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Schweizer Wissenschaftler rebellieren mit Petition gegen SRF-Sparplan

Schweizer Wissenschaftsstars rebellieren mit Petition gegen SRF-Sparplan

Namhafte Schweizer Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben eine Petition lanciert im Protest gegen die geplanten Einsparungen im Bereich des Wissenschaftsjournalismus bei SRF – und berufen sich dabei auf die Verfassung.
10.02.2025, 17:4010.02.2025, 17:40
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In Zeiten grassierender Falschinformationen müsse Wissenschaftsjournalismus gestärkt und nicht geschwächt werden, heisst es in der Petition, die bis dato von 934 «besorgten Wisenschaftler:innen von Schweizer Hochschulen» unterschrieben wurde. Darunter namhafte Personen wie Prof. Dr. Reto Knutti und Prof. Dr. Tanja Stadler von der ETH Zürich sowie Prof. Dr. Matthias Egger von der Universität Bern.

Die Unterzeichnenden der Petition hätten «mit grosser Besorgnis» zur Kenntnis genommen, dass SRF im Bereich des Wissenschaftsjournalismus markante Einsparungen machen wolle. So solle die Fachredaktion verkleinert und eines der wenigen verbliebenen Formate für fundierten Wissenschaftsjournalismus verschwinden, um sich dem angeblichen Nutzungsverhalten des Publikums anzupassen. Doch Klicks und Reichweite seien – so viel steht für die Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest – nicht gleichbedeutend mit Relevanz.

Ihr Unverständnis gegenüber den geplanten Kürzungen begründet die Unterzeichnenden mit diesen drei Argumenten:

Wichtiger denn je

Ohne unabhängigen, kritischen und fundierten Wissenschaftsjournalismus fehle die notwendige Einordnung der rasanten Entwicklungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Technik, heisst es in der Petition. Komplexität zu reduzieren und damit allgemein verständlich zu machen, brauche Zeit, Ressourcen und Fachwissen. Dies könnten nur kompetente Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten leisten.

Kernaufgabe des Service Public

Radio und Fernsehen hätten laut Verfassung zur Bildung und zur freien Meinungsbildung beizutragen, argumentieren die Unterzeichnenden weiter. Ein essenzieller Pfeiler dieses Dienstes an der Gesellschaft sei eine kompetente Einordung und kritische Überprüfung der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung. In einer Zeit, in der private Medienhäuser in der Schweiz ihre Berichterstattung über wissenschaftliche Themen reduzieren würde, trage SRF als öffentlich-rechtlicher Rundfunk eine besondere Verantwortung.

Essenziell für funktionierende Demokratie

Die Schwächung qualitativ hochstehender Wissenschafts-Berichterstattung schaffe Raum für Falschinformationen, Verschwörungstheorien und letztlich eine weitere Polarisierung der Gesellschaft, warnt die Schweizer Wissenschaftselite in der Petition. Gesichertes Wissen müsse verständlich und kritisch aufbereitet und vielen Menschen zugänglich gemacht werden – nur so könne eine gemeinsame Basis für faktenbasierte Debatten und politische Entscheidungen entstehen. Das Vermitteln von komplexen wissenschaftlichen Themen sei eine Stärke von SRF, die es zu erhalten gelte.

Wer beim Wissenschaftsjournalismus spare, tue dies am falschen Ort, schlussfolgern die Unterzeichnenden und fordern eine Re-evaluation der «schmerzhaften» Einsparungen.

Die Liste der Sendungen, ohne die SRF wegen Sparmassnahmen in Zukunft auskommen will, wird seit Herbst immer länger: Erst war es der Kanal «Me, Myself and Why», zuletzt Gesellschaftsmagazin «G&G – Gesichter und Geschichten». Auch das Wissenschaftsmagazin «Trend» auf Radio SRF 1 sowie das «Wissenschaftsmagazin» auf Radio SRF 2 werden wegfallen. Es folgt ein Knall auf den anderen. Zuletzt gab SRF bekannt, dass es 50 Vollzeitstellen streichen will. Im September gingen dem bereits die Streichung von 75 Vollzeitstellen voraus. (lyn)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Beta Stadler
10.02.2025 19:15registriert Mai 2020
Das ganze ist passiert ja wegen dem konstanten Spardruck der Bürgerlichen und zeigt, dass deren Privatisierungsideologie (Gewinne für ein paar wenige auf Kosten der Qualität) über allem steht. Was die Schlaumeier aber vergessen ist, dass die Beiträge der SRG in vielen Schulklassen und Berufsschulen fester Bestandteil sind und einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Am Ende wird dann gejammert über zu wenig Fachkräfte, holt diese im Ausland und macht dann Populismus mit der 10-Mio.-Schweiz. Man muss kein Linker sein, um das einfach nur noch widerlich zu finden.
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HARPHYIE
10.02.2025 18:26registriert Mai 2020
Wen wundert es unter der Federführung von Rösti? Wahrscheinlich nehmen die bald in der Lehrplan auf, dass die Erde eine Scheibe ist und Öl als grüne Energie glänzt!
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Lil-Lil
10.02.2025 18:37registriert Februar 2021
Endlich ein Lebenszeichen aus den "Elfenbeintürmen". Danke!
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    Der Prinz, der die Abkürzung nahm
    Prinz Philip, der Ehemann der Queen und der Vater des heutigen Königs von England, war immer mal wieder in der Schweiz, viel häufiger als seine Frau. 1981 zum Beispiel nahm er an der Vierspänner-Europameisterschaft in Zug teil. Dabei brachte er die Jury in eine heikle Situation.

    Prinz Philip, der Duke of Edinburgh, wurde weltbekannt als der Gatte von Queen Elizabeth II. und als Vater des heutigen Königs Charles III. Er hielt in seiner Rolle 5496 Ansprachen, nahm 22'219 Termine wahr und unternahm 637 Auslandsreisen, wie man im englischen Königshaus peinlich genau mitgezählt hat.

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