Eigentlich steht Comparis.ch für Transparenz. Der führende Vergleichsdienst der Schweiz durchleuchtet seit 1996 den Markt, um seine Nutzerinnen und Nutzer zum besten Angebot zu führen, sei es für Occasionsautos, Wohnungen oder Versicherungen. 80 Millionen Aufrufe erzielt er damit pro Jahr. Eine Million davon für Versicherungsvergleiche. Doch in eigener Sache hat Comparis bisher vollständige Transparenz gescheut.
Die Firma hat sich jahrelang geweigert, sich bei der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) als Versicherungsvermittlerin zu registrieren und ihre Kennzahlen überprüfen zu lassen. Doch die Finma hat Comparis in einem sogenannten Enforcementverfahren dazu gezwungen. Dagegen wehrte sich Comparis vor dem Bundesverwaltungsgericht und hat jetzt auf ganzer Linie verloren. Der Rechtsstreit gibt Einblick in das Millionengeschäft mit den Krankenkassenvergleichen.
Jedes Jahr im November ist es so weit: Wenn die neuen Krankenkassenprämien da sind, schnellen die Zugriffe auf Comparis.ch in die Höhe. Die User wollen wissen: Wo sind die Prämien am günstigsten? Doch Comparis vergleicht nicht nur, sondern vermittelt auch Versicherungsverträge.
Bei den Resultaten erscheint jeweils ein Link, der direkt zur Offerte führt. Für jeden Deal kassiert Comparis etwa 50 Franken. Jährlich nimmt die Firma so rund 10 Millionen Franken von den Versicherungsfirmen ein.
In diesem Geschäftsmodell sieht die Finma Missbrauchspotenzial und stellt die Unabhängigkeit von Comparis in Frage. Denn der Onlinedienst könnte einzelne Versicherungen im Vergleich bevorteilen. Comparis bestreitet dies und stellt in Abrede, dass dieser Anreiz bei einem unabhängigen Vergleichsdienst überhaupt bestehe.
Bei einem Vergleich von Internetprovidern hat Comparis allerdings einst nur Anbieter berücksichtigt, die Provisionen dafür zahlten, wie der «Tages-Anzeiger» 2023 aufgedeckt hatte. Danach gelobte Comparis Besserung.
Um solche Unregelmässigkeiten im Krankenkassengeschäft zu verhindern, muss sich Comparis nun von der Finma überwachen lassen. Dafür muss die Betreiberin alle Provisionen, Rabatte und Honorare detailliert mitteilen. Zudem schreibt die Finma vor, dass Versicherungsvermittler die Konsumentinnen und Konsumenten über ihre Interessenbindungen aufklären müssen.
Weil sich Comparis bisher diesen Regeln nicht unterwarf, verletzte das Unternehmen gemäss der Finma das Schweizer Aufsichtsrecht schwer. Comparis habe jährlich Millionenumsätze generiert, ohne sich an die finanzmarktrechtliche Ordnung zu halten. Die Finma drohte deshalb mit Gewinneinziehung. Comparis tätigte dafür Rückstellungen, obwohl diese Massnahme als unwahrscheinlich gilt. Die Aufsichtsgebühr für die Finma beträgt ausserdem lediglich 475 Franken pro Jahr.
Trotzdem nannte Comparis den Rechtsstreit mit der Finma vor einem Jahr als einen von mehreren Gründen für eine Massenentlassung. Der Hauptgrund war allerdings gewesen, dass der Konzernumsatz einbrach, während die Kosten anstiegen. Die Wachstumsstrategie war zu ambitioniert gewesen.
Um die Kritik der Finma zu entkräften, griffen die Betreiber von Comparis zu einem finanzrechtlichen Trick: Sie gründeten eine Schwesterfirma, über die sie die Krankenkassendeals abwickelten und die sie bei der Finma registrierten. Doch damit gab sich diese nicht zufrieden und warf Comparis eine Umgehung vor.
Ausserdem reichte Comparis eine E-Mail-Auskunft der Finma aus dem Jahr 2010 ein, wonach eine Registrierung nicht nötig sei. Das Gericht weist Comparis nun aber nach, dass die Anfrage dafür nicht alle nötigen Informationen enthalten hat.
Strafrechtsprofessor und Comparis-Beirat Daniel Jositisch bezeichnete das Vorgehen der Finma in diesem Fall als rechtsstaatlich heikel. Diese Einschätzung widerlegt nun das Bundesverwaltungsgericht: Die Finma hat demnach alles richtig gemacht – sowohl nach altem wie auch nach neuem Versicherungsrecht.
Mittlerweile hat dies auch Comparis eingesehen. Das Unternehmen teilt mit, dass es das Urteil akzeptiere und sich bei der Finma registriere. Comparis-Gründer und Verwaltungsratspräsident Richard Eisler sieht sich dennoch als potenzielles Behördenopfer: «Die US-Giganten wie Google sind nicht durch die Finma reguliert. Sie können dadurch auch künftig rasch auf Kundenbedürfnisse reagieren, während Schweizer KMU wie Comparis durch die Regulierungsbürokratie benachteiligt werden könnten.»
Er hoffe nun, dass sich die Finma künftig nicht weiter wettbewerbshemmend einbringe und sich dadurch kein Nachteil für die Konsumentinnen und Konsumenten ergebe.
Der Widerspruch bleibt: Comparis und die Finma rechtfertigen ihre unterschiedliche Sicht mit demselben Argument, dem Konsumentenschutz. (aargauerzeitung.ch)
Broker behaupten dies gerne von sich uns geben dann Angebote von Versicherungen und Hypotheken nicht an Ihre Kunden weiter, weil sie von anderen eine höhere Provision kassieren.
Somit erhält der Kunde ein schlechteres angebot.