Die Legalisierung von Cannabis ist aus unterschiedlichen Gründen umstritten. Eines der Argumente, die gegen eine Legalisierung vorgebracht werden, lautet, der Konsum der Droge nehme dann zu. Langzeitstudien, die dieser Frage nachgehen, gibt es kaum. Nun hat aber eine Studie aus Kanada – wo Cannabis seit Oktober 2018 für Erwachsene komplett freigegeben ist – etwas Klarheit in die Angelegenheit gebracht.
Auch in Kanada befürchteten Gegner der Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis, die leichtere Verfügbarkeit werde den Konsum der Droge explodieren lassen, vor allem bei jungen Erwachsenen. Dies ist die Altersgruppe, die ohnehin den grössten Anteil an Cannabiskonsumenten aufweist und am meisten von damit verbundenen Problemen betroffen ist.
Tatsächlich schienen erste Zahlen den Befürchtungen recht zu geben: So konsumierten laut der kanadischen Statistikbehörde im ersten Quartal 2019 rund 646'000 Personen in Kanada nach eigenen Angaben zum ersten Mal Cannabis – fast doppelt so viele wie im ersten Quartal 2018, also noch vor der Legalisierung. Die grösste Gruppe stellten freilich Männer im Alter zwischen 45 und 64 Jahren, und nicht jene der jungen Erwachsenen. Zudem handelte es sich nicht bei allen um wirkliche Erstkonsumenten, denn einige seien ehemalige Cannabiskonsumenten, «die es nach der Legalisierung nochmal probiert haben», wie die Behörde erklärte.
Die neue Studie der McMaster University in Hamilton, Ontario, die im JAMA Network Open veröffentlicht wurde, ergab indes, dass sowohl der Cannabiskonsum wie die damit verbundenen Probleme seit der Legalisierung zurückgingen. Die Basis der Stichprobe stellten hier allerdings nicht Erstkonsumenten, sondern junge Erwachsene mit hohem Risiko dar – das heisst, Personen im Alter von 19,5 bis 23 Jahren, die bei Studienbeginn angaben, regelmässig viel Alkohol zu konsumieren (sogenanntes Rauschtrinken), und die mehrheitlich Cannabis konsumierten (65 % der Teilnehmer gaben an, im Vormonat Cannabis konsumiert zu haben).
Diese Bevölkerungsgruppe wurde mit Absicht ausgewählt, da die Wissenschaftler davon ausgehen, dass ein allenfalls durch die Legalisierung bewirkter Anstieg des Cannabiskonsums sich am ehesten in dieser Hochrisikogruppe beobachten liesse. Die insgesamt 619 Studienteilnehmer aus Ontario wurden während drei Jahren – von Februar 2017 bis Februar 2020 – alle vier Monate über ihr Konsumverhalten befragt. Da das Monitoring vor der Legalisierung im Oktober 2018 begann, konnten die Wissenschaftler deren allfällige Effekte beobachten.
Die Studie ergab, dass bei den Testpersonen sowohl der Cannabiskonsum als auch dessen negative Folgen, etwa Energiemangel oder Vernachlässigung von Verpflichtungen, insgesamt deutlich zurückgingen. Es zeigte sich dabei, dass diejenigen, die vor der Legalisierung regelmässig Cannabis konsumiert hatten, nach der Legalisierung den stärksten Rückgang angaben, und zwar sowohl beim Konsum wie bei den damit verbundenen negativen Folgen. Dagegen verzeichneten jene, die vor der Legalisierung kein Cannabis konsumierten, danach einen leichten Anstieg des Konsums, aber keine Zunahme von cannabisbezogenen negativen Folgen.
Der Rückgang des Cannabiskonsums bei den stärksten Konsumenten kann jedoch nicht einfach auf die Legalisierung zurückgeführt werden. Es handelt sich nämlich um einen normalen Vorgang: Viele Cannabiskonsumenten reduzieren ihren Konsum oder hören ganz damit auf, wenn sie älter werden. Dieses Phänomen wird «Aging out» (etwa «Herauswachsen») genannt. Die Tatsache, dass ein leichter Anstieg bei jenen zu verzeichnen war, die vor der Legalisierung gar kein Cannabis konsumiert hatten, würde so gesehen dafür sprechen, dass die Legalisierung eine leichte Zunahme bewirkte.
«Unsere Studie ist ein grossartiges Beispiel dafür, warum die fortlaufende Beobachtung des Substanzkonsumverhaltens für eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung so wichtig ist», erklärt die Erstautorin Amanda Doggett, Postdoktorandin am Peter Boris Centre for Addictions Research der McMaster University, in einer Mitteilung der Hochschule. «Wir waren in der Lage, den Cannabiskonsum und die Erfahrungen mit cannabisbezogenen Folgen bei denselben Personen vor und nach der Legalisierung zu messen, und beobachteten Trends, die mit dem erwarteten Ausstiegsmuster übereinstimmten.»
Allerdings kann die Studie keine Antwort auf die Frage geben, ob die Ergebnisse ohne die Legalisierung von Cannabis anders ausgefallen wären. Dafür wäre die Beobachtung einer Kontrollgruppe von ähnlichen jungen Erwachsenen notwendig, die nicht in einer Region leben, in der Cannabis für den Freizeitgebrauch legalisiert wurde. Dies soll in weiteren Studien nachgeholt werden; Doggett arbeitet deshalb mit Forschern aus den USA zusammen.
James MacKillop, Direktor des Zentrums für medizinische Cannabisforschung und Professor an der Abteilung für Psychiatrie und Verhaltensneurowissenschaften der McMaster University, weist darauf hin, dass die als Hochrisikogruppe eingestuften Studienteilnehmer gewissermassen als «Kanarienvogel in der Kohlenmine» fungierten. «Wenn man davon ausgeht, dass die Legalisierung weitreichende Auswirkungen auf junge Erwachsene haben wird, hätten wir das in dieser Hochrisikogruppe sehen müssen», stellt er fest.
Die Ergebnisse der Studie schliessen gemäss den Studienautoren eine entscheidende Wissenslücke und bieten eine Grundlage für künftige Untersuchungen. Die Wissenschaftler hoffen zudem, dass die Erkenntnisse die politischen Entscheidungsträger dabei unterstützen, die breiteren Auswirkungen einer Legalisierung von Cannabis zu verstehen. Zugleich betonen sie aber, dass bei der Interpretation der Ergebnisse Vorsicht geboten ist.
So warnt MacKillop:
(dhr)
Jedoch greife ich auch heute noch alle 2-3 Monate mal zum Joint als Genuss oder Stressabbau (nun 35 Jahre alt).
Ich vermute, dass der Konsum anfangs steigt, sich mit der Zeit aber wieder auf das jetzige Niveau legt. Viele Gwundernasen werden es anfangs probieren.
Wer kiffen will, hat auch heute keine Probleme das Gras aufzutreiben.
Wichtig fände ich das Ausgabe Alter auf mind. 21 Jahren zu setzen… Als Verantwortung des Staates.