Wissen
Sommer

Ultrawhite: Diese Farbe könnte die Lösung für alle Hitzegeplagten sein

«Ultrawhite» – diese Farbe könnte die Lösung für alle Hitzegeplagten sein

23.04.2021, 12:3624.04.2021, 15:29

Am Wochenende erwartet uns mit «Renate» ein Hochdruckgebiet, das sommerliche Temperaturen in die Schweiz bringt. Es werden Höchsttemperaturen über 20 Grad erwartet. Was viele freut, ist für andere ein Problem. Starke Sonneneinstrahlung erhitzen zum Beispiel schlecht isolierte (Dach)Wohnungen und lassen das Thermometer schnell steigen.

Mit den zunehmend höheren Temperaturen in den Hitzesommern akzentuiert sich nicht nur dieses Problem. Besonders in den Städten, wo das Sonnenlicht kaum reflektiert wird, kommt es häufig zu noch höheren Temperaturen. Deshalb tüftelte ein Forscherteam rund um US-Professor Xiulin Ruan an einer Farbe, die der Überhitzung von Städten (oder Dachwohnungen) Abhilfe verschaffen soll.

Dabei herausgekommen ist nun «Ultrawhite». Die Farbe macht das genaue Gegenteil von «Vantablack»: Sie soll über 98 Prozent des Sonnenlichtes reflektieren, wie die Wissenschaftler in einer ersten Studie festhalten. Zum Vergleich: Herkömmliche weisse Farbe reflektiert etwa 10 bis 20 Prozent.

So funktioniert «Ultrawhite»

Bariumsulfat soll Innenräume kühlen, denn daraus ergibt sich die Farbe Ultrawhite. Diese strahlt über 98 Prozent der Sonnenstrahlen ab.
Die unterschiedlich grossen Partikel reflektieren unterschiedliche Wellenlängen.Bild: ACS Publications

Das Sonnenlicht besteht aus unterschiedlichen Wellenlängen. Einzelne Partikel können nur einzelne Wellenlängen reflektieren. Deshalb variieren Partikelgrössen in «Ultrawhite», damit eine möglichst hohe Spannweite von Wellenlängen reflektiert wird. Die Farbe besteht vorwiegend aus Bariumsulfat (BaSO4). Dieses kommt in der Natur im Mineral Schwerspat auf.

In einem ersten Test stellten die Forscher nun fest, dass die Farbe Innenräume nicht nur vor Erwärmung bewahrt, sondern sogar kühlt. Wenn Wände und Dächer mit herkömmlicher weisser Farbe bemalt wurden, erhitzte sich der Raum etwa um zwölf Grad. Waren die Aussenflächen hingegen mit «Ultrawhite» bestrichen, kühlte sich der Raum während des Tages um etwa acht Grad unter die Aussentemperatur – ganz ohne Stromverbrauch.

Könnte dies also die Lösung für Personen in Dachwohnungen sein? «Ultrawhite» soll in den nächsten zwei Jahren auf dem Markt erscheinen und nicht mehr kosten, wie bereits verfügbare, abstrahlende Farben. (leo)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
9 Bilder für geilen Science Porn
1 / 11
9 Bilder für geilen Science Porn
Vom Chemie-Labor auf in den Weltraum: eine Karte aller Raumsonden-Missionen der NASA .Hier>> gibt es die Infografik in voller Grösse. bild: nasa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese Schnecke kann sich (fast) komplett selbst erneuern
Video: extern / rest
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
36 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Butch Cassidy & Sundance Kid
23.04.2021 12:46registriert Mai 2018
Mehr grün bauen ist die einfachste Lösung, sieht schöner aus und hilft auch dem CO2 haushalt.

Man kann ganze Hauswände und Dächer grün bepflanzen. statt wieder einen neuen Betonblock mit 90% Fensterfront aufzuziehen.
Merke das immer wieder im Kreis 5, Beispiel Pfingstweidstrasse oder Technopark. Fühlt sich im Hochsommer an wie die Sahara, das Licht wird noch doppelt zurück reflektiert.
23311
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tanuki
23.04.2021 18:23registriert März 2014
Ultrawhite ist mein Spitzname unter Freunden. Ausser ich war zu lange in der Sonne, dann ist es lobster
1010
Melden
Zum Kommentar
avatar
Liebu
23.04.2021 17:26registriert Oktober 2020
Das mag ja im Sommer super sein, aber im Winter muss man das heizen, wenn die Sonne nicht aufwärmt. Oder spielt es eine untergeordnete Rolle, wegen der flacheren Sonneneinstrahlung?
981
Melden
Zum Kommentar
36
Überflu­tet? Touris­mus­kri­tik um 1900
Der Archäologe Jakob Wiedmer kam durch seine Heirat mit der Wengener Hotelbesitzerin Marie Stern eher zufällig in Kontakt mit dem Tourismusboom der Belle Époque im Berner Oberland. Seine Eindrücke verarbeitete er im tourismuskritischen Roman «Flut», der umgehend zum Rückzug als Hoteldirektor führte.
Jakob Wiedmer, geboren 1876 als Sohn eines Bäckers in Herzogenbuchsee (BE), galt schon früh als eine Art Genie. In der Schule lernte er rasch und leicht. Aber «Studiergrinde» gäbe es genug, meinte sein Vater; sein Bub solle etwas Rechtes lernen, nämlich den Beruf eines Kaufmanns. Kaum hatte Wiedmer eine Stelle als Kaufmann in Zürich angetreten, als ihn sein Arbeitgeber nach Athen schickte. Der Aufenthalt dort förderte die archäologischen Interessen allem Anschein nach mehr als die kaufmännischen. Wieder in Bern zurück sehen wir den jungen Mann als Ausgräber, Schriftsteller und im Januar 1904 als Hochzeiter: Mit 27 Jahren heiratete er Marie Stern, Hotelbesitzerin in Wengen, und wurde nach damaligem Recht Hoteldirektor.
Zur Story