Gerade erst erschütterte China ein Skandal um genveränderte Babys. Jetzt wurden die ersten genveränderten Klonaffen verkündet. Diesmal soll alles nach internationalen Regeln abgelaufen sein.
Erstmals sind nach chinesischen Angaben mehrere geklonte Affen mit einem absichtlich hervorgerufenem Gendefekt auf die Welt gekommen. Sie sollen der Erforschung von Biorhythmusstörungen dienen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Hinweis auf zwei Artikel im chinesischen Wissenschaftsmagazin «National Science Review» schreibt.
Die fünf Makaken seien kürzlich im Institut für Neurowissenschaften der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai geboren worden.
Die Forschung an den geklonten Affen konzentriere sich auf den sogenannten circadianen Rhythmus. Er wird, wenn er gestört ist, beim Menschen mit Schlafstörungen, Depression, Diabetes, Krebs und neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer in Verbindung gebracht. Erstmals stünden den Wissenschaftlern damit fünf Affen mit dem gleichen genetischen Hintergrund zur Verfügung, schrieb Xinhua.
Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München nannte das Forschungsergebnis eine «grosse logistische Leistung».
Wenn ethisch und wissenschaftlich belegt sei, dass so ein Experiment notwendig ist, halte er es nicht für verwerflich. Man müsse sich aber die Frage stellen: «Was ist der Nutzen für den Menschen gegenüber dem Leid, den man dem Tier zufügt», sagte er. Das sei jedes Mal eine Einzelfallentscheidung.
Nachdem chinesische Wissenschaftler wegen ihrer Gen- und Klon-Experimente in die Kritik geraten waren, hob die Staatsagentur hervor, dass das Forschungsprogramm vom Ethikkomitee des Instituts «in Übereinstimmung mit internationalen Standards für Tierforschung» überwacht worden sei.
Die Veröffentlichung folgt auf den Skandal um einen chinesischen Forscher, der im November die weltweit erste Geburt genmanipulierter Babys verkündet hatte. Eine Frau ist noch schwanger. Sein Experiment hat weltweit Empörung ausgelöst.
In einem Untersuchungsbericht der Regierung hiess es am Montag, der Forscher He Jiankui habe illegal gehandelt. Er habe allein finanzielle Mittel eingesammelt und sich der Aufsicht durch seine Universität entzogen.
Der Wissenschaftler hatte auf Youtube verkündet, er habe mit der Genschere Crispr/Cas9 Embryonen manipuliert, um sie gegen den Aidserreger HIV resistent zu machen. Die Zwillinge Nana und Lulu seien gesund auf die Welt gekommen.
Auch das 2017 erstmals in China gelungene Klonen von Affen ist umstritten, weil die Primaten dem Menschen so ähnlich sind und damit die Sorge um eine Anwendung der Methode bei Menschen wächst.
Die Staatsagentur Xinhua berichtete, bei dem neuen Experiment mit den Äffchen in Shanghai hätten die Forscher durch Genveränderungen im embryonalen Stadium den entscheidenden Stoff BMAL1 für die Regelung des Biorhythmus ausgeschaltet, um einen geeigneten DNA-Spender zu schaffen. Dann sei ein genveränderter Affe ausgesucht worden, der die deutlichsten genetischen Krankheitsmerkmale aufgewiesen habe.
Dessen Fibroblasten seien zum Klonen benutzt worden. Dafür sei der Zellkern in eine kernlose Eizelle transferiert worden. Es sei die gleiche Methode, mit der 2017 als erste die Javaneraffen Zhong Zhong und Hua Hua geklont worden seien.
Rund 22 Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly waren damals in Shanghai die Affen geklont worden. Obwohl diese Technik bei über 20 Tierarten wie Kühen, Schweinen und Hunden gelungen war, waren Forscher bis dahin an Affen gescheitert.
Während damals die Fibroblasten von einem abgetriebenen Fötus benutzt worden seien, hätten die Forscher jetzt einen genveränderten männlichen Affen genommen. «Es zeigt, dass ausser einem Fötus auch ein geneditierter männlicher Affe für gebündeltes Klonen eingesetzt werden kann», sagte Qiang Sun von dem Institut. Der Schritt zeige, dass Chinas Klonprogramm heranreife.
Der Direktor des Instituts, Muming Poo, sagte, dass sich die Forschung auf Modelle geklonter Affen mit verschiedenen Hirnkrankheiten konzentrieren werde. Mit ihnen solle auch die Wirksamkeit von Medikamenten getestet werden. (sda/dpa)