Wieder geht ein Jahr zu Ende, wieder liefert der Rückblick wenig Erfreuliches. Zum Glück gibt es da den – hoffentlich tröstlichen – Blick in die unendlichen Weiten des Alls, der die Erde, ihre Bewohner und deren Probleme plötzlich ganz winzig erscheinen lässt. Was kein Aufruf zum Eskapismus sein soll: Die kleine Kugel, auf der wir leben, ist unsere einzige Heimat in diesem unfassbar grossen und schönen Universum; wir sollten ihr Sorge tragen.
Diese kleine Auswahl von Weltraumbildern aus dem Jahr 2023 – die meisten stammen vom James-Webb-Weltraumteleskop – ist wie immer völlig willkürlich. Wer also ein schönes Space Pic hat, das sich in dieser Reihe gut machen würde, soll es einfach in den Kommentaren posten.
Die NIRCam (Near-Infrared Camera) des James-Webb-Teleskops zeigt einen höchst ungewöhnlichen Saturn: Der Planet selbst erscheint bei dieser Wellenlänge extrem dunkel, da das Methangas fast das gesamte Sonnenlicht absorbiert, das auf die Atmosphäre fällt. Die eisigen Ringe hingegen bleiben relativ hell. Ebenfalls zu sehen sind drei der Saturnmonde: Dione, Enceladus und Tethys.
Auf dieser Aufnahme des Hubble-Teleskops sehen wir NGC 4654, eine intermediäre Balkenspiralgalaxie im Sternbild Jungfrau. Als «intermediär» wird die Galaxie bezeichnet, weil sie Merkmale sowohl von Balkengalaxien als auch von Spiralgalaxien ohne Balken aufweist. NGC 4654 hat einen Durchmesser von etwa 70'000 Lichtjahren und ist schätzungsweise 45 Millionen Lichtjahre von der Milchstrasse entfernt.
Dieses Bild – es besteht aus Aufnahmen im Röntgenspektrum des Chandra-Röntgenobservatoriums (violett) und Infrarotdaten des James-Webb-Teleskops (rot, grün, blau) – zeigt das am weitesten entfernte Schwarze Loch, das jemals im Röntgenlicht entdeckt wurde. Die Astronomen fanden es in einer Galaxie namens UHZ1 in Richtung des Galaxienhaufens Abell 2744, der 3,5 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. UHZ1 ist jedoch noch viel weiter entfernt als der Haufen, nämlich 13,2 Milliarden Lichtjahre – ihr Licht, das wir nun auffangen, ist nur gerade 470 Millionen Jahre nach dem Urknall auf die Reise gegangen.
Diese Aufnahme stammt von der NIRCam (Near-InfraRed Camera) des James-Webb-Teleskops und zeigt in ihrem unteren Bereich das Herbig-Haro-Objekt 797 (HH 797) im nördlichen Sternbild Perseus. Herbig-Haro-Objekte sind kleine, helle Nebelflecken, die Protosterne umgeben. Sie entstehen, wenn stellare Winde oder Gasjets dieser neugeborenen Sterne Schockwellen bilden, die mit hohen Geschwindigkeiten auf umgebende Gas- und Staubstrukturen treffen. Diese Objekte wurden erstmals im 19. Jahrhundert von dem amerikanischen Astronomen Sherburne Wesley Burnham beobachtet, aber erst in den 1940er-Jahren als eigenständige Art von Emissionsnebel erkannt. Die infrarothellen Objekte im oberen Bildbereich enthalten vermutlich zwei weitere Protosterne.
Für einmal kein Blick ins All, sondern aus dem All – von der Internationalen Raumstation (ISS) aus – auf unseren Planeten: Wie eine Kette erstrecken sich die Lichter der Städte über die USA. Links oben sind die Lichter von Chicago zu erkennen, die den Michigansee umranden. Ganz rechts leuchtet der Grossraum Dallas/Fort Worth durch die Wolken, während oben die ersten Sonnenstrahlen die Erdatmosphäre erhellen.
