«Davos ist eine schöne Stadt, hier lohnt es sich zu leben. Doch jedes Jahr ist WEF – und da sind wir dagegen!»
Unter diesem Motto demonstrierte am Dienstagabend in Davos ein kleines Grüppchen gegen die diesjährige Ausgabe des Weltwirtschaftsforums. Von einem «friedlichen, aber lautstarken Demonstrationszug über die Promenade» schreibt die Gruppierung auf Facebook.
Die Sicherheitskräfte versetzte die unbewilligte Kundgebung aber offensichtlich in Aufregung: Während der Demonstration nahm die Polizei einen Schweizer Journalisten vorübergehend fest. watson hat am Morgen danach mit ihm gesprochen.
«Als es während der Demonstration zu einer Polizeiaktion kam, machte ich mit dem Smartphone einige Fotos», erzählt der Journalist, der für eine Schweizer Zeitung schreibt. Auf den verwackelten Aufnahmen sind Polizisten von hinten zu sehen sowie – von etwas weiter weg – die gesamte Szene.
«Plötzlich brach Hektik aus», so der Reporter. Die Polizisten hätten ihn dazu aufgefordert, das Bildmaterial zu löschen. Als er sich weigerte, führten die Beamten ihn zusammen mit den Demonstranten ab. Auf dem Polizeiposten wurde die Gruppe, die seiner Schätzung nach rund zehn Personen umfasste, getrennt.
«Ich musste mich einer Leibesvisitation unterziehen und alle Kleider ausziehen: Zuerst musste ich den Oberkörper freimachen, dann den Unterleib.» Die Polizisten, die meisten von ihnen aus dem Kanton Zürich, seien dabei sehr freundlich geblieben.
«Schliesslich musste ich noch ein paar Fragen beantworten und den Hergang aus meiner Sicht schildern.» Nachfragen habe es keine gegeben. Nach einem Blick auf die Fotos hätten die Polizisten ihn schliesslich gehen lassen – die Aufnahmen durfte er behalten. Zwei Stunden dauerte das gesamte Prozedere.
Weshalb er die Fotos ursprünglich hätte löschen sollen – respektive warum die Polizei sie bei näherer Betrachtung doch als unproblematisch erachtete – weiss der Journalist nicht. «Das will ich heute noch in Erfahrung bringen.»
Bei der Kantonspolizei Graubünden will man nicht von einer Festnahme sprechen. «Der Journalist wurde lediglich angehalten, weil er sich während einer Störaktion zusammen mit mehreren einheimischen Demonstranten in der Zone zwischen dem Hotel Belvedere und dem Kongresszentrum aufgehalten hatte», so Sprecherin Anita Senti. Insgesamt habe man elf Personen einer Personenkontrolle unterzogen.
Die Demonstrations-Teilnehmer und der Journalist hätten alle Gegenstände, die sie auf sich trugen, vorübergehend in einem Plastiksack deponieren müssen. «Ziel solcher Kontrollen ist es sicherzustellen, dass die Personen keine gefährlichen oder verbotenen Gegenstände auf sich tragen.» Da das Ergebnis negativ ausgefallen sei, habe die gesamte Gruppe den Polizeiposten wieder verlassen können. Keine der Personen müsse mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
Von einer Leibesvisitation, bei der sich die untersuchten Personen ausziehen mussten, hat Senti keine Kenntnis. Die Fotos des Journalisten wurden laut der Polizeisprecherin kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Polizisten gewahrt werden. «Problematisch wäre es gewesen, wenn die Einsatzkräfte auf den Bildern aus der Nähe erkennbar gewesen wären.»