Mein Lieblingswetter wäre ein sonniger Herbsttag, der trotzdem noch so wohlig warm wäre, damit man im See baden gehen könnte und zwar ohne Winterschwimmdiplom. Kommt selten vor. Nebel kommt dagegen häufig vor und ich liebe ihn sehr. Und manchmal plage ich mein Liebesleben mit einem Nebel-Spaziergang. Das geht so:
Ich: «Ist das nicht wunderschön?»
Mein Liebesleben: «Ich sehe nichts.»
Ich: «Wie in einem total melancholischen Gedicht!»
Mein Liebesleben: «Ich find's viel zu feucht.»
Ich: «Aber feucht ist extrem gut für den Teint! Und dieses Geborgenheitsgefühl!»
Mein Liebesleben: «Also, ich merk nichts davon. Und kalt ist es auch.»
Ich: «Nein! Nebel ist doch nicht kalt! Nebel ist total gemütlich!»
Mein Liebesleben: «Wääk.»
Ich: «Wie Watte! Diese Stille!»
Mein Liebesleben: «Ich will doch nicht durch kalte, feuchte Watte spazieren. Überhaupt: spazieren! Ich will wandern! Über der Nebelgrenze!»
Ich: «Nebel rückwärts gelesen, heisst Leben. Und ein Anagramm auf Elben ist es auch noch.»
Mein Liebesleben: «Ich höre Quatsch.»
Ich: «Wo ist schon wieder die Bushaltestelle?»
Mein Liebesleben: «Wie soll ich das wissen, man sieht ja nichts.»
Ich: «Hm.»
Mein Liebesleben: «Hast du jetzt die Bushaltestelle verpasst?»
Abgesehen vom gelegentlichen Orientierungsverlust, der in unserer überdefinierten Welt allerdings auch äusserst erholsam sein kann, finde ich Nebel-Spaziergänge grossartig. Die Welt wird gedämpft und ungewiss, so abenteuerlich wie in einem Märchen, was vorher klar war, wird verklärt, was vorher laut war, wird leise, und in mir drin macht sich die grosse Gelassenheit breit. Nebel zwingt zum Innehalten und zur Konzentration auf das Wesentlichste. Das schafft kein anderes Wetter. Und irgendwann verzieht er sich. Auch das ist gut.