Wer beim Begriff «Walpurgisnacht» an Hexen denkt, die mit dem Teufel um ein Feuer tanzen, wird mit dieser Assoziation sicher nicht alleine sein. Auch in «Faust» spielt eine Sequenz an dem Feiertag. In der Szene «Walpurgisnacht» besucht Mephisto mit Faust eine Hexenfeier auf dem Blocksberg, wo Letzterer eine Hexe trifft, die ihn an Gretchen erinnert. Doch was ist die Geschichte dahinter – und wieso wird die Walpurgisnacht wirklich gefeiert?
Die Walpurgisnacht wird jeweils in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert. Vielerorts gibt es Feste mit grossen Maifeuern, um welche die Leute herumtanzen und «Heia Walpurgis» rufen. Einige der Besucher sind dabei als Hexen oder Teufel verkleidet.
Die Feste finden grösstenteils in Nord- und Mitteleuropa statt. Gross gefeiert wird beispielsweise in Deutschland, Grossbritannien oder Schweden. Das Fest steht heutzutage für Freude und Beisammensein. Mit den Feuern sollen die negativen Energien des vergangenen Jahres hinter sich gelassen werden. In Verbindung mit dem 1. Mai wird der Frühling eingeläutet.
Zu diesem Zweck wird der sogenannte Maibaum aufgestellt, ein Symbol für Fruchtbarkeit.
Obwohl die Menschen schon seit Jahrtausenden an Zauberei glauben, gibt es die Bezeichnung «Hexe» erst seit dem Mittelalter. Der Begriff entwickelte sich im Grenzgebiet zwischen Frankreich und der Schweiz.
Im deutschsprachigen Raum erscheint der Begriff «Hexereye» das erste Mal im Jahr 1419 in einem Zaubereiprozess gegen einen Mann in Luzern. Bereits 1402/03 gibt es erste Erwähnungen von Hexenprozessen in verschiedenen Teilen Europas. In einem Buch aus Schaffhausen stand demnach die Bezeichnung «hegsen brand».
Im späten 14. Jahrhundert entwickelte sich die Verfolgung der angeblichen Sekte der Waldenser, einer protestantischen Religionsgemeinschaft. Dessen abweichende Auffassung des Christentums wurde nicht goutiert. In der Schweiz kann diese Bewegung als Vorläufer der Hexenprozesse angesehen werden.
Aufgrund der Verfolgung trafen sich die Waldenser heimlich. Die nächtlichen Treffen führten aber wieder zu kuriosen Gerüchten um die Abwendung von Gott und den Pakt mit dem Teufel. Die Verfolgung weitete sich auch auf andere Gruppen aus, wie eine jüdische Gruppierung. Somit wurde der heilige jüdische Wochentag Sabbat mit den geheimen Treffen verbunden und der Begriff Hexensabbat entstand. In diesem Zusammenhang ist schon von Frauen auf Besen die Rede, welche zu den Treffen fliegen.
Die Erzählungen verbreiteten sich und sorgten für Angst und Unruhe. Während der kleinen Eiszeit, bei der der Winter bis in den Juni ging und die Erträge der Ernte spärlich ausfielen, hatte man mit der «Hexe» einen Schuldigen. Die grossen Hexenverfolgungen, bei denen vor allem Frauen die Opfer waren, begannen.
Bei den Folterungen gaben die Beschuldigten auch den vermeintlichen Ort ihrer heimlichen Treffen an. Da damals die Berge als Blocksberge bezeichnet wurden, wurde der Begriff überaus häufig genannt.
Heute ist der Brocken im Harz in Deutschland als Blocksberg bekannt.
Aus den heimlichen Treffen entstand der heute bekannte «Tanz in den Mai». Dass die Walpurgisnacht auf die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai fiel, hat also auch mit der Begrüssung des Sommers zu tun. Vermischt wurde das Ganze mit dem keltischen Beltane-Fest, das einerseits als das Erwachen lästiger Geister im Frühling galt und andererseits als letzte Chance für die bösen Mächte der Wintermonate, die Menschen heimzusuchen.
Die Verbindung des Beltane-Fests und des germanischen Maifeiertags verschmolz mit der Heiligsprechung von Walpurga.
Am 1. Mai wurde die angelsächsische Benediktinerin und Äbtissin heiliggesprochen. Auf sie geht auch der Name «Walpurgisnacht» zurück. Sie kam im 8. Jahrhundert als Missionarin nach Deutschland. Anders als die verachteten Hexen galt sie als Schutzpatronin gegen Seuchen, Hungersnot, Missernten und böse Geister. Sie wurde ausserdem durch ihre vermeintlich wundersamen Heilkräfte, insbesondere gegen Hexenzauber, bekannt.
Im 17. Jahrhundert spielten im Buch «Blockes-Berges Verrichtung» viele Hexengeschichten auf dem Brocken im Harz und in der Nacht auf den 1. Mai.
Auch Johann Wolfgang von Goethes «Faust» machte die Walpurgisnacht und den Brocken berühmt. Die Märchen der Gebrüder Grimm sorgten dafür, dass wir die Hexen und ihr Aussehen als negativ und dämonisch wahrnahmen.
Erst durch die Frauenbewegung in den 1970er-Jahren oder Kinderserien und Filme wie «Bibi Blocksberg» oder «Sabrina» wurde die Hexe besser dargestellt.
Das Fest steht heutzutage für Freude und Beisamensein.
Ich meine, passender kann ein Vertippser ja fast nicht sein … 🤣 Made my day!
Abgesehen davon: sehr interessanter Artikel, mit dem ich fleissig mein Hintergrundwissen schüren werde.
Und eine Walpurgisnachtfeier auf dem Brocken (Blocksberg) im Harz mit Tanz um ein großes Feuer macht bestimmt Laune ...