Wildbiene in Graubünden. Wildbienen sind wichtige Bestäuber.Bild: KEYSTONE
Wer «Biene» hört, denkt in aller Regel an die Honigbienen und dort vor allem an die Westliche oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera). Doch daneben gibt es die beeindruckende Zahl von 30'000 Bienenarten, die man unter dem Begriff «Wildbienen» zusammenfasst. In unseren Breitengraden sind es über 600 verschiedene Arten, die sich durch Grösse und Färbung unterscheiden. Viele dieser wichtigen Bestäuber leben nicht in Staaten, sondern solitär. In Europa ist etwa jede zehnte Wildbienenart vom Aussterben bedroht – um diese Arten geht es, wenn von «Bienensterben» die Rede ist.
Gleich geht's weiter mit den Bienen-Fakten, vorher ein kurzer Hinweis ...
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Und weiter geht's ...
Honigbienen sind nicht gefährdet
Imker züchten Bienenvölker; die Honigbienen-Population geht nicht zurück. Bild: Shutterstock
Die uns allen bestens vertraute Honigbiene ist dagegen nicht gefährdet. Im Gegenteil: Die Anzahl der Bienenstöcke hat sich weltweit seit den Sechzigerjahren fast verdoppelt. Solange es Imker gibt, ist diese Art nicht bedroht.
Ihr ärgster Feind ist die Varroamilbe
Varroamilben auf einer Honigbienenlarve. Bild: Shutterstock
Das heisst natürlich nicht, dass die Honigbiene keine Feinde hat. Der ärgste ist viel kleiner als sie selbst: Die nur 1,7 Millimeter grosse Varroamilbe vernichtet im Winter immer wieder zahlreiche Bienenvölker. Doch deswegen ist die Honigbienen-Population nicht ernsthaft in Gefahr, denn die dahingerafften Völker können nachgezüchtet werden.
Eine Biene wiegt weniger als ein Zehntelgramm ...
Grössenvergleich: von der Arbeitsbiene zur Königin.Bild: Shutterstock
Die Honigbiene wird 12 bis 14 Millimeter gross und erreicht im Schnitt ein Gewicht von 82 Milligramm. Diese Angaben gelten für die Arbeitsbienen, die allesamt weiblich sind. Drohnen, die männlichen Bienen, werden dagegen mit 15 bis 17 Millimeter etwas grösser und sind 250 Milligramm schwer. Die Königin erreicht sogar 20 bis 25 Millimeter Körperlänge und ein Gewicht von 180 bis 300 Milligramm.
... und kann fast so viel Honig transportieren
Im Honigmagen der Biene haben bis zu 70 µl Blütennektar Platz.Bild: bee-careful.com
Sammlerinnen – Arbeitsbienen, die den Stock verlassen, um Nektar zu sammeln – können in ihrem Honigmagen 50 bis 70 Mikroliter Blütennektar zum Stock transportieren. Das ist nicht viel weniger als ihr eigenes Körpergewicht.
Die Königin bekommt eine Spezialdiät
Die Arbeitsbiene füttert eine Königinnenlarve mit Gelée royale.Bild: Shutterstock
Es kommt nicht von ungefähr, dass eine Königin (auch Weisel genannt) viel grösser ist als eine Arbeiterin. Während die Larven der normalen Arbeitsbienen mit Pollen und Honig gefüttert werden, erhält die Larve einer Königin das sogenannte Gelée royale (Weiselfuttersaft). Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen. Diese Spezialdiät wird der Königin während der ersten drei Larvenstadien verabreicht; sie sorgt für einen enormen Wachstumsschub.
Bienen haben zwei verschiedene Augenarten
Kopf einer Arbeitsbiene. Die drei Punktaugen in der Mitte oben sind gut sichtbar. Bild: Shutterstock
Neben den zwei grossen Facettenaugen, die sofort auffallen, besitzen Bienen noch eine andere Augenart: Es sind drei unbewegliche Punktaugen – die sogenannten Ocellen – in der Mitte des Kopfs. Sie dienen zur Unterscheidung von hell und dunkel. Die Facettenaugen bestehen aus bis zu 8000 kleinen, sechseckigen Einzelaugen, den sogenannten Ommatidien, die je einen Bildpunkt wahrnehmen. Diese Bildpunkte setzt das Gehirn der Biene zu einem Bild zusammen.
Bienen sehen Bewegungen besser als wir
Kopf einer Wildbiene mit den grossen Facettenaugen an der Seite.Bild: Shutterstock
Menschen können etwa 60 bis 65 Bilder pro Sekunde erkennen. Die Facettenaugen der Bienen erreichen dagegen eine viel höhere zeitliche Auflösung: Sie nehmen über 300 Bilder pro Sekunde wahr. Dadurch können sie Bewegungen viel besser erkennen. Das hilft den Bienen bei der Orientierung während des Flugs und bei der Ermittlung ihrer Geschwindigkeit. Entfernte Objekte nehmen sie dagegen nur grob und rasterartig wahr.
