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Eismeister Zaugg

Zauggs Playoff-Vorschau, Teil II: Lugano vs. Zug – oder Donald Trump gegen Hillary Clinton

Bei aller Härte: Ob Lugano die Halbfinals erreicht, hängt von einem «weichen» Faktor ab.
Bei aller Härte: Ob Lugano die Halbfinals erreicht, hängt von einem «weichen» Faktor ab.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS
Eismeister Zaugg

Zauggs Playoff-Vorschau, Teil II: Lugano vs. Zug – oder Donald Trump gegen Hillary Clinton

Lugano kann gegen Zug den Playoff-Fluch endlich brechen. Aber nur dann, wenn die Spieler nicht durchdrehen.
02.03.2016, 12:1302.03.2016, 14:28
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Ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns, was wir in dieser Serie erwarten dürfen. Am letzten Freitag hat Lugano gegen Zug in der Verlängerung 3:2 gewonnen. Das Resultat ist nicht so wichtig. Es geht um etwas anderes. Die Schlüsselszene wird kurz vor Spielmitte zelebriert. Verteidigersaurier Julien Vauclair verprügelt Zugs Leitwolf Reto Suri im besten Sinne des Wortes. Vauclairs Mitspieler klopfen mit den Stöcken an der Bande Applaus und Trainer Doug Shedden wird hinterher sagen, die Aktion habe ihm gefallen. Das sei ein Statement gewesen.

Lugano hat seit 2006 nie mehr eine Playoffserie gewonnen. Nun droht die 10. Blamage in Serie. Immerhin steht fest: wenigstens wird Lugano dieses Mal nicht an fehlender Härte scheitern. Sportchef Roland Habisreutinger holte als fünften Ausländer einen «Krieger» (eigentlich ein unpassendes Wort für den Sport, aber die Nordamerikaner nennen diesen Spielertyp so). Den Kanadier Maxim Lapierre, 188 Zentimeter gross und 100 Kilo schwer. Ein Rumpelstürmer der oberen Hubraumklasse. Doug Shedden sagt, Lapierre sei einer wie Josh Holden. Weniger talentiert zwar, dafür grösser und kräftiger.

Der HC Lugano hat seit 2006 keine Playoffserie mehr gewonnen – schaffen sie es dieses Jahr gegen den EV Zug?
Der HC Lugano hat seit 2006 keine Playoffserie mehr gewonnen – schaffen sie es dieses Jahr gegen den EV Zug?
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Auf dem Papier gibt es zwischen diesen beiden Teams keine matchentscheidenden Differenzen. Zug ist im Schnitt zwar kleiner und leichter, dafür aber flinker. Zug hat mit Tobias Stephan den besseren Torhüter – aber auch er hat noch nie eine Meisterschaft gewonnen.

Die Differenz wird ein «weicher» Faktor machen: Lugano ist härter, böser und leidenschaftlicher. Doug Shedden wird das Halbfinale erreichen, wenn seine Jungs nicht durchdrehen.

Es ist eine heikle Aufgabe für den kanadischen Bandengeneral, die Balance zwischen Rumpeln und Tanzen zu finden. Rumpeln muss er. Schon um Torhüter Tobias Stephan aus der Ruhe und um die Konzentration zu bringen. Nur dann ist es möglich, diesen Titanen zum gewöhnlichen Torhüter schrumpfen zu lassen. Rumpeln ist auch notwendig, um die Kreise von Pierre-Marc Bouchard zu stören. Er ist Liga-Topskorer, soeben zum wertvollsten Spieler der Liga geadelt worden und einer der smartesten Spieler ausserhalb der NHL.

Trainer Doug Shedden sagt, dass die beiden Schweden Linus Klasen und Fredrik Pettersson gesetzt sind. Das bedeutet, dass einer der beiden spielstarken Stürmer (Tim Stapleton oder Tony Martensson) für Maxim Lapierre Platz machen muss. Weniger offensive Feuerkraft und dafür mehr Wasserverdrängung und Intensität – wird das funktionieren?