Der Krebsnebel, katalogisiert als M1 und NGC 1952, besteht aus den Überresten eines explodierten Sterns – dessen Supernova im Jahr 1054 auf der Erde beobachtet wurde. Der Nebel wurde bereits von mehreren Observatorien und auch vom Hubble-Weltraumteleskop eingehend untersucht, doch die Infrarotauflösung des James-Webb-Teleskops gibt neue Hinweise auf seinen Aufbau und seine Ursprünge.
Diese Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops zeigt den Jupiter in einer neuen Ansicht: einem Farbkomposit aus ultravioletten Wellenlängen. Gut sichtbar ist der bekannte massive Sturm, der als «Grosser Roter Fleck» bezeichnet wird. Er erscheint für das menschliche Auge rot, wirkt aber auf diesem ultravioletten Bild blau und dunkler, da Dunstpartikel in grosser Höhe das Licht bei diesen Wellenlängen absorbieren.
Die Balkenspiralgalaxie M83, auch «südliche Feuerradgalaxie» genannt und als NGC 5236 katalogisiert, ist etwa 17 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Diese Aufnahme des James-Webb-Teleskops wurde mit dem Mid-InfraRed Instrument (MIRI) im mittleren Infrarot gemacht, das sich von den optischen Wellenlängen stark unterscheidet. Das helle Blau zeigt die Verteilung der Sterne im zentralen Teil der Galaxie. Die hellen gelben Regionen, die sich durch die Spiralarme schlängeln, sind Regionen aktiver stellarer Kinderstuben, also Gebiete, in denen neue Sterne entstehen. Die orange-roten Bereiche zeigen die Verteilung einer bestimmten Art von Kohlenstoffverbindungen an.
Der bekannte Ringnebel (auch unter den Bezeichnungen M57 und NGC 6720 bekannt) befindet sich mit einer Entfernung von rund 2500 Lichtjahren relativ nahe bei der Erde. Es handelt sich um die Überreste eines Sterns, der vor etwa 20'000 Jahren seine äussere Gashülle abgestossen hat und sich nun als Weisser Zwergstern im Zentrum des Nebels befindet. Neue Infrarot-Aufnahmen des James-Webb-Teleskops bieten eine noch nie dagewesene räumliche Auflösung, die einzigartige Details sichtbar machen. Die Aufnahme links von der NIRCam (Near-InfraRed Camera) zeigt etwa die komplizierten Details der Filamentstruktur des inneren Rings, während das Bild rechts, das vom MIRI (Mid-InfraRed Instrument) aufgenommen wurde, besondere Einzelheiten in den konzentrischen Merkmalen in den äusseren Regionen offenbart.
Die hohe Auflösung des Daniel K. Inouye Solar Telescope (DKIST) auf der hawaiianischen Insel Maui erlaubt es, sogar nur gerade 20 Kilometer grosse Objekte auf der Oberfläche der Sonne sichtbar zu machen. Neue Bilder, die mit dem Sensor Visible Broadband Imager (VBI) aufgenommen wurden, zeigen neben relativ ruhigen Regionen der Sonne auch turbulente Sonnenflecken in noch nie dagewesener Detailtreue. Die dunklen Flecken – es sind kühlere Regionen auf der Sonnenoberfläche, die mit der Aktivität des Sonnenzyklus zusammenhängen – sind oft grösser als die Erde.
In der kolossalen Pinwheel-Galaxie (bekannt auch als M101, NGC 5457 oder Feuerrad-Galaxie) entdeckten Astronomen im Mai eine Supernova – die Explosion eines massereichen Sterns. Der leuchtende Punkt in etwa 21 Millionen Lichtjahren Entfernung ist derzeit auch noch mit einem kleinen Teleskop zu erkennen. Diese Aufnahme stammt jedoch vom Gemini-Nord-Teleskop, das sich auf dem Mauna Kea auf der Insel Hawaii befindet. Dieses leistungsstarke Teleskop zeigt die Supernova mit der Bezeichnung «SN 2023ixf» als strahlenden bläulichen Lichtpunkt ganz links in einem der Spiralarme der Galaxie.
