Diesmal ist Arno Del Curtos Tiefstapelei nicht nur Theater: Der HCD hat ein Torhüterproblem
Arno Del Curto ist ein charismatischer Tiefstapler und wer ihn nicht kennt, könnte vor jeder Saison depressiv werden. In der Vergangenheit hat er stets betont – auch als Titelverteidiger – alleine das Erreichen der Playoffs sei ein Erfolg. Jede Möglichkeit eines Qualifikationssieges hat er stets meilenweit von sich gewiesen.
Doch nun hat seine Tiefstapelei vor seiner 21. HCD-Saison eine neue Dimension erreicht. Er sagt: «Wir steigen ab, wenn wir nicht demütig werden!» Erst auf den Einwand, das sei nun doch etwas übertrieben, relativiert er: «Wir könnten die Playoffs verpassen.» Der HCD ist die einzige NLA-Mannschaft, die seit dem Wiederaufstieg noch nie die Playoffs verpasst hat.
Genonis Erbe
Der Pessimismus des Trainers hat berechtigte defensive Gründe. Offensiv braucht er sich keine Sorgen zu machen. Der HCD hatte letzte Saison den besten Sturm der Liga (181 Tore) und es gibt keinen Grund, warum das nicht wieder so sein sollte. Vier Spieler haben das Potenzial für mehr als 40 Punkte (Axelsson, Lindgren, Ambühl und Marc Wieser) und auch die «zweite Feuerlinie» ist vorzüglich besetzt (Sciaroni, Walser, Jörg, Dino Wieser, Simion und Aeschlimann). Der Tscheche Robert Kousal kann allerdings auf der Ausländerposition die Abgänge von Marcus Paulsson und Devin Setoguchi nicht kompensieren.
Aber die bange Frage ist, ob der HCD auch mit dem besten Sturm der Liga konkurrenzfähig sein kann? Denn der HCD hat ein Torhüter-Problem.
Arno Del Curto hätte es sich nach dem Abgang seines mehrfachen Meistergoalies Leonardo Genoni zum SC Bern einfach machen können. Es wäre möglich gewesen, Daniel Manzato aus Lugano zu holen oder Jonas Hiller zu einer Rückkehr zu bewegen.
Aber der HCD-Trainer ist auch in seiner 21. Saison nicht an einfachen Lösungen interessiert – und wäre er das, dann wäre er nicht mehr ein grosser Trainer. Deshalb das Wagnis den dreifachen Meistergoalie durch die Torhüter-Frischlinge Joren van Pottelberghe (19) und Gilles Senn (20) zu ersetzen.
In drei bis vier Jahren meisterlich
Diese zwei Torhüter waren in der NLA noch nie die Nummer 1 und die Abwehr ist unerfahren. Die Konkurrenz sollte allerdings nicht frohlocken, wenn die jungen Goalies versagen sollten – Ersatz gibt es immer. Notfalls halt aus dem Ausland.
Vielmehr sollte im Unterland aufmerksam und mit Sorge die Entwicklung der Verteidiger beobachtet werden. Arno Del Curto ist drauf und dran, eine Verteidigung mit meisterlichen Ausmassen aufzubauen. Fabian Heldner, Claude-Curdin Paschoud, Ruben Rampazzo, Sven Jung und Simon Kindschi sind alle zwischen 20 und 22 Jahre alt, mindestens 190 Zentimeter gross und 90 Kilo schwer.
Die grösste, die schwerste und wohl bald einmal (aber noch nicht) die böseste Verteidigung der Liga. Davos – dort wo neue Berge sich erheben. Verteidiger brauchen in der Regel eine längere Entwicklungszeit als Torhüter und Stürmer. In drei bis vier Jahren wird die Verteidigung (und somit der HCD) meisterlich sein.
Aber vorerst geht es um die Gegenwart. Um die neue Saison.
Was ist neu?
- Gilles Senn (20) und Joren van Pottelberghe (19) ersetzen den mehrfachen Meistergoalie Leonardo Genoni. Arno Del Curto will im Laufe der Saisons beide einsetzen. So wie er es damals bei Leonardo Genoni und Reto Berra gemacht hat. Senn und Van Pottelberghe also wie Genoni und Berra? Nein, so gut werden die beiden neuen HCD-Goalies vorerst nicht sein.
- Der schwedischen Defensivverteidiger Daniel Rahimi (noch nie an einer WM, nie mehr als 14 Punkte) hat vor allem die Aufgabe, die unerfahrenen Goalies abzuschirmen («Bodyguard») und die Abwehr zu ordnen.
Die Schlüsselspieler beim HC Davos
Jobsicherheit des Trainers:
Der sicherste Trainerposten der Welt.
Die bange Frage:
Sind die Goalies gut genug?