In Zeiten grassierender Falschinformationen müsse Wissenschaftsjournalismus gestärkt und nicht geschwächt werden, heisst es in der Petition, die bis dato von 934 «besorgten Wisenschaftler:innen von Schweizer Hochschulen» unterschrieben wurde. Darunter namhafte Personen wie Prof. Dr. Reto Knutti und Prof. Dr. Tanja Stadler von der ETH Zürich sowie Prof. Dr. Matthias Egger von der Universität Bern.
Die Unterzeichnenden der Petition hätten «mit grosser Besorgnis» zur Kenntnis genommen, dass SRF im Bereich des Wissenschaftsjournalismus markante Einsparungen machen wolle. So solle die Fachredaktion verkleinert und eines der wenigen verbliebenen Formate für fundierten Wissenschaftsjournalismus verschwinden, um sich dem angeblichen Nutzungsverhalten des Publikums anzupassen. Doch Klicks und Reichweite seien – so viel steht für die Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest – nicht gleichbedeutend mit Relevanz.
Ihr Unverständnis gegenüber den geplanten Kürzungen begründet die Unterzeichnenden mit diesen drei Argumenten:
Ohne unabhängigen, kritischen und fundierten Wissenschaftsjournalismus fehle die notwendige Einordnung der rasanten Entwicklungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Technik, heisst es in der Petition. Komplexität zu reduzieren und damit allgemein verständlich zu machen, brauche Zeit, Ressourcen und Fachwissen. Dies könnten nur kompetente Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten leisten.
Radio und Fernsehen hätten laut Verfassung zur Bildung und zur freien Meinungsbildung beizutragen, argumentieren die Unterzeichnenden weiter. Ein essenzieller Pfeiler dieses Dienstes an der Gesellschaft sei eine kompetente Einordung und kritische Überprüfung der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. In einer Zeit, in der private Medienhäuser in der Schweiz ihre Berichterstattung über wissenschaftliche Themen reduzieren würde, trage SRF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk eine besondere Verantwortung.
Die Schwächung qualitativ hochstehender Wissenschafts-Berichterstattung schaffe Raum für Falschinformationen, Verschwörungstheorien und letztlich eine weitere Polarisierung der Gesellschaft, warnt die Schweizer Wissenschaftselite in der Petition. Gesichertes Wissen müsse verständlich und kritisch aufbereitet und vielen Menschen zugänglich gemacht werden – nur so könne eine gemeinsame Basis für faktenbasierte Debatten und politische Entscheidungen entstehen. Das Vermitteln von komplexen wissenschaftlichen Themen sei eine Stärke von SRF, die es zu erhalten gelte.
Wer beim Wissenschaftsjournalismus spare, tue dies am falschen Ort, schlussfolgern die Unterzeichnenden und fordern eine Re-evaluation der «schmerzhaften» Einsparungen.
Die Liste der Sendungen, ohne die SRF wegen Sparmassnahmen in Zukunft auskommen will, wird seit Herbst immer länger: Erst war es der Kanal «Me, Myself and Why», zuletzt Gesellschaftsmagazin «G&G – Gesichter und Geschichten». Auch das Wissenschaftsmagazin «Trend» auf Radio SRF 1 sowie das «Wissenschaftsmagazin» auf Radio SRF 2 werden wegfallen. Es folgt ein Knall auf den anderen. Zuletzt gab SRF bekannt, dass es 50 Vollzeitstellen streichen will. Im September gingen dem bereits die Streichung von 75 Vollzeitstellen voraus. (lyn)