Menschen unter 40 Jahren sollten einer neuen Studie zufolge deutlich weniger Alkohol trinken als bisher angenommen. watson fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Wie viel Alkohol am Tag noch gesund ist, lautet eine der wohl am häufigsten untersuchten Fragestellungen. Ähnlich häufig wird analysiert, inwiefern Alkohol gesundheitsfördernd wirkt.
Die renommierte Mayo Clinic in den USA hält fest: «Moderater Alkoholkonsum für gesunde Erwachsene bedeutet normalerweise bis zu einen Drink pro Tag für Frauen und bis zu zwei Drinks pro Tag für Männer.» Als ein Drink gelten demnach 355 Milliliter Bier oder 148 Milliliter Wein – zwei 0,33-Liter-Flaschen Bier täglich wären für Männer also vollkommen im Rahmen.
Der britische Gesundheitsdienst NHS empfiehlt maximal 14 Einheiten Alkohol pro Woche – umgerechnet 6 Pints Bier oder 10 kleine Gläser Wein.
Und das deutsche Robert Koch Institut schreibt: «Die Grenzwerte für riskante Alkoholtrinkmengen liegen bei mehr als 10 Gramm pro Tag für Frauen und 20 Gramm für Männer.» 10 Gramm reiner Alkohol entsprechen einem kleinen Glas Bier, einem Glas Sekt oder einem doppelten Schnaps.
Grundsätzlich gelte: Menschen unter 40 Jahren sollten deutlich weniger Alkohol trinken als bisher angenommen. Schon der Genuss von mehr als einem kleinen Glas Bier pro Tag könne die Gesundheit gefährden.
Die «Lancet»-Studie widerspricht aber nicht nur den weiter oben aufgeführten Mengenangaben, sondern auch der Annahme, dass Männer mehr Alkohol unbeschadet vertragen als Frauen.
Die neuen Empfehlungen der Forschenden:
Anders sehe es bei über 40-Jährigen aus, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In dieser Altersgruppe könnten ein oder zwei Drinks sogar helfen, Herzkrankheiten, Infarkte und Diabetes vorzubeugen.
Die Auswertung habe ergeben, dass die Menge an Alkohol, die konsumiert werden kann, ohne die Gesundheitsrisiken zu erhöhen, im Laufe des Lebens ansteigt.
Die Forscherinnen und Forscher hatten das Risiko von Alkoholkonsum für 22 verschiedene Gesundheitsfolgen untersucht, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, aber auch Verletzungen, etwa im Verkehr oder bei Streitigkeiten.
Grundlage war das Grossprojekt Global Burden of Disease (übersetzt: Globale Krankheitslast), das weltweit systematisch Daten zu Gesundheit erfasst. Ihre Schlussfolgerung: Selbst ein konservativer Ansatz für das niedrigste Mass an sicherem Konsum sei als Empfehlung für jüngere Bevölkerungsgruppen immer noch zu hoch, sagte Co-Autorin Dana Bryazka, ebenfalls von der University of Washington.
«Unsere Botschaft ist einfach: Junge Leute sollten nicht trinken, aber ältere Menschen könnten von kleinen Mengen profitieren», sagte Co-Autorin Emmanuela Gakidou von der University of Washington.
Das Forscherteam fordert strengere Leitlinien, um jüngere Erwachsene vor den Gesundheitsgefahren des Alkoholkonsums zu warnen sowie massgeschneiderte Beratung, abhängig von Alter und Wohnort.
Gemeinnützige Organisationen fordern nun einen Wandel im Denken. Die Wissenschaft habe in den vergangenen Jahren in Hunderten Studien deutlich bewiesen, dass Alkohol den menschlichen Körper vielfach schädigt, sagte Richard Piper, Chef von Alcohol Change UK. «Wir waren uns dessen vorher nicht bewusst, und zu viele von uns trinken weiterhin, als ob diese Revolution unseres Wissens nicht stattgefunden hätte.»
(dsc/sda/dpa)