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Zusammenfassung:
Als am Montag die WWDC-Keynote endete, schlug wieder einmal die Stunde der Nörgler und Untergangs-Propheten. Zwar hatten die Kalifornier ein zweistündiges Feuerwerk an neuen Software-Features gezündet, doch war für viele kein richtiger Knaller dabei. Und dann erfrechte sich der iPhone-Hersteller auch noch, an einer Software-Veranstaltung keine neue Hardware zu präsentieren (*Ironie Off*).
Mittlerweile hat sich der Pulverdampf verzogen. Und mit etwas Abstand zum Ankündigungs-Bombardement ist die Fortsetzung einer langjährigen Strategie zu erkennen.
Das sind die aus meiner Sicht vier wichtigsten Punkte:
Ob Google, Facebook oder Microsoft: Apples grösste Konkurrenten stehen im Ruf, mächtige Datenkraken zu sein. Der iPhone-Hersteller versteht es geschickt, sich ein anderes, positiveres Image zu geben. An der Keynote wurde das Datenschutz-Konzept Differential Privacy kurz angesprochen, davon werden wir in Zukunft noch viel hören.
Apple verfolgt keine «Wir verarbeiten alles in der Cloud»-Strategie, sondern setzt eher auf: «Auch wir nutzen die Vorzüge der Cloud, belassen die Nutzerdaten aber auf dem Gerät oder anonymisieren sie vor der Übermittlung.» Dies gilt insbesondere für heikle Datenverarbeitungen, wie etwa die automatische Gesichtserkennung oder finanzielle Transaktionen.
Die Marketing-Botschaft ist klar: Apple setzt seine Manpower dafür ein, ein Plus an Sicherheit und Datenschutz möglichst benutzerfreundlich zu den Kunden zu bringen. «Datenschutz ab Werk», brachte es Mobilgeeks.de auf den Punkt.
Dass die Sicherheitsvorkehrungen für alle vier Plattformen verstärkt werden, zeigen auch erste Informationen zum neuen Datei-System APFS (Apple File System). Wer mehr darüber erfahren will, wird bei Macwelt.de und Golem.de fündig.
Die Apple Watch, die trotz offensichtlicher Millionenverkäufe von vielen als Flop abgetan wird, ist alles andere als tot. Voraussichtlich im Herbst dürfte die zweite Hardware-Generation auf den Markt kommen: Schneller, mit mehr Speicher und weniger abhängig vom iPhone.
Aber auch die Käufer von Apples erster Smartwatch-Generation konnten an der WWDC gute Nachrichten vernehmen. Dank watchOS 3 gibt es im Herbst einen zweiten Frühling.
Fazit: Die Zahl der sinnvollen «Use Cases» wird beschränkt bleiben, man sollte die Uhr auch nicht mit dem Alleskönner iPhone vergleichen, zumindest vorläufig nicht.
Schon heute erleichtert die Apple Watch mit kleinen, aber praktischen Features den Alltag. Vielversprechende Gebiete sind Gesundheit und Fitness, aber auch das Navigieren sowie alle Tätigkeiten, für die es kein grosses Display braucht.
Apple weitet den iPhone-Bezahldienst auf weitere Plattformen aus. Weil noch immer die meisten Leute mit dem Computer Online-Shopping betreiben, erscheint logisch, dass Apple Pay für den Mac kommt. Apples sichere und benutzerfreundliche Lösung (Fingerabdruck statt Passwort) kann andere Bezahldienste – allen voran Paypal – in arge Bedrängnis bringen.
Vorläufig geht es für Apple darum, im traditionellen System mit Kreditkarten-Herausgebern und Finanzintermediären Fuss zu fassen. Doch sollten sich Mastercard und Co. und die anderen Finanzinstitute vorsehen. Die Kalifornier haben das nötige Kapital, um eine viel zentralere Rolle zu spielen.
Apple war in den vergangenen Jahren kommerziell unglaublich erfolgreich. Das hat der US-Konzern nicht nur der eigenen Hardware und Software zu verdanken, sondern auch den tausenden unabhängigen Entwicklern, die mit ihren Apps das Ökosystem iOS bereichern. Seit 2008 ist mit dem App Store eine Multi-Milliarden-Dollar-Branche herangewachsen.
Für die Zukunft wurde an der WWDC klar: Apple will die Entwickler nicht nur mit dem lukrativen Ökosystem, sondern auch mit attraktiven Werkzeugen bei der Stange halten.
An der WWDC 2015 hatte Apple sehr viele Leute mit der Lancierung einer eigenen Programmiersprache überrascht. Swift, das langfristig Objective C ablösen soll, ist seit letztem Dezember ein Open-Source-Projekt und erhält bereits gute Noten.
Eine für Herbst erwartete iPad-App soll Kindern und absoluten Neulingen den Einstieg erleichtern.
Nein, natürlich nicht. Apple hat nicht nur mit dem neuen, raumschiffartigen Hauptsitz in Cupertino eine grosse Baustelle. Der US-Konzern sieht sich nach Jahren eines (vermutlich) einzigartigen Wachstums mit abflachenden iPhone-Verkäufen konfrontiert. Umso wichtiger wird, die eigene Software und die Online-Dienste rund um die iCloud zu verbessern.
Ausserdem gibt es in Sachen Heim-Automatisierung trotz der nun angekündigten Home-App viel zu tun, um die Kunden von den Vorzügen des Internets der Dinge zu überzeugen.
Schliesslich muss sich der US-Konzern auch unbequemen Fragen zur eigenen Steuermoral stellen und sich im enorm wichtigen, aber schwierigen Absatzmarkt China behaupten, ohne die selbst postulierten Datenschutz-Ideale zu verraten.
Fraglich bleibt, wie Apple TV zum zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg des 40-jährigen Unternehmens beitragen wird. Im TV-Geschäft hat Apple mit widerspenstigen Playern und abgeschirmten nationalen Märkten zu kämpfen.
Festzuhalten gilt: Apple ist kein Ankündigungs-Weltmeister. Die Kalifornier informieren bewusst erst über neue Produkte, wenn diese marktreif sind oder kurz davor stehen. Auch darin unterscheidet man sich von der Konkurrenz. Wie heisst es doch so schön auf Berndeutsch: «Liefere statt Lafere.»
Disclaimer: watson-Redaktor Daniel Schurter weilte auf Einladung von Apple in San Francisco, zusammen mit einem Vertreter des «Tages-Anzeigers» und der NZZ. Der US-Konzern bezahlte auch die Übernachtung und Verpflegung von Hunderten Medienschaffenden aus aller Welt.