Nebel
DE | FR
Wissen
Coronavirus

Coronavirus könnte das Hirn mancher Patienten um 10 Jahre altern lassen

SARS-CoV-2, Covid-19, Coronavirus, Gehirn (Symbolbild)
Bild: Shutterstock

Das Coronavirus könnte das Gehirn mancher Patienten um 10 Jahre altern lassen

29.10.2020, 08:4729.10.2020, 13:28
Mehr «Wissen»

Die Spätfolgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 sind nach wie vor nur teilweise erforscht – noch haben wir zu wenig Erfahrung mit diesem neuen Virus und der Krankheit, die es auslösen kann. Sicher ist, dass nicht wenige Patienten, die an Covid-19 erkrankten und wieder genasen, auch mehrere Wochen danach noch über Müdigkeit und Atemnot klagten. Von Spätfolgen betroffene Organe sind neben der Lunge unter anderem auch Nieren, Herz und Gehirn.

Dass tatsächlich auch das Gehirn durch Covid-19 angegriffen wird, lässt eine neue Studie des Imperial College in London vermuten. Befund des Papiers, das noch nicht von Experten geprüft wurde: Die Gehirnfunktion von Patienten, die an Covid-19 gelitten haben, kann erheblich nachlassen; im schlimmsten Fall kann der Verlust einer Alterung des Gehirns um zehn Jahre entsprechen.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Die Wissenschaftler unter der Leitung des Neurologen Adam Hampshire untersuchten die Ergebnisse von mehr als 84'000 Patienten, die den Great British Intelligence Test durchgeführt hatten. Kognitive Tests wie dieser messen, wie gut das Gehirn Aufgaben ausführt – etwa sich an Wörter erinnern oder Puzzles lösen. Sie werden oft eingesetzt, um die Gehirnleistung bei Krankheiten wie Alzheimer zu beurteilen, und ermöglichen auch die Einschätzung von vorübergehenden kognitiven Beeinträchtigungen.

Hampshire und sein Team kamen zum Schluss, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei einigen schweren Verläufen monatelang mit erheblichen kognitiven Defiziten verbunden ist. Dies war insbesondere der Fall bei Personen, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Die schlimmsten Fälle hätten Auswirkungen gezeigt, die «dem durchschnittlichen Rückgang der globalen Leistung um zehn Jahre bei Erwachsenen im Alter von 20 bis 70 Jahren entsprachen», schrieben die Forscher in einem Bericht.

«Unsere Analysen stimmen mit der Ansicht überein, dass Covid-19 chronische kognitive Konsequenzen hat», führten die Wissenschaftler weiter aus. «Personen, die sich erholt hatten, einschliesslich jener, die keine Symptome mehr aufwiesen, zeigten signifikante kognitive Defizite.»

Die Studie stiess freilich auch auf Kritik von Wissenschaftlern. So wies die Neurologin Joanna Wardlaw von der Universität Edinburgh darauf hin, dass die kognitive Funktion der Teilnehmer vor der Erkrankung nicht bekannt gewesen sei. Die Ergebnisse würden auch nicht die langfristige Erholung widerspiegeln. «Daher können die Auswirkungen auf die Kognition kurzfristig sein», sagte Wardlaw der Nachrichtenagentur Reuters.

Auch Derek Hill vom University College London bemängelte gegenüber Reuters die Studie. Deren Ergebnisse könnten nicht vollständig zuverlässig sein, da sie nicht die Resultate vor und nach der Erkrankung verglichen habe. Zudem seien viele Personen involviert gewesen, die angaben, sie hätten Covid-19 gehabt, obwohl sie nicht positiv getestet worden seien.

Insgesamt handle es sich um «eine faszinierende, aber nicht schlüssige Untersuchung der Wirkung von Covid auf das Gehirn», sagte Hill. Um die langfristigen Auswirkungen von Covid-19 besser zu verstehen, seien noch weitere Untersuchungen nötig. So müsse untersucht werden, ob bei einigen Menschen eine dauerhafte Schädigung der Gehirnfunktion auftrete.

(dhr)

Maske zusammenfalten? NEIN! So handhabt man Masken richtig

Video: watson/jara helmi
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Coronavirus: Was du wissen musst
1 / 15
Coronavirus: Was du wissen musst
Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 geht um die Welt. Was du darüber wissen musst.
quelle: ap / zoltan balogh
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieser Maskentyp schützt dich besser vor einer Ansteckung mit Coronaviren
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
36 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
niklausb
29.10.2020 08:57registriert März 2015
Das Virus hat das Gehirn vieler Leute schon schrumpfen lassen. Anders kann ich mir die Angst vorm Maske tragen nicht erklären.
Aber ernsthaft solch spekulativer Stuss gehört nicht gepusht bevor es nicht Hieb und Stichfest belegt ist sonst schührt es nur unnötig Panik.
40956
Melden
Zum Kommentar
avatar
Das Dreizahn
29.10.2020 08:53registriert Juni 2020
Könnte, könnte, könnte... Panikmache, Sensations-Journalismus!!
36552
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nickname "Nickname"
29.10.2020 09:11registriert Dezember 2018
Das hat es bei einigen bereits getan, ohne dass Sie Corona haben/hatten...
19611
Melden
Zum Kommentar
36
Schlaf von Fischen verändert Verständnis über Schlaf von Menschen

Bestimmte Fische schlafen anders als bisher angenommen. Bei ihnen fehlt der Botenstoff Orexin, der bisher für das Schlafen und das Aufwachen als unerlässlich galt. Dies zeigten Forschende der Universität Basel in einer neuen Studie im Fachblatt «Current Biology».

Zur Story