Kaum eine Krankheit führt zu so viel Angst und Sorge wie Krebs. Fast jeder kommt mit ihr in Kontakt, sei es durch eigene Betroffenheit oder durch das Schicksal nahestehender Menschen. Eine neue Studie aus Australien wagt nun einen Blick in die Zukunft – und zeigt ein noch düsteres Bild.
Im Jahr 2022 waren etwa 20 Millionen Menschen weltweit an Krebs erkrankt. Beinahe die Hälfte von ihnen, nämlich 9,7 Millionen, ist daran gestorben. Diese alarmierenden Zahlen stammen aus einer Studie von Forschern um Dr. Habtamu Mellie Bizuayehu von der University of Queensland in Brisbane. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal «JAMA Network Open» veröffentlicht und bieten nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern auch einen Ausblick auf das Jahr 2050.
Laut den Forschern wird sich Krebs bis zum Jahr 2050 weltweit dramatisch ausbreiten: Die Zahl der Krebserkrankungen könnte um 77 Prozent auf 35,3 Millionen anwachsen und die der Krebstoten um fast 90 Prozent auf 18,5 Millionen steigen.
Besonders beunruhigend ist dabei die Erkenntnis, dass diese Zunahme nicht gleichmässig verteilt sein wird. Während wohlhabendere Länder mit einem moderaten Anstieg (etwa 42 Prozent bei Erkrankungen und 57 Prozent bei Todesfällen) rechnen müssen, könnten ärmere Regionen mit einer Verdreifachung sowohl der Krankheits- als auch der Todesfallzahlen konfrontiert werden.
Im Rahmen der Studie analysierten die Forscher 36 Krebsarten aus 185 Ländern weltweit – unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Wohnort der Patienten. Dabei zeigte sich: Brustkrebs war im Jahr 2022 die häufigste Krebsart, gefolgt von Prostata-, Darm-, Lungen- und nicht-melanozytärem Hautkrebs. Lungenkrebs nahm eine besondere Rolle ein – es war nicht nur die am häufigsten neu diagnostizierte Krebsart, sondern führte auch zu den meisten Todesfällen.
Diese Entwicklung scheint sich laut Prognose fortzusetzen: Für das Jahr 2050 erwarten die Wissenschaftler ebenfalls Lungenkrebs als häufigste Krebserkrankung sowie Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle – mit voraussichtlich etwa einem Fünftel aller krebsbedingten Todesfälle weltweit.
Ein weiterer Unterschied wurde zwischen den Geschlechtern festgestellt: Männer erkranken bereits heute häufiger an Krebs als Frauen – und der Abstand vergrössert sich bis 2050 voraussichtlich noch. Es wird prognostiziert, dass die Krebsinzidenz bei Männern um rund 84 Prozent steigt – deutlich stärker als bei Frauen mit einem Anstieg von etwa 68 Prozent.
Die Gründe für die höhere Krebsrate bei Männern sind nicht nur auf biologische Unterschiede zurückzuführen. Auch Verhaltensfaktoren spielen eine entscheidende Rolle. Demnach lassen Männer seltener Früherkennungsuntersuchungen durchführen und sie konsumieren häufiger Alkohol und Tabak – beeinflussbare Risikofaktoren für Krebs.
Laut Studienautor Dr. Bizuayehu ist es angesichts der neuen Erkenntnisse wichtig, Gesundheitssysteme weltweit zu stärken, um Krebsvorsorge, Früherkennung und Behandlung von Krebserkrankungen zu verbessern. «Dies ist notwendig, um bestehende Unterschiede bei der Krebslast besser anzugehen und die prognostizierten Entwicklungen zu verlangsamen», heisst es in der Publikation.
Verwendete Quellen:
Es wurden heutige Krebsraten und Sterberaten angenommen, also keine Verbesserung von Therapien bis 2050.
Es wurde der Human Development Index von 2022 zu Grunde gelegt, also die Annahme, dass arme Länder auch 2050 noch arm sein werden. Wichtig: Sterberaten sind deutlich höher in armen Ländern.
Dies wurde extrapoliert mit Projektionen zu Bevölkerungswachstum und Altersverteilung 2050.
Somit ist die Zunahme einzig Resultat der Demografie.
Einmal mehr: "Vorhersagen sind schwierig, insbesondere falls sie die Zukunft betreffen."
Wenn die Lebenserwartung in armen Ländern von 55 auf 70-75 steigt, dann wird Krebs natürlich eine signifikante Todesursache. Denn letztlich ist die Anzahl Krebstoter ein Indiz für hohe Lebenserwartung.