Bienen sehen kein Rot. Dafür nehmen sie Farben im Ultraviolett-Bereich wahr, die wir nicht sehen können. Sie erkennen Farbmuster auf den Blütenblättern, die ihnen gewissermassen den Landeplatz anweisen. Rapsblüten beispielsweise, die für uns gelb sind, sehen für Bienen gemustert aus.
Drohnen sehen besser
Die Facettenaugen von Drohnen sind deutlich grösser als jene der Arbeiterinnen. Bild: saveourbees.com.au
Drohnen haben bessere Augen als die Arbeiterinnen oder die Königin. Der Grund dafür ist, dass sie die Königin im Freien für den Hochzeitsflug erkennen müssen. Königinnen sehen bei weitem nicht so gut, denn sie verbringen die meiste Zeit im dunklen Inneren des Bienenstocks.
Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern ...
Drohnen entstehen durch Parthenogenese (Jungfernzeugung), also eingeschlechtliche Fortpflanzung.Bild: Wikimedia/Waugsberg
Während Arbeiterinnen aus befruchteten Eiern schlüpfen, entstehen männliche Bienen aus unbefruchteten Eiern – dies wird Parthenogenese (Jungfernzeugung) genannt. Welche Eier befruchtet werden, entscheidet die Königin. Sie bewahrt das Sperma, das sie beim Hochzeitsflug von verschiedenen Drohnen aufgenommen hat, in einer Samenblase auf. Dieser Vorrat reicht für ihr ganzes Leben.
... und sterben nach dem Sex
Drohne (r.) und Königin beim Hochzeitsflug.Bild: Pinterest
Drohnen sind nur dazu da, die junge Königin zu besamen. Ihr Los ist hart, denn ganz egal, ob es ihnen gelingt oder nicht – sie kommen ohnehin um. Jene, die beim Hochzeitsflug mit der Königin zum Zug kommen, sterben sofort, da ihr Penis nach dem Geschlechtsakt in der Königin steckenbleibt und abreisst. Die anderen fliegen zwar unversehrt zurück zum Stock, werden dort aber nicht mehr gefüttert und verhungern, da sie selber keinen Nektar sammeln können.
Honig ist Bienenspucke
Im Stock wird der Honig mehrmals umgelagert.Bild: EPA/EPA
Sammlerinnen saugen den Nektar oder den Honigtau – ein Ausscheidungsprodukt von Blattläusen – mit ihrem Rüssel auf und transportieren die süsse Fracht in ihrer Honigblase in den Stock. Schon sie fügen dem unreifen Honig Enzyme bei, die Polysaccharide spalten. Im Stock würgen sie den Saft heraus, der dann von Stockbienen aufgenommen und eingelagert wird. Neben der Zugabe von Säuren und Enzymen wird der Saft auch zusehends eingedickt, bis der Wassergehalt unter 18 Prozent liegt.
In Indien kommt es immer wieder zu fatalen Zusammenstössen, wenn Elefanten Geleise überqueren und von Schnellzügen angefahren werden. Das Eisenbahnunternehmen Northeast Frontier Railway (NFR) will nun die notorische Angst der Dickhäuter vor Bienenstichen ausnutzen, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. In der Nähe der Bahngleise wurden Lautsprecher aufgestellt, aus denen lautes Bienensummen ertönt, wenn sich ein Zug nähert. Dies soll die Elefanten rechtzeitig verscheuchen.
Die bekannteste Biene ist eine Zeichentrickfigur
Karel Gott landete mit «Biene Maja» seinen grössten Hit in deutscher Zunge.Bild: EPA/EPA
Die bekannteste Biene ist eine Zeichentrickfigur: Die «Biene Maja», Titelheldin einer japanisch-deutschen Zeichentrickserie, basiert auf den 1912 und 1915 erschienenen Romanen des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels. Das deutsche Titellied «Die Biene Maja» wurde zum grössten deutschsprachigen Hit des tschechischen Sängers Karel Gott. Er erhielt dafür fünf Goldene Schallplatten, verdiente aber quasi nichts daran – weil es keinen Vertrag gab, wurde er nur für eine halbe Stunde singen bezahlt.
900 Mal um die Erde
Fleissige Flieger: Sammlerinnen entfernen sich oft kilometerweit vom Stock. Bild: Shutterstock
Bis zu 50 Kilometer pro Stunde – so schnell kann eine Sammlerin fliegen. Auf der Suche nach Nektar entfernen sich die Sammlerinnen mehrere Kilometer vom Stock. So bringt es ein Bienenvolk während eines Jahres auf insgesamt bis zu 36 Millionen Flugkilometer. Das entspricht nicht weniger als 900 Erdumrundungen.
