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Facebook liess gezielte Werbung an «Judenhasser» zu

Verkaufst du Nazi-T-Shirts? Facebook hat dein Leben gerade etwas schwieriger gemacht

15.09.2017, 11:5021.09.2017, 16:35
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Facebook, eines der grössten Werbe-Unternehmen der Welt, hat in der Vergangenheit seinen Anzeigen-Kunden ermöglicht, gezielt Antisemiten anzusprechen. Nach einem Bericht des US-Portals «ProPublica» konnte für die Vermarktung von Nazi-Andenken oder die Promotion von rechtsradikalen Veranstaltungen die Zielgruppe «Juden-Hasser» ausgewählt werden.

Facebook entfernte die Werbe-Kategorie, nachdem «ProPublica» seine Recherchen vorlegte. Die Zielgruppe beruhte auf Angaben, die die Facebook-Anwender über sich selbst machen, etwa über ihren Bildungsweg, Alter und Weltanschauung.

ProPublica konnte Anzeigen für Leute platzieren, die etwa «Nazi Party» als ihren Arbeitgeber eingetragen hatten. Die Zielgruppen seien aber eher klein gewesen, schränkte «ProPublica» ein. So habe man in der Kategorie «Jew Hater» 2274 Facebook-Mitglieder erreichen können sowie mit «German Schutzstaffel» und «Nazi Party» als Arbeitgeber jeweils 3149 und 2449 Profile.

Ein Screenshot, der zeigt, wie «ProPublica»-Journalisten Anzeigen mit Facebooks Werbetool gezielt an judenfeindliche Gruppen ausliefern konnten. 
Ein Screenshot, der zeigt, wie «ProPublica»-Journalisten Anzeigen mit Facebooks Werbetool gezielt an judenfeindliche Gruppen ausliefern konnten. bild: via ProPublica

Sie seien allein zu klein gewesen, als dass man Werbung nur für sie schalten könnte. Das sei aber möglich gewesen, nachdem Nutzer mit einem Interesse an der NPD in die Auswahl genommen wurden (194'600).

Facebook kündigte Reaktion an

Facebook erklärte in einem Blogeintrag in der Nacht zum Freitag, gezielte Werbung auf Basis von Nutzern selbst eingetragener Begriffe werde deaktiviert, bis man solchen Missbrauch verhindern könne.

Die Richtlinien von Facebook untersagten strikt, Menschen wegen ihrer Eigenschaften zu attackieren. Dazu zähle auch die Zugehörigkeit zu einer Religionsgruppe. «Dennoch tauchen immer wieder Inhalte auf, die unsere Standards verletzen. Wir wissen, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben.»

In der vergangenen Woche musste Facebook einräumen, dass seine Werbeplattform im US-Wahlkampf 2016 für politische Anzeigen von «nicht authentischen» Accounts missbraucht wurde, die mit Russland in Verbindung stehen.

Bei Facebook kann man gezielte Werbung für eine Auswahl aus tausenden Kategorien schalten – neben Geschlecht, Alter, Wohnort können das zum Beispiel auch Interessen oder Sprachen sein.

«ProPublica» schaltete im Rahmen der Recherchen selbst drei Anzeigen, die sich an Antisemiten richteten. Die Werbeschaltungen seien von dem Facebook-System innerhalb von 15 Minuten akzeptiert worden. (oli/sda/dpa)

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