedeuten die tieferen Wachstumsprognosen? Auch durch die noch immer teilweise unterbrochenen Lieferketten weltweit werden viele Länder mit einer höheren Inflation kämpfen und die Geldpolitik entsprechend anpassen. Betroffen davon sind im neusten Update vor allem die europäischen Staaten. Positiver sieht es gemäss dem IWF aktuell für grosse Rohstoffexporteure aus.
Der IWF selbst schreibt, dass die aktuellen Prognosen mit einer hohen Unsicherheit verbunden sind: «Das Wachstum könnte sich weiter verlangsamen, während die Inflation unsere Prognosen übertreffen könnte», sagt Gourinchas. Gründe dafür sind in erster Linie weitere Sanktionen gegen Russland (zum Beispiel Energieexporte) oder neue Varianten des Coronavirus, was zu erneuten Lockdowns und anhaltenden Lieferverzögerungen führen könnte.