Es ist eine der ersten Aufnahmen des Ende 2021 ins All gebrachten James-Webb-Teleskops, das im Sommer 2022 den Betrieb aufgenommen hat. Sie zeigt in bisher noch nie dagewesenen Details einen seltenen Himmelskörper: einen Wolf-Rayet-Stern.
Im Zentrum des erst jetzt veröffentlichten Bildes – es ist aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt und kombiniert Licht aus dem nahen und mittleren Infrarot – prangt der leuchtende und heisse Stern Wolf-Rayet 124 (WR 124), der sich in 15'000 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Sagitta (Pfeil) befindet.
Wolf-Rayet-Sterne sind die übrig gebliebenen Kerne von ehemals massereichen Sternen, die durch starke Sternwinde sehr viel Masse verloren haben und nach wie vor verlieren. Die Sternwinde sind strahlungsgetrieben; das Licht des Sterns bläst sozusagen die Hülle weg. Diese Strahlung beschleunigt die Sternwinde auf enorme Geschwindigkeiten von bis zu 4000 Kilometern pro Sekunde (14,4 Mio. km/h).
WR 124 zum Beispiel ist rund 30 Mal so schwer wie die Sonne, hat aber seit etwa 10'000 Jahren bereits etwa 10 Sonnenmassen an Gas ausgestossen. Dieses Gas kühlt in einiger Entfernung vom Stern ab, wobei es zu Staub kondensiert. Den dadurch entstandenen zirkumstellaren Nebel kennen die Astronomen unter der Bezeichnung M1-67.
Der Nebel M1-67, der sich über 10 Lichtjahre durch das All erstreckt, ist nicht symmetrisch, sondern besteht aus zufälligen, asymmetrischen Auswürfen. Helle Gas- und Staubklumpen erscheinen wie Kaulquappen, die auf den Stern zuschwimmen, mit Schwänzen, die hinter ihnen hervorquellen und vom Sternwind zurückgeblasen werden.
Die Wolf-Rayet-Sterne, die keiner der üblichen Spektralklassen zugeordnet, sondern in einem eigenen Typ klassifiziert werden, existieren nur relativ kurze Zeit, bevor sie schliesslich in einer Supernova explodieren. Sie sind also quasi das Vorspiel für den letzten Akt in der Existenz massereicher Sterne, gewissermassen deren letzte Zuckungen. Gemäss rechnerischen Simulationen liegt die Lebensdauer massereicher Wolf-Rayet-Sterne bei ungefähr 500'000 Jahren.
(dhr)