Rollen- und Brettspiele sind nicht nur bei Kindern beliebt. Auch viele Erwachsene erfreuen sich daran und treffen sich mit anderen Fans in Spielwarengeschäften, um neue Produkte zu kaufen, mit anderen zu spielen oder Figuren zu bemalen.
Die Spieleläden sprangen darum auf den Zug auf und veranstalten für ihre Kunden Events und Aktionen. Dabei hat sich der Begriff des «Friendly Local Gaming Store» (freundlicher lokaler Spieleladen) gebildet. In den USA könnte diese Szene aber nun bald der Vergangenheit angehören, schreibt der Standard. Grund dafür sind Trumps Zölle.
60'000 Stücke der neuesten Auflage des beliebten Brettspiels «Gloomhaven» seien bereit für die Auslieferung an die US-Kundschaft. Dies erklärt Price Johnson, COO von Spielehersteller Cephalofair Games, in einem CNN-Interview.
Anders gesagt sind das 25 Frachtcontainer voll mit Spielen mit einem Wert von rund 1,2 Millionen US-Dollar. Wegen Trumps Zöllen von 145 Prozent müsste das Unternehmen etwa 1,74 Millionen Dollar allein an Zöllen bezahlen, damit die in China fabrizierten Spieleboxen ins Land kommen.
Aus diesem Grund kann der Spieleentwickler nicht anders, als die Verkäufe in den USA für unbestimmte Zeit zu stoppen, bis es am Markt wieder sicherer sei, meint Johnson. Er sagt ausserdem: «Die Geschichte ändert sich ständig, deshalb können wir nicht entsprechend planen. Im Moment könnte ich nicht sagen, wie hoch unsere Preise in den USA sein müssten, um unsere Produkte rentabel zu machen, weil sie sich jeden zweiten Tag ändern.»
Eine Verlegung von Druck und Produktion in die USA sei ebenfalls schwierig. «Die Realität ist, dass die USA einfach nicht über die gleiche Produktionsinfrastruktur verfügen wie China», meint Johnson. Laut ihm würde es mehrere Jahre dauern, bis die Hersteller in den USA ihre Produktionskapazitäten ausbauen könnten. Diese Zeit fehle Cephalofair Games und zahllosen anderen kleinen und mittleren Firmen.
Orte für die Produktion innerhalb der USA habe man geprüft. Jedoch sei schon nur der Druck für ein Hardcover-Buch in den USA viermal so teuer wie in China. Und auch ohne Zölle kostet ein solches Stück von «Gloomhaven» in den USA rund 150 bis 200 Dollar.
Cephalofair Games ist aber nicht der einzige Verlag, der nach Trumps Zöllen mit solchen Problemen zu kämpfen hat. Die gesamte Brettspielindustrie sei betroffen und auch andere Spielehersteller wüssten nicht, ob sie ihre Tätigkeiten in den USA weiterführen können. Die Branche stehe von einem Tag auf den anderen völlig still, meint Johnson. Er erzählt: «Ich bin in einer Gruppe mit 60 weiteren Verlagen, sie alle mussten ihre Produktion einstellen.» Nach Lösungen werde gesucht, jedoch kam man bislang auf kein Ergebnis.
Abgesehen vom Verkaufsstopp für Spiele auf unbestimmte Zeit sollen auch die unabhängigen Spieleläden in den USA bedroht sein. Johnson sagt: «Unsere Produkte sind für den Einzelhandel nicht mehr rentabel, also werden alle kleinen Läden, mit denen wir zusammenarbeiten – über 600 unabhängige Spielwarengeschäfte, Comicläden und Spieleläden –, unsere Produkte nicht mehr bekommen. Ihre Regale werden leer sein.»
Das wäre der Ruin. Ohne die Läden verschwände zudem ein grosser Teil der Brettspielgemeinschaft, wie die Kunden, die regelmässig in die Läden kommen, um zu spielen. (kek)
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