Hier sehen wir ein eng verbundenes Paar sich aktiv bildender Sterne, aufgenommen in hochauflösendem Nahinfrarotlicht von der NIRCam des James-Webb-Teleskops. Es handelt sich um Protosterne im Herbig-Haro-Objekt 46/47 (HH 46/47) – ein wichtiges Beobachtungsobjekt, da es nur wenige tausend Jahre alt ist. Sterne benötigen Millionen von Jahren, um sich vollständig zu entwickeln, daher können solche Objekte Aufschluss darüber geben, wie Sterne im Laufe der Zeit an Masse zunehmen. Die beiden Sterne sind in der Mitte der roten Beugungsspitzen zu erkennen; sie erscheinen als orange-weisser Fleck. Umgeben sind sie von einer Scheibe aus Gas und Staub, die weiterhin zu ihrer Masse beiträgt. Die orangen Lappen auf beiden Seiten sind durch frühere Auswürfe der Sterne entstanden. Im Laufe von Millionen von Jahren werden sich die Sterne in Herbig-Haro 46/47 vollständig ausbilden und die Szene aufhellen.
Dieses Bild des Galaxienhaufens MACS0416 wurde durch die Kombination von Infrarotbeobachtungen des James-Webb-Teleskops mit Daten des Hubble-Teleskops im sichtbaren Licht erstellt. Für das Bild wurden im Allgemeinen die kürzesten Wellenlängen des Lichts blau, die längsten Wellenlängen rot und die mittleren Wellenlängen grün eingefärbt. Die Farben geben Aufschluss über die Entfernung der Galaxien: Die blauesten Galaxien sind relativ nahe, während die rötlicheren Galaxien tendenziell weiter entfernt sind oder grosse Mengen an Staub enthalten.
Dieses ätherische Gebilde ist die Sternentstehungsregion NGC 346, ein sogenannter offener Sternhaufen in der kleinen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstrasse. Die Aufnahme im mittleren Infrarotlicht stammt vom Mid-InfraRed Instrument (MIRI) des James-Webb-Teleskops. Die blauen Ranken stellen Silikate und russige chemische Moleküle dar, während das rote Glühen für warmen Staub steht, der von den hellsten und massereichsten Sternen im Herzen der Region erhitzt wird.
Omega Centauri (auch ω Centauri oder NGC 5139) ist ein Kugelsternhaufen im Sternbild Zentaur. Mit rund zehn Millionen Sternen ist er der mit Abstand massereichste Kugelsternhaufen der Milchstrasse. Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Objekten in unserem Universum; ihre Sterne sind über 12 Milliarden Jahre alt. Omega Centauri tanzt jedoch aus der Reihe: Diese Miniaturgalaxie enthält verschiedene Sternpopulationen, die unterschiedlichen Alters sind und zudem einen unterschiedlichen Gehalt an Metallen oder Elementen aufweisen, die schwerer als Bor sind. Dies deutet darauf hin, dass Omega Centauri einen anderen Ursprung hat als andere Kugelsternhaufen. Es könnte sich um den Kern einer Zwerggalaxie handeln, die vor langer Zeit auseinandergerissen und von unserer Milchstrasse absorbiert wurde. Die Aufnahme ist eine Kombination von Infrarotbeobachtungen des Spitzer-Weltraumteleskops mit Daten des sichtbaren Lichts vom 4-Meter-Teleskop Blanco am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile.
Bild-Archivliste: https://apod.nasa.gov/apod/archivepix.html
Astronomy Picture of the Day