In der Abgeschiedenheit des Qilian Shan, einem Hochgebirge in der chinesischen Provinz Qinghai, hat am 17. September ein leistungsfähiges neues Teleskop den Betrieb aufgenommen, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Letzte Woche hat das Wide Field Survey Telescope (WFST), das den gesamten Himmel der nördlichen Hemisphäre vermessen kann, nun sein erstes Bild veröffentlicht: eine Aufnahme des mehr als zwei Millionen Lichtjahre entfernten Andromeda-Nebels, unserer Nachbargalaxie.
Da die Andromeda-Galaxie sich über einen bedeutenden Teil des Himmels ausdehnt, ist es für astronomische Teleskope schwierig, ein präzises und vollständiges Bild der Galaxie und ihrer Umgebung gleichzeitig aufzunehmen. Das WFST, das ein grosses Sichtfeld und hochauflösende Abbildungsfähigkeiten kombiniert, erstellte das mehrfarbige Bild aus 150 Aufnahmen, die während mehrerer Nächte gemacht wurden.
Das von der Chinesischen Universität für Wissenschaft und Technik und der Sternwarte am purpurnen Berg der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Nanjing entwickelte Durchmusterungs-Teleskop hat einen Hauptspiegel von 2,5 Metern Durchmesser. In dessen Brennpunkt befindet sich eine Kamera mit einem grossflächigen 765-Megapixel-Bildsensor. Damit ist es nach eigenen Angaben die grösste Einrichtung der nördlichen Hemisphäre für Zeitbereichsmessungen («Time-Domain-Astronomie») – also der Untersuchung kosmischer Objekte, die sich während der Beobachtung verändern.
«Wenn das WFST voll funktionsfähig ist, können wir damit einige sehr schwache und weit entfernte Signale des Himmels aufspüren, darunter auch solche von weit entfernten Galaxien und Galaxienhaufen ausserhalb der Milchstrasse», stellt Lou Zheng, Chefingenieur des Observatoriums, fest.
Das WFST kann innerhalb von nur drei Nächten den gesamten Nordhimmel durchmustern. Neben Untersuchungen der Milchstrasse und der Lokalen Gruppe – einem Galaxienhaufen, in dem sich unter anderem die Milchstrasse und der Andromeda-Nebel befinden – ist auch eine umfassende Bestandsaufnahme der kleineren Himmelskörper im Sonnensystem geplant. Im Fokus stehen dabei vornehmlich erdnahe Asteroiden und – zur Gewährleistung der Sicherheit in der Raumfahrt – Meteoroiden.
Das Teleskop trägt den Spitznamen «Mozi» – nach dem antiken chinesischen Philosophen Mozi (auch Mo-tsu oder latinisiert Micius), der als erster in der Geschichte optische Experimente durchgeführt haben soll. Es soll über sechs Jahre hinweg den Nachthimmel nach schnelllebigen Phänomenen absuchen. Im Oktober beginnt zunächst eine dreimonatige Pilotphase, in der die Grundlage für die voraussichtlich 2024 beginnende sechsjährige Mission gelegt werden soll.
Eines der Hauptziele des neuen Teleskops wird darin bestehen, zehntausende von Supernovae aufzuspüren. Die Astronomen hoffen, dass von diesen explodierenden Sternen jedes Jahr etwa 100 innerhalb von wenigen Tagen nach ihrer Explosion gefunden werden, wie das Wissenschaftsmagazin «Nature» schreibt. Solche Ereignisse seien für kleinere Teleskope schwer zu erkennen, da Supernovae in ihrer frühen Phase schwach erscheinen. Das WFST wird in der Lage sein, solche Anfänge von Supernovae einzufangen, indem es sie im Nah-Ultraviolettbereich (180 bis 400 Nanometer Wellenlänge) beobachtet.
Beobachtungen im Bereich dieser und weiterer Wellenlängen werden es den Astronomen auch erlauben, andere vorübergehende Phänomene genauer zu untersuchen. Dazu gehören etwa Kilonovae – Lichtblitze, die bei der Verschmelzung von zwei Neutronensternen auftreten – oder Gezeitenstörungen, die auftreten, wenn ein Stern von einem supermassereichen Schwarzen Loch auseinandergezogen wird.
Der Bau des Teleskops begann im Juli 2019. Es steht 80 Kilometer östlich von Lenghu auf dem 4200 Meter hohen Gipfel C des Saishenteng Shan. Die Gegend ist aufgrund der erodierten Wüstenlandschaft, die an die Oberfläche des Roten Planeten mahnt, als Chinas «Mars Camp» bekannt. Das WFST ist nur eines von 35 Teleskopen für Beobachtungen im optischen und Infrarot-Bereich, die dort gebaut werden und von denen mitsamt dem WFST bereits fünf in Betrieb sind.
«Mars Camp» bietet die Vorteile eines klaren Nachthimmels, stabiler atmosphärischer Bedingungen, eines trockenen Klimas und geringer Lichtverschmutzung. Damit hat es das Potenzial, einer der am besten geeigneten Orte für astronomische Beobachtungen auf dem eurasischen Kontinent zu werden.
Ja gibt es denn Galaxien auch innerhalb unserer Milchstrasse ?
Hihi.