Die beunruhigende Meldung machte am Samstag die Runde: Apple habe aus unerfindlichen Gründen das Online-Tool zur Prüfung der «iCloud Activation Lock» entfernt, berichtete der Tech-Blog 9to5Mac. Seither wird im Netz spekuliert.
Über die iCloud.com-Website konnte man bei iPhones, iPads und neueren iPods den Status der Aktivierungssperre abfragen: Man tippte die Seriennummer des Geräts ein, und erfuhr umgehend vom Apple-Server, ob der Diebstahlschutz aktiviert war.
Das praktische Tool, das Occasions-Käufern viel Ärger ersparen konnte, ist seit einer Woche nicht mehr verfügbar. Wer die entsprechende Webseite aufruft, sieht eine Fehlermeldung.
Damit nicht genug, hat Apple in aller Stille die Support-Dokumente geändert und die Empfehlungen zum Abfragen der Diebstahlsperre aus der Hilfestellung gelöscht. So zum Beispiel auf dieser Support-Seite für Schweizer User.
watson hat bei Apple angefragt, warum das Tool zur «Activation Lock»-Abfrage nicht mehr zur Verfügung steht. Allerdings hüllt man sich am Hauptsitz in Cupertino in Schweigen.
Das ist umso störender, weil es sich bei der Aktivierungssperre für iOS-Geräte um ein sinnvolles Sicherheits-Feature handelt, das seit iOS 8 standardmässig eingeschaltet wird.
Der watson-Redaktor hatte schon anlässlich einer ausgiebigen Recherche zu iPhone-Diebstählen in der Schweiz kritisiert, dass der Hersteller (zu) zurückhaltend kommuniziere.
Wenn Apple schweigt, schiessen die Spekulationen ins Kraut. Eine einleuchtende, aber nicht wirklich beruhigende Erklärung lieferte am Montag der Tech-Blog Mac Rumors.
Demnach spielt das Online-Tool zur Abfrage der Aktivierungssperre eine zentrale Rolle bei einem Hack, mit dem sich gestohlene iOS-Geräte wieder in Betrieb nehmen lassen.
Apple’s Activation Lock Website Played Key Role in Hack, Perhaps Explaining its Removal https://t.co/X6pjkiiB2N by @julipuli pic.twitter.com/Sejt4d0G5i
— MacRumors.com (@MacRumors) 30. Januar 2017
In dem folgenden Video vom Juli 2016 (!) wird das aufwändige Entsperren («Unlock») eines iPad Air demonstriert.
Kurz zusammengefasst schaffen es die technisch versierten Angreifer, mit Spezial-Werkzeug und durch direkten Zugriff auf das Gerät, eine neue Seriennummer «einzupflanzen». Und zwar eine Seriennummer eines real existierenden Geräts, das bei Apple als «sauber» (Aktivierungssperre aus) registriert ist.
Wenn Kriminelle die Seriennummern von fremden Geräten «stehlen» und für eigene Zwecke missbrauchen können, dann würde dies einen «mysteriösen Apple-ID-Fehler» erklären ...
Seit Monaten beklagen iPhone-Besitzer ein beunruhigendes Phänomen. Nachdem sie auf ihrem Gerät die System-Software zurückgesetzt haben, scheitert das erneute Aktivieren. Aus für sie unerfindlichen Gründen verweigert der Apple-Server die Aktivierung und teilt mit, dass das entsprechende Gerät (bzw. die Seriennummer!) mit einer fremden Apple-ID verbunden sei...
Mögliche Erklärung: Es handelt sich um Pechvögel, deren Seriennummern zufällig von Kriminellen gestohlen wurden, um damit andere iOS-Geräte freizuschalten. Ein solcher «Identitätsklau», der laut Mac Rumors seit September 2016 für Ärger sorgt, könne nur vom iPhone-Hersteller selber wieder behoben werden. Betroffen seien die vier neusten Modelle, sprich das iPhone 6S und 6S Plus sowie das iPhone 7 und das 7 Plus.
Apple hat die «plausible Theorie» bislang nicht bestätigt, wie Mac Rumors festhält. So ist auch offen, ob das Online-Tool zur Abfrage der Aktivierungssperre erneut verfügbar gemacht wird. Das wäre wünschenswert: Wer ein gebrauchtes iPhone, iPad oder einen iPod Touch übers Internet kaufen möchte, sollte sich unbedingt vergewissern, dass keine Aktivierungssperre besteht. Und wie soll man dies tun, wenn man die Seriennummer des Geräts nicht mehr über den Apple-Server überprüfen kann?
Hast du selber negative oder positive Erfahrungen gemacht mit der Aktivierungssperre bei einem iPhone, iPad oder iPod?