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Kosmische Rarität: James-Webb-Teleskop fotografiert Wolf-Rayet-Stern

Spektakulär und detailliert – James-Webb-Teleskop fotografiert kosmische Rarität

19.03.2023, 19:26
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Es ist eine der ersten Aufnahmen des Ende 2021 ins All gebrachten James-Webb-Teleskops, das im Sommer 2022 den Betrieb aufgenommen hat. Sie zeigt in bisher noch nie dagewesenen Details einen seltenen Himmelskörper: einen Wolf-Rayet-Stern.

Im Zentrum des erst jetzt veröffentlichten Bildes – es ist aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt und kombiniert Licht aus dem nahen und mittleren Infrarot – prangt der leuchtende und heisse Stern Wolf-Rayet 124 (WR 124), der sich in 15'000 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Sagitta (Pfeil) befindet.

Wolf-Rayet-Stern, aufgenommen vom James-Webb-Teleskop
https://webbtelescope.org/contents/media/images/2023/111/01GTWASGERK0M8G86WZZSRC1ZX
Der Stern WR 124 zeigt die charakteristischen Beugungsspitzen der Nahinfrarotkamera (NIRCam) des James-Webb-Weltraum-Teleskops, die durch die physikalische Struktur des Teleskops selbst verursacht werden. Eine zoombare Version der Aufnahme gibt es hier: webbtelescope.org Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, Webb ERO Production Team

Wolf-Rayet-Sterne sind die übrig gebliebenen Kerne von ehemals massereichen Sternen, die durch starke Sternwinde sehr viel Masse verloren haben und nach wie vor verlieren. Die Sternwinde sind strahlungsgetrieben; das Licht des Sterns bläst sozusagen die Hülle weg. Diese Strahlung beschleunigt die Sternwinde auf enorme Geschwindigkeiten von bis zu 4000 Kilometern pro Sekunde (14,4 Mio. km/h).

WR 124 zum Beispiel ist rund 30 Mal so schwer wie die Sonne, hat aber seit etwa 10'000 Jahren bereits etwa 10 Sonnenmassen an Gas ausgestossen. Dieses Gas kühlt in einiger Entfernung vom Stern ab, wobei es zu Staub kondensiert. Den dadurch entstandenen zirkumstellaren Nebel kennen die Astronomen unter der Bezeichnung M1-67.

Der Nebel M1-67, der sich über 10 Lichtjahre durch das All erstreckt, ist nicht symmetrisch, sondern besteht aus zufälligen, asymmetrischen Auswürfen. Helle Gas- und Staubklumpen erscheinen wie Kaulquappen, die auf den Stern zuschwimmen, mit Schwänzen, die hinter ihnen hervorquellen und vom Sternwind zurückgeblasen werden.

Wolf-Rayet-Stern WR-124 mit umgebendem planetarischen Nebel M1-67 (Aufnahme des Hubble-Teleskops)
https://de.wikipedia.org/wiki/WR_124#/media/Datei:M1-67_&_WR124.png
Zum Vergleich: WR-124 mit dem umgebenden Nebel in einer Aufnahme des Hubble-Teleskops. Bild: Wikimedia

Die Wolf-Rayet-Sterne, die keiner der üblichen Spektralklassen zugeordnet, sondern in einem eigenen Typ klassifiziert werden, existieren nur relativ kurze Zeit, bevor sie schliesslich in einer Supernova explodieren. Sie sind also quasi das Vorspiel für den letzten Akt in der Existenz massereicher Sterne, gewissermassen deren letzte Zuckungen. Gemäss rechnerischen Simulationen liegt die Lebensdauer massereicher Wolf-Rayet-Sterne bei ungefähr 500'000 Jahren.

(dhr)

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Der Galaxienhaufen SMACS 0723, aufgenommen vom Webb-Teleskop, veröffentlicht im Juli 2022.(NASA/ESA/CSA via AP)
quelle: keystone
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quelle: nasa, esa, hubble/william ostling
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Androider
19.03.2023 21:44registriert Februar 2014
Immer wieder faszinierend, was es in den Weiten des Alls alles gibt! Eure Astronomie-Beiträge finde ich genial, danke dafür!
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InSAnE
19.03.2023 20:43registriert Juni 2019
So was von krasse bilder. Das man sowas festhalten kann, in solcher qualität ist schon beeindruckend!
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