Tödlicher Stich
Hier blieb nach dem Stich der ganze Stechapparat mit Giftblase zurück. Bild: Shutterstock
Drohnen haben keinen Stachel – nur weibliche Bienen. Der mit der Giftblase verbundene Stachel besitzt kleine Widerhäkchen. Sticht eine Biene einen Menschen, bleibt der Stachel in der Haut hängen und der Stechapparat wird ausgerissen – die Biene stirbt. Sticht sie jedoch ein anderes Insekt, kann sie den Stachel problemlos wieder herausziehen.
19½ Haustiere, die von einer Biene gestochen wurden
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19½ Haustiere, die von einer Biene gestochen wurden
Diese arme Katze hatte eine fiese Begegnung. Zum Glück sind die meisten Bienenstiche harmlos. bild: imgur
Gnadenloser Rausschmiss
Im Sommer gibt es viel mehr Bienen im Stock.Bild: Shutterstock
Im Sommer tummeln sich in einem Bienenstock bis zu 70'000 Bienen, doch im Winter sinkt ihre Zahl drastisch bis auf rund 10'000 Tiere. Diese versammeln sich um die Königin und halten in der Traube eine Kerntemperatur von 35 Grad aufrecht. Sehr sozial ist der Bienenstaat nicht gerade: Neben Drohnen werden im Winter auch alte und kranke Arbeiterinnen gnadenlos rausgeschmissen.
Höschen für die Pollen
Diese Sammlerin trägt schicke gelbe Pollenhöschen.Bild: Shutterstock
An den Hinterbeinen der Sammlerinnen befinden sich Pollenkörbchen, die Pollenhöschen genannt werden. Sie können bis zu acht Milligramm Pollen aufnehmen. Die Bienen – und zwar auch die Wildbienen – spielen übrigens eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Nutzpflanzen. Der Nutzwert dieser Bestäubungsarbeit liegt in der Schweiz nach Expertenschätzungen bei 350 Millionen Franken pro Jahr.
Duftmarke für Kolleginnen
Bienen applizieren die Duftmarke mit ihren Hinterbeinen auf die Blüte.Bild: Shutterstock
Wenn sie eine Blüte besucht und den Nektar aufgesaugt haben, markieren die Sammlerinnen sie mit einem speziellen Duft – damit ihre Kolleginnen wissen, dass es hier nichts mehr zu holen gibt. Der Duft besteht aus einem bestimmten Pheromon – ein chemischer Botenstoff –, das von einem Haftläppchen an den Hinterbeinen auf die Blüte übertragen wird.
Feines «Näschen»
Mit ihren Fühlern nehmen Bienen nicht nur Gerüche wahr, sondern auch Temperaturen sowie Schwingungen, Feuchtigkeit und CO2-Gehalt der Luft.Bild: Shutterstock
Bienen besitzen 170 verschiedene Geruchsrezeptoren und riechen im Vergleich zu anderen Insekten ausserordentlich gut. Winzige Poren an den Gliedern der beiden Antennen (Fühler) nehmen Duftstoffe auf; dadurch kann die Biene auch die Richtung feststellen, aus der ein Geruch kommt. Bienenvölker haben einen eigenen Stockgeruch, den jede Biene an sich trägt. Wächterbienen erkennen daran fremde Eindringlinge. Der Geruchssinn ist sehr wichtig, da Bienen stark über Gerüche kommunizieren und biologische Vorgänge im Bienenvolk über Pheromone gesteuert werden.
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Bienen retten und die Welt verbessern
Der Erhalt des weltweiten Bienenbestandes ist eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit. Wir stellen uns den Problemen von heute und erforschen die Lösungen von morgen. Erfahre mehr über unsere spannenden Bachelor-Studiengänge an unserem Info-Abend am 28. November 2018.
Falls du jetzt Imker werden willst: So funktioniert die Wildbienenzucht zuhause
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So funktioniert die Wildbienenzucht zuhause
So sieht ein Starterpaket aus, das man zugeschickt bekommt.Bild: Wildbiene + Partner
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Die beliebtesten Kommentare
Aschenmadlen
24.09.2018 14:31registriert Juli 2017
Danke für den Bericht. Mit Wildbienen wird man aber nicht Imker....
Das Mittelmeer ist überdurchschnittlich warm – warum das alarmierend ist
Das Mittelmeer erwärmt sich immer mehr. Das kann fatale Folgen haben, nicht nur für die marine Flora und Fauna, sondern auch für den Menschen.
An vielen Orten in Europa herrscht eine Gluthitze. Die hohen Temperaturen sorgen auch dafür, dass sich das Mittelmeer immer weiter erwärmt. Das ist keine Momentaufnahme, in den letzten Jahren massen Forschende immer wieder überdurchschnittlich hohe Temperaturen im Mittelmeer – und sind deshalb alarmiert.