Es ist ein schmaler Grat. Die Absturzgefahr ist recht gross. Wenn es Lugano übertreibt (oder wenn einzelne durchdrehen), dann sind Strafen die Folge, die das spielstarke Zug ausnützen wird. «Zauberzwerg» Lino Martschini und Pierre-Marc Bouchard können jede Abwehr austanzen. Erst recht im Powerplay.

Die EVZ Spieler beim Torjubel – wie schlagen sich die Innerschweizer gegen Lugano?
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Bild: KEYSTONE

An einem guten Abend hat Doug Shedden die Ausstrahlung, die ein wenig an einen politisch korrekten Donald Trump erinnert: Doug Shedden, der Mann, der zwar nicht Amerika, aber Lugano wieder gross und mächtig machen kann. Vielleicht sorgt er ja gegen den sanften, jede Polemik wie der Teufel das geweihte Wasser meidende, überkorrekten Pragmatiker Harold Kreis die Differenz. Dieses Coaching-Duell mahnt uns ein wenig an eine Auseinandersetzung zwischen Donald Trump und Hillary Clinton. Lugano schafft es in sechs oder sieben Spielen.

Die bisherigen Duelle in dieser Saison:

  • 11. September: Lugano – Zug 2:5
  • 16. Oktober: Zug – Lugano 5:1
  • 21. November: Zug – Lugano 3:4
  • 27. November: Lugano – Zug 1:2
  • 15. Januar: Zug – Lugano 3:2 n.V
  • 26. Februar: Lugano – Zug 3:2 n.V

Die Topskorer der 12 NLA-Klubs in der Regular Season 2015/16

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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zhgr1989
02.03.2016 12:52registriert April 2015
hahahahahaha, Kreis als Hillary Clinton zu bezeichnen :D Beschteeee! Als wäre Kreis so ein Machtgeiles Stück!

Zaugg hat ja Humor!
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BennyG
02.03.2016 12:31registriert September 2015
Mit dem "Trump"- Hockey gewinnt man vieleicht ein einzelnes Spiel, nicht aber eine ganze Serie. Lugano sollte sich nicht nur auf Härte konzentrieren sondern vorallem auch darauf keine Fehler zu machen. Diese nutzt Zugs Sturm gnadenlos aus.


Die grösste Schwachstelle Zugs ist dabei Tobias. Sollte ihm im gestocher etwas zustossen ist die Saison für Zug gelaufen (Siehe letztes Jahr, Playoff Zug-Davos).

Auf jedenfall wird es ein äusserst spannendes Duell! Wohl das brisanteste.
Das ganze natürlich ohne Polemik ;)
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Sloping
02.03.2016 14:19registriert Oktober 2014
Auch wenn ich es gerne anders sehen würde, gibt es auf Seiten des HCL sehr viele Fragezeichen: Wie schlägt sich Merzlikins in seinen ersten Playoffs? In welcher Verfassung und wann kehrt Brunner zurück? Kann Hofmann, ein zentraler Spieler, aufgrund des hängigen Verfahrens überhaupt in die Serie eingreifen? Und zu guter letzt ist da die überalterte und nicht nur in den Beinen langsame Verteidigung. Der Verstand spricht für den EVZ, insgeheim hoffe ich aber auf einen Exploit des HCL. Jedoch sind diese Hoffnungen in den letzten Jahren immer mehr der traurigen Realität gewichen...
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Klotens zerbrechliche Renaissance
Nach der erfolgreichsten Saison seit dem Wiederaufstieg ist so ziemlich die ganze Mannschaft umgebaut worden. Die Absturzgefahr ist nicht zu unterschätzen.
Sandro Zurkirchen, die verlässliche Nummer 2, wollten die Klotener nicht mehr. Gleich fünf Ausländer sind gegangen, mussten gehen oder sind abgeworben worden (Aaltonen, Ojamäki, Audette, Niku, Grégoire). Sie hatten immerhin für 60 Tore gesorgt. Es ist keineswegs sicher, dass die Neuen (Lindroth, Klok, Gignac, Leino, Puhakka) gleich gut oder gar besser sind.
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