Vor zwei Wochen verbrachte ich ein Wochenende in Wien. Mit dabei meine geschätzte Kamera. Genauer gesagt die auch bei vielen anderen Hobby-Fotografen beliebte Sony Alpha 6000. Kamera und Wechselobjektiv bringen zusammen 804 Gramm auf die Waage. Die Systemkamera und das separat gekaufte Objektiv von Tamron haben mich rund 1100 Franken gekostet.
Natürlich hatte ich während des Städtetrips auch mein Handy dabei, ein Nokia 8. Das Android-Smartphone kostet 629 Franken und wiegt 160 Gramm.
Im Folgenden siehst du sieben typische Motive in Wien, die jeweils mit Sonys Systemkamera und dem Nokia 8 fotografiert wurden. Sämtliche Bilder sind unbearbeitet. Unterhalb der Fotos kannst du wählen, welche Aufnahme dir besser gefällt. Der Haken daran: Du weisst nicht, welches Foto mit welcher Kamera geknipst wurde. Die Auflösung des Blindtests folgt am Ende des Artikels.
Ich bin überrascht – und zwar angenehm überrascht, wie gut Handy-Kameras inzwischen mit einer guten Systemkamera für Hobby-Fotografen mithalten können.
Gerade auf Städtetrips, sei es in engen Gassen, Innenhöfen oder Gebäuden, steht man oft ziemlich nahe am Motiv und entsprechend sind Kameras mit Weitwinkelobjektiv im Vorteil. Nur so bekommt man beispielsweise die ganze Kirche, inklusive Kirchenturm, aufs Foto. Ambitionierte Hobby-Fotografen mussten daher wohl oder übel eine Kamera mit entsprechendem Weitwinkel-Objektiv mitschleppen. Das haben auch die Handy-Hersteller kapiert und rüsten ihre Top-Modelle mit Dual-Kameras aus, die unter anderem weitwinkligere Aufnahmen ermöglichen. Nebst dem brandneuen Nokia 8 schiesst zum Beispiel auch die Doppel-Kamera im Huawei P10 oder LG G6 weitwinkligere Aufnahmen.
Je länger desto mehr gilt: Wer bei schönen Wetter lediglich die typischen Touristen-Motive einer Grossstadt einfangen möchte und fototechnisch keine grösseren Ambitionen hegt, kann Kamera und Objektiv(e) eigentlich zu Hause lassen. Eigentlich. Denn natürlich sind Smartphone-Kameras noch immer Grenzen gesetzt, wie die Zoom-Aufnahme mit dem Nokia 8 schmerzlich vor Augen führt. Der digitale Zoom der Handy-Kamera ist quasi nutzlos – ganz im Gegensatz zum Teleobjektiv der Systemkamera.
Und selbstverständlich hält die Handy-Kamera nur so gut mit der Systemkamera mit, weil ich an einem perfekten Tag bei idealen Lichtbedingungen fotografieren konnte. In der Dämmerung oder nachts trennen die beiden Kameras Welten. Ambitionierte Hobby-Fotografen werden daher auch künftig mit Smartphone-Kameras nicht restlos glücklich werden und weiter mit einer Spiegelreflexkamera oder einer leichteren, spiegellosen Systemkamera auf Motivjagd gehen.
Persönlich werde ich meiner Alpha 6000 in den Ferien weiter treu bleiben, auch wenn dies gegenüber einem Smartphone rund 650 Gramm Mehrgewicht bedeutet. Bei einem kurzen Städtetrip wird die Kamera künftig vermutlich aber immer öfter zu Hause bleiben. Meine persönliche Faustregel: Fotos, die ich nur auf dem Handy anschauen möchte, kann ich auch problemlos auf dem Handy knipsen.
Ah, und falls es irgendwie unklar gewesen sein sollte: Unten war jeweils die Handy-Aufnahme.
Hinweis: Das Nokia 8 wurde mir von Digitec für einen Geräte-Test zur Verfügung gestellt. Ich nutze es seit rund drei Wochen im Alltag. Der ausführliche Test erscheint demnächst auf watson.