Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien schwinden die Hoffnungen, noch Überlebende in den Schlammmassen zu finden. Die Rettungskräfte konnten am Montag nur Leichen bergen. Die Zahl der Toten stieg auf 65, wie der Zivilschutz mitteilte. 279 Menschen wurden vermisst.
Der Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine war über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen hinweggerollt.
Wie es genau zu dem Unfall kam, war zunächst unklar. Derweil wurden zwei Mitarbeiter des Münchner Unternehmens TÜV Süd festgenommen. Der TÜV Süd hatte im vergangenen Jahr die Dämme an der Mine geprüft. «Wir können zum jetzigen Zeitpunkt bestätigen, dass zwei Mitarbeiter von TÜV Süd in Brasilien verhaftet wurden», teilte die Firma am Dienstag der DPA mit. «Aufgrund der laufenden Ermittlungen können wir zurzeit keine weiteren Auskünfte geben. Wir unterstützen die Ermittlungen vollumfänglich.»
Zudem nahm die Polizei drei Mitarbeiter der Betreiberfirma Vale fest. Der Bergbaukonzern teilte mit, das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen. «Vale wird die Ermittlungen weiterhin unterstützen, um die Fakten zu klären», hiess es in einer Stellungnahme.
Vale-Präsident Fábio Schvartsman sprach von einer «fürchterlichen Tragödie». Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, um die Verantwortlichen für das Unglück zu ermitteln. Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von umgerechnet 66 Millionen Franken (250 Millionen Reais) gegen den Konzern an. Insgesamt blockierte die brasilianische Justiz Vermögenswerte von Vale in der Gesamthöhe von 2.9 Milliarden Franken, um die Finanzierung der Aufräumarbeiten und Schadensersatzzahlungen abzusichern.
Im Jahr 2015 gab es in Minas Gerais schon ein ähnliches Unglück. Bei der «Tragödie von Mariana» kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge. Bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe. (whr/sda/dpa)